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Handelsstreit: Treiben Hoffnungen auf den Deal die Kurse?

Ist die Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit der Grund für die Rally an den Aktienmärkten? Hält die Jahresendrally weiter an, die inzwischen nahtlos in eine Vorweihnachtsrally übergegangen zu sein scheint? Für eine Santa Claus Rally ist es noch zu früh, schließlich bezeichnet diese die Kursanstiege im Dezember, streng genommen eigentlich die der letzten fünf Börsentage des Jahres, die sich auch noch ins neue Kalenderjahr hineinziehen können.

Sollte es aber tatsächlich die nächsten 25 Tage bis zum Schließen der Bücher an Weihnachten keine substanzielle Korrektur mehr geben? Nachdem es jetzt schon 26 Tage sind, an denen der S&P 500 seine 10-Tageslinie nicht unterschritten hat. Kaum anzunehmen. Aber was ist eigentlich der Treiber für das Streben der Märkte auf immer neue Höhen in den USA – und nicht nur dort?

 

Handelsstreit: Warten auf Phase 1, oder auf Godot

Es gibt kaum eine Wirtschaftssendung im Fernsehen oder eine aktuelle Berichterstattung, in welchem Medium auch immer, in dem nicht darauf hingewiesen wird, dass die Hoffnung auf ein kleines Abkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China der permanente Treiber für die nun schon seit Wochen andauernde Aktienmarktrally sein soll. Das ist Mainstream in einer so deutlichen Ausprägung, dass es für mich ein Zeichen ist, dass dies nicht (mehr) hinter den Kursanstiegen steht! Man scheint vielmehr voneinander abzuschreiben im Strudel der Börsennews. Wann passiert denn an den Börsen etwas, was so offensichtlich für jedermann ist? Eigentlich ziemlich selten.

Ist es tatsächlich so, dass positive Äußerungen von Larry Kudlow, Willbur Ross, Steven Mnuchin oder Mr. President himself jedes Mal für kräftige Kursanstiege sorgen – das Dementi dann hingegen nur für kleine Abschläge, sodass die die Kurse immer weiter nach oben gehen?

Das würde ja bedeuten, dass die Investoren von Woche zu Woche auf eine immer bessere ökonomische Lösung des Zollstreits setzen, obwohl parallel vonseiten Chinas und den USA immer öfter gemeldet wird, dass es Schwierigkeiten bei den zentralen Fragen gibt und selbst das Landwirtschaftsabkommen nicht im versprochenen Umfang umgesetzt werden kann.

Und warum steigen die Kurse in Italien und Frankreich sogar stärker als an der Wall Street (+28% seit Jahresbeginn), obwohl man jetzt nicht gerade der Profiteur einer sino-amerikanischen Minimaleinigung wäre? Welcher Programmierer konditioniert die Algorithmen zum x-ten Male dergestalt, dass man bei diesen Nebelkerzen einen Kaufbefehl auslöst, der in kurzer Zeit wieder in ein Verkaufssignal mündet? Haben die Investmentfonds, die mit Algos arbeiten, nicht im 3. Quartal zu 70 Prozent die Performance des S&P 500 als Benchmark verfehlt?

Sollte man daraus keine Lehren ziehen? Und wenn verkauft wird, muss es auch Käufer geben, die zumindest mittelfristig an eine Verbesserung der Kurse glauben, sonst würde der Markt in summa nicht steigen. Nicht nur in den USA, denn betrachtet man die Weltmärkte, so ist fast überall Hausse angesagt und dies obwohl es ökonomisch ziemlich bedeutungslos ist, ob die Chinesen amerikanisches Schweinefleisch oder Sojabohnen kaufen.

Der Handelsstreit mit seiner vagen Hoffnung auf eine Minilösung spielt sicher eine Rolle, aber es dürfte sich um ein Bündel von Faktoren handeln, die die Märkte in die Höhe treiben. Und nach der wiederholten Feststellung, dass in den USA zehn Prozent der Bürger 90 Prozent des Aktienvermögens halten, dürfte es auch klar sein, dass es nicht „Joe Sixpack“ sein kann, der für die Jahresendrally verantwortlich zeichnet. Was also sind die Treiber für das Jahresfinale an den Börsen, welches seit Mitte Oktober so richtig Schwung aufgenommen hat?

 

Die treibenden Faktoren

Nummer eins ist eindeutig der vielbeschriebene Zinsfaktor, nach der letzten Zinssenkung der Fed am 30. Oktober und die damit verbundenen Versicherungen von Chairman Powell als Topos einer Orgie von 70 Zinsschritten weltweit, allein im dritten Quartal 2019.

Das gepaart mit der fortlaufenden Zuführung von Liquidität in das Interbankensystem, was augenscheinlich einen Crash am Markt erfolgreich verhindert hat. Dazu das Aufkaufprogramm der Fed für kurzlaufende Staatsanleihen in Höhe von 60 Milliarden Dollar monatlich. Die weltweite Liquidität zieht weiter nach oben und offenbart im Chart eine erstaunliche Kongruenz zur Entwicklung des S&P 500.

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8 Kommentare

  1. @Wolfgang, guter Artikel! Eines jedoch fällt mir schwer zu verstehen:
    Für viele wäre das wieder einmal der Beweis für den Casino-Charakter der Börse, den Antizipationsmechanismus ignorierend.

    Wenn man 50 Mal etwas falsch antizipiert, bis es dann irgendwann einmal endlich eintrifft, erinnert das doch sehr stark an einen Roulettespieler, der 50 Mal auf Schwarz setzt und jedes Mal falsch liegt, also völlig falsch antizipiert bzw. zockt. Beim 51. Versuch klappt es dann endlich. Dann jubelt unser Spieler „Ich habe es immer gewusst, immer daran geglaubt“!

    Irgendwie doch Casino-Charakter…

    1. @Michael. Hallo. Ich habe mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Die Indizes spiegeln auf lange Sicht im Voraus die akkumulierte Gewinnentwicklung der Unternehmen wider, mit einem Vorlauf von circa einem halben Jahr und natürlich mit Fehlsignalen in Phasen der Angst und Gier. Langfristig dürfte die Prognosequalität vielleicht bei 60/70 liegen. Dennoch ist der Casino-Vergleich bei Einzelwerten manchmal nicht von der Hand zu weisen, aber nicht beim relativierenden Gesamtindex. Natürlich schocken Ausreißer wie im Jahr 2000, aber die Korrektur folgte stets im Sinne der Regression zum Mittelwert. Dazu braucht man sich nur die akkumulierten Gewinne der Dax-Unternehmen, in Relation zum Indexwert in einer Mehrjahresübersicht anzusehen. In einer Glättung, denn der Index ist ein Frühindikator und die Unternehmenszahlen kommen sogar erst nach dem Ablauf des Jahres. Deshalb ist der gleitende 200-Tagesdurchschnitt auch der relativ treffsicherste Indikator in der nebelumwobenen technischen Analyse. Natürlich muss man Marktverzerrungen wie in den USA mit einbeziehen, wenn Unternehmen mit Aktienrückkäufen einen künstlichen Effekt erzielen. Zu diesem Thema kommt noch ein Artikel von mir am morgigen Tag. Aber die „Efficient Market Theory“ des Nobelpreisträgers Eugene Francis Fama ist trotz dieser Entwicklung nicht ganz von der Hand zu weisen. Einzelne Tage mit Übertreibung der Spekulation sind natürlich gegeben, im Sinne von Trial and Error, aber deshalb funktioniert ein freies Spiel der Preisfeststellung a la longue besser als der Versuch administrierter Preisfestlegungen. Dieser Mechanismus braucht Regeln, die die Finanzbranche aus Eigennutz stets auszuhöhlen versucht – Stichwort Deregulierung.
      Gab es am Aktienmarkt schon einmal KGVs von 5 oder 50, nein. Am Rentenmarkt schon, dieser Markt ist durch Notenbankkäufe extrem manipuliert. Sollten die Notenbanken anfangen Aktien zu kaufen (außerhalb Japans oder der Schweiz), ja dann.
      Viele Grüße

  2. @FMW Liebe Redaktion, bitte hört wieder damit auf, Artikel auf 2 Seiten zu zerteilen. Das Weiterleiten auf die 2 Seite kostet nur Zeit und Nerven. Es ist doch ohnehin meistens nur Text, da sehe ich nun wirklich keinen Grund, warum man nicht den ganzen Beitrag – wie in den vergangenen Jahren auch – gleich auf einer Seite darstellt.

    Vielen Dank!

  3. Die ersten (1/3) langfristigen NASDAQ Long-Positionen geschlossen. Der Rest (2/3) eng mit einem SL abgesichert. 5300,- Plus.
    Kurzfristige Long-Position USD/JPY komplett geschlossen. 2200,- Plus.
    Langfristige GOLD Schort-Positionen zu 2/3 geschlossen. Der Rest (1/3) eng mit einem SL abgesichert. 3700,- Plus.
    Die Call-Seite des Trump-Straddle´s der letzten Woche vom Markt genommen 1200,- Plus. Die Short-Seite bleibt im Markt (beim Totalverlust 800,- Minus).

  4. @Thomas, herzlichen Glückwunsch. Dennoch ist das mitteilen von Euro-Summen völlig bedeutungslos. Es bringt niemanden etwas wenn sie die Summen hier nennen, weil jeder sein individuelles Risiko hat und entsprechend seine eigene Gewinnerwartung. Wenn Sie uns Ihre Gewinnmeldung mitteilen möchten, dann bringt es uns vielmehr wenn Sie uns sagen, wieviel Prozent Sie gewonnen oder verloren haben und wieviel prozent Ihr Risiko ( per SL ) beim eingehen der Position betrug. Nur dann können wir hier damit was anfangen und auch bewerten ob der Trade gut oder schlecht war. Wenn Sie z.B. 100 TSD einegsetzt haben und Ihr Anfangsrisiko bei 10 TSD lag, dann wäre dieser Trade trotz Gewinns schlecht gewesen. Das nur mal als Beispiel. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg und Toi, toi, toi….

    1. Hallo @Roberto da ich auch die Einstiege poste ist mein Ziel, nicht von jemandem bewertet zu werden sondern einen Meinungsaustausch anzuregen und jeden am Erfolg partizipieren lassen.
      Ich fahre kein festes Money Management und tue mich schwer mit solchen Rechnungen. Die SL-Setzung ist eher charttechnischer und fundamentaler Natur und richtet sich nie nach CRV.
      Wenn ich glaube, eine Chance im Markt zu erkennen, dabei sind die Elliott-Wellen ein Grundstein der Betrachtung, dann wird im Chart ein Bereich festgelegt, ab dem diese Chance selbst keine Chance mehr hat:-) dort Suche ich nach einem Stopp. Time Frame ist dabei unrelevant, wenn die Muster stimmen.
      Ob ein Trade gut war oder schlecht, ist eine subjektive Wahrnehmung. Ich denke, alles was im Geld beendet wird, ist kein Verlust und somit gut.
      Als Beispiel USD/JPY, das eingesetzte Kapital betrug 9000-deutlich mehr als 1% vom Kapital, für viele schon ein absolutes NoGo. Ist nun der Trade mit einem Ertrag von 2200 gut oder schlecht? Die Prozentfetischisten würden wahrscheinlich sagen, nichts Besonderes. Ich behaupte, wenn man die Laufzeit von 3 Handelstagen, einen SL von 90 (neunzig!) Euro und die Kursentwicklung seit dem obigen Post bedenkt, dann ist der Trade doch perfekt gewesen.

      1. Ja, perfekter Trade.
        Du bis ein toller Investor.

        Schönen Feierabend.

  5. Hi @Thomas. Danke für Deine Erläuterungen wie Du Deinen Trade managst. Es gibt natürlich viele Wege die nach Rom führen. Und wenn ein Trade gut gelaufen ist, dann ist das ja richtig gewesen. Ich meinet nur das die Benennung der Summe in Euro unwesentlich ist, da diese jeder anders empfindet und niemand sich daraus etwas ableiten kann. Daher war mein Beispiel mit dem Einsatz gemeint. Für den einen sind bereits 500 Euro eine riesige Summe und für den anderen ist Dein Gewinn von 5000 Euro eher peanuts. Diese Summe an sich ist immer relativ. Bei einer Prozentangabe ist es erstens neutral und zweitens kann jeder was damit anfangen und sich selbt daran messen, auch wenn er viel mehr oder viel weniger als Du einsetzt. Das wollte ich damit nur sagen. Ich wollte auf keinen Fall dich für Dein Trading kritisieren. Im Gegenteil, ich finde es super das es hier auch jemanden gibt der kurzfrsitiges Trading betreibt, weil ich ja auch diese Schiene aktuell fahre. In diesem Sinne, weiterhin viele schöne Gewinntrades Kollege :-)

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