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Märkte unterbewerten die Risiken Hawkishe Fed-Mitglieder kündigen weitere Zinserhöhungen an

Hawkishe Fed-Mitglieder kündigen weitere Zinserhöhungen an

So kurz vor der Rede von Jerome Powell am Mittwoch um 19:30 Uhr nehmen die Warnungen einiger Fed-Mitglieder zu. Die Vertreter der US-Notenbank Fed betonten am Montag, dass sie die Kreditkosten weiter anheben werden, um die Inflation einzudämmen. Dafür erwägt die Federal Reserve weitere Zinserhöhungen. Ein wichtiges Fed-Mitglied sagte, dass er die Zinssätze etwas höher sieht, als er noch vor ein paar Monaten prognostiziert hatte. Die Signale der US-Notenbank in Bezug auf das Tempo zukünftiger Zinsschritte sind eindeutig – sie wird bereits auf der Dezember-Sitzung langsamer vorgehen. Die Märkte haben dies mit Freude zur Kenntnis genommen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Fed weniger aggressiv voranschreitet. Denn es deutet vieles darauf hin, dass sie zwar das Tempo drosselt, aber gleichzeitig die Zinsen länger und höher anheben wird, als noch vor wenigen Monaten erwartet. Interessante Aussagen, wie beispielsweise die von James Bullard, dass die Märkte den aggressiven Kurs der Fed unterbewerten, machen deutlich, dass die Hoffnung der Marktteilnehmer auf einen Fed-Pivot wol deutlich verfrüht sind. Nach den hawkishen Aussagen einiger Fed-Vertreter in den vergangenen Tagen richtet sich nun der Fokus auf die Rede von Jerome Powell am Mittwoch um 19:30 Uhr. Neben dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ist vor allem die Rede des Fed-Chefs ein wichtiger Impulsgeber für die Märkte.

Zinserhöhungen: Hawkishe Töne der Fed-Mitglieder

Wie Bloomberg berichtet, haben sich einige Fed-Mitglieder im Vorfeld der Rede von Jerome Powell zu Wort gemeldet. Auffällig dabei: die hawkishen Töne überwiegen. „Eine stärke Nachfrage nach Arbeitskräften, eine stärkere Nachfrage in der Wirtschaft, als ich zuvor angenommen hatte, und eine etwas höhere zugrunde liegende Inflation deuten darauf hin, dass die Geldpolitik im Vergleich zum September einen etwas strafferen Kurs einschlagen wird“, sagte der Präsident der New Yorker Fed, John Williams, am Montag nach einer Veranstaltung des Economic Club of New York zu Reportern. „Keine massive Veränderung, aber etwas höhere Zinssätze“.

Auf einer separaten Veranstaltung sagte der Präsident der St. Louis Fed, James Bullard, der als einer der aggessivsten Vertreter der Notenbank gilt, einen interessanten Satz, er glaube, dass „die Märkte das Risiko, dass der FOMC eher aggressiver als weniger aggressiv vorgehen muss, um die sehr beträchtliche Inflation in den USA einzudämmen, ein wenig unterbewerten“.

Die Beamten der US-Notenbank haben signalisiert, dass sie ihren Leitzins auf ihrer letzten Sitzung des Jahres am 13. und 14. Dezember um 50 Basispunkte anheben wollen, nach vier aufeinanderfolgenden Anhebungen um 75 Basispunkte. Die Währungshüter könnten zudem ihre Prognosen für die Höhe der Zinssätze anheben, wenn sie ihre Wirtschaftsprognosen während der Sitzung aktualisieren – auch wenn nicht klar ist, um wie viel.

Inflation: Notenbank-Protokoll zeigt Zinserhöhungen

Zinserhöhungen: Langsamer, aber dafür höher

In einem Interview mit Bloomberg Television sagte der Präsident der Fed Bank of Richmond, Thomas Barkin, er befürworte eine Verlangsamung des Tempos der Zinserhöhungen in Anbetracht vergangener aggressiver Schritte, fügte aber hinzu, dass der Höchststand der Zinsen möglicherweise länger auf einem höheren Niveau gehalten werden müsse, um die Inflation zu dämpfen.

„Ich bin sehr für einen langsameren, wahrscheinlich längeren und potenziell höheren Weg, als wir ihn bisher gegangen sind“, sagte Barkin. Er fügte hinzu, dass er davon ausgeht, dass die Terminal-Rate „mit Sicherheit“ höher sein werde, als er noch vor einigen Monaten dachte.

Der Leitzins liegt derzeit in einem Zielbereich von 3,75 % bis 4 %. Die Anleger gehen davon aus, dass er im nächsten Jahr einen Höchststand von etwa 5 % erreichen wird, wie die Preise in Terminkontrakten zeigen.

Inflation: Zinssenkungen in weiter Ferne

Williams, der auch stellvertretender Vorsitzender des geldpolitischen Offenmarktausschusses der US-Notenbank ist, äußerte sich zu möglichen Zinssenkungen, sagte aber, dass dieser Zeitpunkt noch mindestens ein Jahr entfernt sei.

„Ich sehe einen Punkt, wahrscheinlich im Jahr 2024, an dem wir die nominalen Zinssätze senken werden, weil die Inflation zurückgeht und wir die realen Zinssätze angemessen positioniert haben wollen“, sagte er.

Laut Bloomberg zeigen die jüngsten Projektionen vom September zwar, dass die Fed-Beamten mit Zinssenkungen im Jahr 2024 rechnen, aber die politischen Entscheidungsträger haben sich weitgehend davor gescheut, so weit in die Zukunft reichende Prognosen zu diskutieren, und sich stattdessen auf die Notwendigkeit konzentriert, die Zinssätze anzuheben und auf einem hohen Niveau zu halten, um einen Rückgang der Inflation sicherzustellen.

Auch die Präsidentin der Fed von Cleveland, Loretta Mester, sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Financial Times, die Zentralbank stehe noch nicht kurz vor einer Pause ihres Zinserhöhungszyklus.

Williams sagte in einer virtuellen Veranstaltung des Economic Club of New York, dass er davon ausgehe, dass wir weitere Zinserhöhungen benötigen und dass wir die restriktive Geldpolitik noch einige Zeit beibehalten müssen, mindestens bis 2023.

Zinsen: die Ziele der Fed

Bullard wiederholte in einem Webcast-Interview mit MarketWatch und Barron’s seine Ansicht, dass die Fed zumindest das untere Ende der Spanne von 5 % bis 7 % erreichen muss, um das Ziel der Notenbank zu erreichen, restriktiv genug zu sein, um die Inflation zu bekämpfen, die sich auf dem höchsten Stand seit vier Jahrzehnten befindet.

„Wir müssen hier der Versuchung widerstehen und den Leitzins wirklich länger auf einem restriktiven Niveau halten, um sicher zu sein, dass wir die Inflation auf das 2 %-Ziel zurückführen“, sagte er.

Aus dem Protokoll der Sitzung vom 1. und 2. November geht hervor, dass die Währungshüter eine Kalibrierung ihrer Maßnahmen weitgehend befürworten, wobei eine „große Mehrheit“ der Meinung ist, dass es bald an der Zeit ist, das Tempo der Zinserhöhungen zu verringern.

Die Ansichten darüber, wie hoch die Kreditkosten letztendlich angehoben werden müssen, waren jedoch weniger klar, wobei diverse FOMC-Mitglieder dafür plädierten, etwas höher als erwartet zu gehen.

Später am Montag sagte die stellvertretende Fed-Vorsitzende Lael Brainard, die US-Zentralbanker müssten sich gegen das Risiko wappnen, dass die Inflationserwartungen in einer Welt, in der die Inflation möglicherweise weniger stabil ist als in den letzten Jahrzehnten, über das 2 %-Ziel hinausgehen.

„Bei einer lang anhaltenden Reihe von Angebotsschocks und hoher Inflation ist es wichtig, dass die Geldpolitik eine Risikomanagement-Haltung einnimmt, um das Risiko zu vermeiden, dass die Inflationserwartungen über das Ziel hinausschießen“, sagte sie. „Eine langwierige Abfolge negativer Angebotsschocks, die den kumulativen Effekt hat, dass das Produktionspotenzial für einen längeren Zeitraum eingeschränkt wird, wird wahrscheinlich eine Straffung der Geldpolitik erforderlich machen, um das Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot wiederherzustellen.

Die Fed erklärte, Brainards Präsentation sei eine aktualisierte Version der Kommentare vom 24. Juni, die sie auf einer Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (Schweiz) gemacht hatte.

FMW/Bloomberg



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