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Handelsstreit: Trump pokert, China aber spielt Schach!

Warum China wieder einmal gegen Trump gewonnen hat!

Es ist wieder einmal ein Tweet von Donald Trump, der eine überraschende Wende bringt im Handelsstreit zwischen den USA und China:

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/995680316458262533

Ist es nicht seltsam, dass Trump auf einmal Arbeitsplätze in China am Herzen liegen? Normalerweise heißt es doch bei dem US-Präsidenten stets „America first“, insofern dürften für Trump Arbeitsplätze im Reich der Mitte etwa die Relevanz haben, als würde ein Sack Reis in China umfallen! Warum also plötzlich die Sorge um Arbeitsplätze beim zweitgrößten Smartphone-Hersteller Chinas, ZTE? Der Konzern beschäftigt ca. 80.000 Mitarbeiter und war durch den „Bann“ der US-Administration aufgrund eines Verstoßes gegen die Iran-Sanktionen faktisch aus dem Markt geschossen worden, weil das Unternehmen einerseits keinen Zugang mehr zur Android-Technologie hatte, und andererseits faktisch keine Chips mehr für seine Geräte bekam (etwa vom US-Konzern Qualcomm).

In einem weiteren Tweet machte Trump dann gestern in Optimismus: man werde sich schon einigen mit den Chinesen:

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/995746011321597953

Es wird also alles schon werden, alles wird gut, bleibt einfach cool, so die Botschaft des US-Präsidenten. Aber so furchtbar cool dürfte es hinter den Kulissen wohl nicht zugegangen sein! Ende der letzten Woche war ein chinesischer Offizieller nach Washington gereist mit dem Auftrag zu sondieren, ob Gespräche mit der US-Administration überhaupt Sinn machen würden. Nur für den Fall, dass Peking den Eindruck habe, dass echte Verhandlungen wirklich gewünscht seien, so ließ Chinas Führung durchblicken, werde Vize-Premier Liu He in die US-Hauptstadt reisen. Und eine der Vorbedinungen war, dass der „Bann“ gegen ZTE aufgehoben würde, so muß man vermuten. Und Trump tat den Chinesen den Gefallen, weil er den Besuch Liu Hes dringend braucht, um die Sorgen vor einem echten Handelskrieg zu mindern und sein Image als erstklassiger Verhandler wahren zu können. Wieder einmal das Muster also bei Trump: erst laut auf den Tisch hauen, aber dann, wenn eine Eskalation droht, begrenzt zurück rudern.

Auffallend ist: Peking hatte bisher vermieden klar zu stellen, ob es zu dem Besuch von Liu He wirklich kommen werde. Erst nach dem Tweet von Trump über sein Einlenken in Sachen ZTE kam dann die Bestätigung, dass der Vize-Premier ab morgen in Washington sei (bis 19.Mai). Und im übrigen, so der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums Lu Kang, begrüsse man die Verlautbarungen Trumps zu ZTE ausdrücklich. All das zeigt: hätte Trump bei ZTE nicht eingelenkt, wäre Liu He nicht in die USA gereist. Insofern also hat Peking Trump die Pistole auf die Brust gesetzt – und Trump hat entsprechend reagiert!

Damit hat China eine weitere Schlacht gewonnen – so wie im Fall Nordkoreas. Das Einlenken von Kim Yong-un war nur deshalb möglich, weil Peking dem Diktator faktisch eine Bestandsgarantie gegeben hat: verzichtet er auf Atomwaffen, bekommt er eine Sicherheits-Garantie durch China – ohne eine solche Garantie aber hätte sich Kim Yong-un niemals auf einen Verzicht bereit erklärt, weil er dann der Willkür der USA ausgeliefert wäre. Trump triumphierte, aber faktisch ist Nordkorea damit zum Protektorat Chinas geworden, was eine Wiedervereinigung mit Südkorea faktisch unmöglich macht. Gleichzeitig hat Peking Trump seinen guten Willen gezeigt, und das Ego von Trump ist groß genug, als dass er wirklich glauben würde, er hätte einen spektakulären Erfolg errungen. Faktisch jedoch rollt China Asien von hinten auf, während die USA in diesem zukünftig so bedeutsamen Kontinent immer mehr zurück gedrängt wird. China hat schlicht eine überlegene Strategie: während Trump pokert, spielt Peking Schach!


Trump bei seinem Besuch in Peking im letzten Jahr



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10 Kommentare

  1. Fakt ist wir wissen im Moment realativ wenig. -> Viel Raum für Spekulation.
    Nur weil Trump zusagt die Sanktionen gegen ZTE aufzuheben, zu behaupten China hat gewonnen, halte ich gewagt. Diese Sanktionen können bei einem „schlechten“ Ergebnis der Gespräche für die USA jederzeit in Kraft treten. Jede Woche eine neue Richtung vom Trump.

    Nach meinen Kenntnisstand ist China von Kohleimport über die Schifffahrt abhängig. Wie viele Schiffe werden China erreichen wenn die übermächtige Navy antritt? Bis die Gaspipline zwischen Russland und China fertiggestellt ist, wird es noch paar Jahre dauern. Bis dahin in China leicht verwundbar und sie wissen das.

    LG,
    Simply

  2. Dass chinesische Politiker so vorauaschauende denken und strategisch handeln, ist ein Mythos. Oder anders gefragt: Was spricht dafür? Unter Deng Xiaoping hat China die Wirtschaft von kommunistischen Fesseln befreit und ausgehend von einem niedrigen NIveau gab es dadurch seitdem eine beachtliche Aufholjagd. Ob die Wachstumsraten aktuell überhaupt noch so hoch sind, wie offiziell verlautbart, darf getrost bezweifelt werden und dass das Wachstum noch einmal über 30 Jahre so hoch bleibt, ist extrem unwahrscheinlich. Was bleibt, ist eine Art Staatskapitalismus.

  3. Cooler Titel

    Sagt eigentlich schon alles !
    Auf den Punkt gebracht; well done :-)

  4. Nö, es geht eher wohl darum ?

    „Die chinesische Zeitung „Global Times“ vermutete in einem Kommentar am Montag, dass Trump eingelenkt habe, weil ZTE ein wichtiger Abnehmer amerikanischer Halbleiter sei und er letztlich amerikanische Jobs retten wolle. Allein 2017 importierte China Halbleiter im Wert von 260 Milliarden Dollar – und gab damit mehr Geld für sie als für Öl aus.“ (!!!!)

    Da nutzt einem Donald Trump „America first“ gar nix. :D

  5. Und für die Chinesen geht es genauso um viel, siehe hier, die wollen nämlich schon ganz gerne Ihre Huawei-Handys im Amiland „loswerden ?“ :

    https://www.stern.de/digital/smartphones/huawei-chef-richard-yu-flippt-auf-der-ces-aus—und-das-ist-der-grund-7816920.html

    „…“Something I Want To Share“. Auf Deutsch „Darüber würde ich gerne reden“. Es folgt ein fünfminütiger, impulsiver Vortrag. Yu, der zwar gerne gegen die Mitbewerber stichelt, aber immer seine Contenance bewahrt, wird lauter und fahriger: „Ihr habt sicherlich die Meldungen gelesen“, beginnt er. Natürlich kannte das Publikum die Berichte, dass AT&T, einer der größten US-Mobilfunkanbieter, in letzter Minute die Reißleine zog und bekanntgab, das Mate 10 Pro nicht mit Verträgen anzubieten. Angeblich gab es Druck seitens der Politik und Befürchtungen, die chinesischen Smartphones könnten für Spionagezwecke missbraucht werden…

    Na das ist mal wieder typisch Donald…

  6. Die Globalisierung hat solche Ausmaße angenommen, dass Beschränkungen, Zölle oder Sanktionen zwischen den Industriestaaten sofort richtig Sand ins Getriebe bringen. Beispiel: ZTE kauft von Qualcomm für Milliarden Halbleiter, gleichzeitig liefert diese US-Firma die Modems für das iPhone X, welches in China durch Billiglöhner von Foxconn zusammengebaut wird (mit vielen Teilen aus Japan und Südkorea). Da soll Trump mal anfangen für diese Länder Zollschranken aufzubauen. Wahrscheinlich haben die Manager von Qualcomm Trump vorgerechnet, wieviel Arbeitsplätze in den USA verloren gehen. Die Weltwirtschaft ist halt nicht die Immobilienbranche. Unter anderem deshalb macht Trump immer wieder Rückzieher, weil ihm die Kolleteralschäden seiner Maßnahmen bewusst gemacht werden.

  7. „verzichtet er auf Atomwaffen, bekommt er eine Sicherheits-Garantie durch China“
    So wie die Sicherheitsgarantie die die Ukraine bekommen hat?
    Nordkorea braucht die Bombe nicht um sich vor den USA sondern vor China zu schützten,

  8. Der Donald sollte am besten mit dem Mauerbau zu Mexiko anfangen, da kann kein er keinen Schaden anrichten und – Der Donald hat Wort gehalten : die Mauer den Amerikanern ! :D

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/grenze-usa-mexiko-testlauf-fuer-trumps-mauerplaene/21178350.html

    „…Auch aus dem Umfeld der Nationalgarde gibt es kritische Stimmen gegen die Mauer. David Scott Kennedy diente bei der Operation „Jump Start“ unter Präsident George W. Bush im Jahr 2006 in der Region an der Grenze zu Mexiko. Er habe dabei viel von dem Leid der Migranten erfahren, die versuchten, über den Fluss in die USA zu gelangen, sagt er rückblickend.

    Die erneute Stationierung der Nationalgarde findet er trotzdem gut. Aber den Bau einer Mauer hält er für lächerlich. „Sie werden einen Weg finden, um rüberzukommen“, sagt er. „Die Grenzmauer ist meiner Meinung nach Geldverschwendung. Wir sollten andere Dinge unternehmen.“

    Den US-„Rostgürtel“ kann er sowieso nicht „entrosten“, aber da freut sich doch das Repubilkaner-Herz ? ;)

  9. Als allererstes fallen immer die Bauern…

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