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Hat Tesla den Turnaround geschafft? Nein!

Tesla-Auto Innenansicht

Tesla hat vier Quartale in Folge einen Gewinn ausgewiesen. Fans hoffen nach den gestrigen Quartalszahlen auf eine Aufnahme des Unternehmens in den S&P 500 Index, was dann nach Ansicht der Fans zahllose Käufe durch passive Investmentvehikel wie ETFs nach sich ziehen sollte. Zwar gibt es Forschungsergebnisse, die genau den gegenteiligen Effekt zeigen, doch das kümmert Fans wenig. Was die Aktionäre jedoch kümmern sollte, ist die Frage, wie Teslas Bilanzen aussähen, wenn das Unternehmen wie ein normales Wachstumsunternehmen agieren würde. Das Ergebnis ist katastrophal. Statt Gewinnen hätte es wie immer Verluste gegeben. Tesla sparte sich den Gewinn zusammen, ist so aber kaum dauerhaft überlebensfähig. Schon gar nicht bei der aktuellen Rekord-Marktkapitalisierung.

Service und Garantieleistungen wurden bei Tesla seit 2018 zusammengestrichen

Die Kosten der vier Gewinnquartale trugen bislang vor allem die Kunden des Unternehmens. Langfristig werden es jedoch die Aktionäre sein. Seitdem Tesla versucht, profitabel zu arbeiten, also seit dem 3. Quartal 2018, mussten sich Kunden auf diverse Zumutungen einstellen. In die Service-Infrastruktur hat Tesla kaum noch investiert. Trotz um mehr als 400.000 Autos (oder fast 50%) gewachsener Fahrzeugflotte stagnieren die Ausgaben für die Service-Sparte seit dem 4. Quartal 2018. Teslas eigene Service Center sind für Kunden jedoch die einzige Möglichkeit, Reparaturen an ihren Fahrzeugen ausführen zu lassen – insbesondere während der Garantiezeit.

Garantie gibt es aber ohnehin kaum noch. Tesla schränkte die laufleistungsunabhängige Garantie für Batterien und Motoren von Model S und X auf 240.000km ein. Die Garantieausschlüsse sind inzwischen länger als die garantierten Eigenschaften der Fahrzeuge. Selbst fahren auf verdreckter Fahrbahn oder das Nichtinstallieren eines der unentwegt angebotenen Updates lässt die Garantie erlöschen. Durch die zwingend zu installierenden Softwareupdates verschlechterte Leistungsparameter sind wiederrum nicht von der Garantie gedeckt. Wenn Tesla also, wie bei diversen Model S geschehen, die Batteriekapazität und/oder die Ladeleistung per Software-Update reduziert, haben Kunden Pech gehabt. Installieren sie das Update nicht, haben sie auch Pech gehabt. Glück hat in beiden Fällen nur Tesla – denn sie sparen sich teure Garantiereparaturen.

Unzureichende Investitionen in Ladeinfrastruktur konzentriert Tesla auf die USA

Der Ausbau des hauseigenen Schnellladenetzes läuft auch hauptsächlich in den USA, während er in Europa und China stagniert. Kamen in den USA seit dem 1. Juli 2018 63% neue Standorte hinzu, waren es in Europa nur 29% und in China nur 43%. Die Fahrzeugflotten haben sich seitdem jedoch durch das Model 3 vervielfacht. Trotz der Priorisierung der USA kommt es selbst dort immer wieder zu langen Warteschlangen vor den Schnellladern, weil der Ausbau mit dem Flottenwachstum nicht Schritt hält. In Europa und China hingegen können Kunden auf andere Schnelllade-Anbieter ausweichen, da Tesla in beiden Märkten auf Standard-Ladeanschlüsse setzt, während in den USA der eigene proprietäre Anschluss verwendet wird.

Während Tesla selbst keine anderen Fabrikate an den eigenen Schnellladern laden lässt, wälzt man in China und Europa also einen Teil des Problems auf andere Anbieter ab – wie z.B. das von der deutschen Autoindustrie finanzierte Ionity-Netzwerk. Gespart wurde auch am Verwaltungs-Oberbau. Obwohl Tesla inzwischen drei-bis viermal so viele Autos verkauft wie 2017 und zwei statt einer Fabrik betreibt, sind die Verwaltungskosten gesunken. Das äußert sich für Kunden zum Beispiel in kaum erreichbaren Mitarbeitern und regulär ignorierten eMails.

Aus Kostengründen baut Tesla Autos in Zelten und auf Parkplätzen

Gespart hat Tesla auch an den Investitionen in Fabriken, was sich für Kunden in mangelhafter Fahrzeugqualität äußert. Legendär sind inzwischen die Lackprobleme beim Model 3 und Y, die bis hin zu sich großflächig abziehenden Lack an fast neuen Fahrzeugen reichen. Ursächlich dafür ist die Tatsache, dass Tesla in der Fremonter Fabrik etwa 50% mehr Fahrzeuge durch die Lackierstraße schleust, als ursprünglich geplant. Statt zweier wurden nur eine Lackierstraße installiert. Um Zeit zu sparen, wurde die Schichtdicke des Lackes und durch den serienmäßigen Einbau von Glasdächern die zu lackierenden Flächen reduziert. Der nach kurzer Zeit abplatzende Lack deutet zudem auf unzureichende Grundierung und eventuell zu kurze Trocknungszeit hin.

Dass ein Teil der Fahrzeuge in einem Zelt vor der Fabrik montiert wird und Luftbilder zeigen, dass die neuen Model Y sogar teilweise unter offenem Himmel auf dem Parkplatz endmontiert werden, hilft zwar die Kosten zu drücken, nicht aber die Qualität hochzuhalten. Selbst wenn wir den unzureichenden Ausbau des Servicenetzwerks, des Schnellladenetzes, die unzureichenden Investitionen in die Fabrik und die vorgezogenen Verkäufe von Emissionsgutschriften außer Acht lassen, würde Tesla allein mit der Kostenstruktur aus dem 2. Quartal 2018 im Jahr 2020 Verlust machen.

Mit der Kostenstruktur von 2018 hätte Tesla 2020 889 Millionen US-Dollar Verlust gemacht

Tesla hätte dann im 1. Halbjahr 169 Millionen US-Dollar mehr für Forschung und Entwicklung ausgegeben und 214 Millionen US-Dollar mehr für Verwaltung. Allein diese beiden Posten machen 383 Millionen US-Dollar Ersparnis aus, bei insgesamt nur 120 Millionen US-Dollar erzieltem Gewinn. Und statt 2.628 Millionen US-Dollar Bruttomarge beim Verkauf qualitativ unzureichender Fahrzeuge wären es nur 2.122 Millionen gewesen. Macht weitere 506 Millionen US-Dollar Minderertrag. Fazit: Tesla hat kein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt, mit dem sie zwar kleine aber stetige Gewinne erzielen, sondern das Unternehmen kaputtgespart, um Gewinne zu simulieren.

Schon im 2. Quartal 2018 lag beim Service und der Fahrzeugqualität etliches im Argen. Aber selbst dieses Maß an Qualität und Service hätte dazu geführt, dass Tesla im 1. Halbjahr 2020 statt 120 Millionen US-Dollar Gewinn 889 Millionen US-Dollar Verlust erzielt hätte. Ewig kann Tesla diesen Sparmodus nicht aufrechterhalten. Denn schlechter Service und unterdurchschnittliche Qualität sprechen sich früher oder später herum. Dass Tesla die Umsätze seit dem 3. Quartal 2018 nicht mehr steigern kann, spricht dafür, dass es sich bereits herumspricht.



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1 Kommentar

  1. MURKSI - Verachter

    Die Tesla Hyper werden früher oder später erkennen müssen, dass man wohl die Aktienkurse wie bei einer Techfirma hochjubeln kann, dass aber aber Tesla trotzdem ein Auto ist , das in Bezug Handel, Unterhalt u.
    Rückrufe nicht ohne ein gut funktionierendes Händler- u. Servicenetz funktioniert.
    Dass eine Firma ohne zufriedene u.am Erfolg teilhabende Mitarbeiter auf Dauer nicht erfolgreich sein müsste dem „ Genie“ Musk bekannt sein. Oder fusst seine Genialität eher auf dem FINANZTRICKSEN ?
    Wenn die US- Justiz die Masstäbe ansetzt, wie sie es beim Behindern ausländischer Banken tut, dann wird der MURKSI ELON noch im Gefängnis landen.

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