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Handelskrieg: Wie dringend braucht China den Deal?

Wie dringend brauchrt China einen Deal im Handelskrieg? Blickt man auf die neuesten Wirtschaftszahlen aus China, so sind diese nicht wirklich vertrauenserweckend. Obwohl man schon im Januar diesen Jahres mit allerlei Stimuli durch die Peopleˋs Bank of China und die chinesische Regierung versucht hat, den wirtschaftlichen Abschwung zu verhindern – was anfangs auch etwas gelungen war – ist jetzt Ernüchterung eingekehrt.

Sichtbar ist das am chinesischen Aktienmarkt: Die Anleger haben lange daran geglaubt: der chinesische Aktienindex CSI 300 war von Jahresbeginn bis Mitte April schon über 38 Prozent in die Höhe geschossen. Inzwischen ist der Index jedoch wieder zurückgekommen und steht jetzt dort, wo er schon vor drei Monaten gestanden hat. Von Jahresendrally also an Chinas Aktienmärkten keine Spur.

Das Konjunkturprogram hat an Wirkung eingebüßt.

 

Handelskrieg und chinesische Wirtschaftsdaten

Der Handelskrieg mit den USA hinterlässt natürlich in der Exportwirtschaft Chinas seine hässlichen Spuren, schließlich hat man mit dem Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA von 539 Milliarden Dollar (Stand 2018) dort die ganz großen Probleme. Hierzu ein paar Zahlen und Fakten, die das derzeitige chinesische Dilemma kennzeichnen:

  • Der chinesische Einkaufsmanagerindex im Verarbeitenden Gewerbe lag im Oktober unterhalb der Wachstumsschwelle von 49,3 Punkten. Abgesehen von zwei Monaten praktisch schon das ganze Jahr 2019 über.
  • Die Industrieprofite sind bereits sieben Monate in Folge rückläufig, aktuell minus 9,9 Prozent zum Vorjahr und damit auf dem niedrigsten Niveau seit 2011.
  • Die Autoverkäufe liegen 15 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres und sind nun schon 16 Monate in Folge gefallen.
  • Das offizielle Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegt bei 6,0 Prozent, was bereits der niedrigste Stand seit 27 Jahren wäre. Insidern zufolge kann man aber eher von drei Prozent ausgehen.
  • Deutlich aussagekräftiger für den Zustand der Wirtschaft Chinas sind die chinesischen Importe, denn diese können als westliche Exporte besser überprüft werden. Diese sind ebenfalls zu Jahresbeginn in den Minusbereich abgedriftet und befinden sich, nach einer kleinen Erholung im Sommer, bereits seit einigen Monaten bei etwa fünf Prozent auf der Minusseite.

Das Fatale an dieser Wirtschaftsentwicklung ist zudem, dass Chinas Zentralregierung ihren Bürgern beim vorletzten Parteitag versprochen hat, deren Pro-Kopf-Einkommen von 2010 bis 2020 zu verdoppeln. Dieses Versprechen ist aber jetzt in Gefahr.

Zwar liegen Chinas Staatsschulden im Vergleich zu den westlichen Staaten nur bei moderaten 51 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt, ebenso wie die Verschuldung der Konsumenten mit 53 Prozent, aber die Verbindlichkeiten der Unternehmen lagen selbst nach dem Abbau der letzten Jahre noch bei 152 Prozent zum BIP (Quelle statista 2018).

Aufgrund dieser genannten Wirtschaftszahlen wird die Aussage des Chefvolkswirtes der Commerzbank, Dr. Jörg Krömer, durchaus realistisch: „China wird den Westen nicht noch einmal aus der Rezession herauskatapultieren.“

 

Fazit

Was bedeutet dies für den Handelskrieg mit den USA? Beide Seiten können eigentlich nicht mehr eskalieren: China wegen eines weiteren Einbruchs der Wirtschaft, die sich nach der schuldenfinanzierten Infrastruktur-Sonderkonjunktur bereits in argen Nöten befindet.

Hier zur Erinnerung nochmal die Finanzkrise: Im Jahr 2009 kollabierte die chinesische Exporttätigkeit mit einem Minus von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zentren der chinesischen Exportindustrie im Südosten wurden von tausenden von Unternehmenszusammenbrüchen erschüttert, Millionen von Wanderarbeitern verloren ihre Anstellung und mussten zurück ins chinesische Hinterland. Dies wird man 2020 unbedingt verhindern wollen.

Und die Vereinigten Staaten? Da gibt es derzeit eigentlich nur ein zentrales Motiv: Donald Trump möchte in knapp elf Monaten wiedergewählt werden, dazu braucht er starke Aktienmärkte und eine florierende Wirtschaft. Bei einer weiteren Eskalation im Handelskrieg wird er bei einer weiteren Abschwächung der US-Wirtschaft keines von beidem bekommen.

Auf der anderen Seite können beide Parteien im Handelskrieg nicht einlenken, ohne dem eigenen Volk eine gesichtswahrende Lösung zu präsentieren: Donald Trump wird einen Mini-Deal als (Teil)Sieg über China präsentieren wollen. Und Xi Jinping als Ergebnis chinesischer Stärke gegen den amerikanischen Kontrahenten, der es nicht geschafft hat, das große chinesische Volk zu erpressen.

Der Handelskrieg verschärft die Probleme Chinas



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2 Kommentare

  1. Gibt es denn jetzt langsam mehr Investoren, die sich mit Shorts absichern?
    Wenn schon der größte Fonds sich vor Tagen eingedeckt, müssten doch langsam auch andere mitziehen oder?
    Allein bei dieser Nachricht, dass Trump jetzt das Hongkong Bill unterzeichnet sollte doch langsam eine kleine Korrektur im Raume stehen.

  2. Die „Marktteilnehmer“ warten ab wegen dem dauernden Hin und Her der letzten Wochen und Monate und sind schon etwas Richtung Weihnachten im Ruhemodus.

    Und China hat dazu noch die Pest am Hals; darüberhinaus sickern mal wieder Dokumente (china cables) über das normale Regieren der kommunistischen Diktatur durch. Sogar die Bild titelt „Arbeitslager in China: Eine Million Muslime ohne Prozesse…“. Da werden die restlichen in der Welt hellhörig werden.
    https://www.japantimes.co.jp/news/2019/11/27/business/vw-defends-xinjiang-car-plant-china-internment-camp-cables/

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