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Hat Mario Draghi gestern die Unwahrheit gesagt? Sieht ganz so aus!

Hat die EZB wirklich noch nicht, wie Mario Draghi gestern behauptete, über die Reduzierung der Anleihekäufe nach Dezember 2017 gesprochen? Ein wohl sehr zuverlässiger Insider-Bericht spricht dagegen - und das bedeutet : Draghi hat sehr wahrscheinlich gelogen!

FMW-Redaktion

Ach, wie langweilig wären die Märkte doch, wenn es nicht die Durchstechereien gäbe von Insidern aus Notenbanken, die einen Einblick geben, was hinter den Kulissen abläuft. So hatten etwa Insider bereits am Mittwoch, also einen Tag vor der EZB-Entscheidung, genau das berichtet, was dann auch kam: die EZB werde die Entscheidung über das QE erst im Oktober treffen, und auf der September-Sitzung nur die Wachstumsaussichten anheben und gleichzeitig die Inflationserwartung senken. Bingo – Draghi und die EZB hatten sich exakt an dieses Skript gehalten!

Mario Draghi hatte gestern ja einen Spagat versucht: er versuchte den Euro schwach zu reden (Wechselkurs schaffe Unsicherheit) und gleichzeitig die Wirtschaft der Eurozone stark zu reden. So richtig erfolgreich war das nicht: der Euro stieg.

Aber Draghi hatte gestern auf die Frage eines Journalisten auch gesagt: nein, man habe gar nicht über Tapering gesprochen, also über die Reduzierung der Anleihekäufe nach dem Ende des bisherigen Programms im Dezember 2017. Wirklich?

Heute kommt jedenfalls ein neuer Insider-Bericht, aus derselben Quelle wie vom Mittwoch stammend – und der spricht für das Gegenteil. Spricht dafür, um es auf den Punkt zu bringen, dass Mario Draghi hier ganz klar die Unwahrheit gesagt hat. Der tumbe Volksmund würde dazu sagen: er hat gelogen!

Denn in diesem Bericht heißt es: die EZB diskutiere derzeit vier Szenarien für QE nach Dezember 2017. Zwei Szenarien betreffen die Dauer des QE, das nach Ende des „alten QE“ kommen werde: entweder eine Verlängerung um sechs oder um neun Monate. Die zwei anderen Szenarien betreffen das Volumen: entweder 40 Milliarden pro Monat oder 20 Milliarden pro Monat.

Da, wie die Insider berichten, die EZB an einem großen Konsens interessiert sei, vermuten wir: man wird sich auf einen Kompromiß einigen, auf einen Mittelweg: also entweder 20 Milliarden für neun Monate oder 40 Milliarden für sechs Monate – wobei letztere Variante zwar vom Gesamtvolumen der Käufe höher ist, aber die Käufe eben auch eher enden würden, was der EZB vermutlich nicht so gelegen käme! Also aus unserer Sicht Priorität für Szenario eins: 20 Milliarden für neun Monate.

Klar: schon gestern hätte man sich denken können, dass Draghi hier nicht die Wahrheit erzählt! Denn wie soll das denn gehen: im Oktober will man eine definitve Entscheidung treffen, aber bis jetzt hat man gar nicht über diese Entscheidung diskutiert? Sehr sehr unwahrscheinlich, Mario! Das wäre etwa so, als ob Donald Trump sagen würde: im Oktober entscheide ich darüber, ob die USA Nordkorea angreifen werden – aber nein, bislang haben wir darüber noch gar nicht diskutiert..

Die wirkliche Kunst des Lügens besteht doch eigentlich darin, sich dabei nicht erwischen zu lassen! Lügen kann jeder, sich dabei nicht erwischen lassen aber nicht jeder, lieber Mario. Wobei das Motoiv der Lüge auf der Hand liegt: bloß nichts sagen, was den Euro weiter steigen lassen könnte, und das aus dem Mund des Maestros persönlich. Also lässt der gute Mario die „Drecksarbeit“ andere erledigen, die die Märkt auf das vorbereiten sollen, was kommen wird!

 


Foto: EZB



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4 Kommentare

  1. wir können die anleihekäufe für 9 Monate verlängert werden, dachte diese anleihen gehen zur Jahreswende aus ?

  2. M.E. hatte Draghi gesagt, dass die Diskussion bezüglich QE „preliminary“ – also vorläufig war.

  3. Mir persönlich ist das völlig egal ob Draghi das so gesagt hat aber was anderes gemeint hat. Oder ob er bewusst „gelogen“ hat und in Wirklichkeit doch über Tapering gesprochen hat. Ja und? Unwichtig.

    Und ändert alles nichts daran, dass auch in Zukunft erstmal noch viele viele Monate immer noch mehr und noch mehr Euros in Umlauf kommen. Und falls es tatsächlich mal nicht mehr genügend Anleihen zum Ankauf geben sollte, dann kauft die EZB einfach unendlich viele US-Dollar. Das stützt zum einen den Dollarkurs (falls mal wirklich die 1,25 überschritten werden sollten) und zum anderen schwemmt es immer noch weitere Euro auf den Markt.

  4. Der Draghi-Crash kommt. Die Blase wird monatlich mit 60 bis 80 Milliarden aufgepumpt und keiner fragt wo dieser Größenwahn hinführt. Draghi selbst ist einfach nur noch ein „Blinder Passagier“.

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