Die aktuelle Rallye an der Wall Street wird vor allem von einem Comeback der großen Technologieaktien, den sogenannten „Magnificent Seven”, getragen. In den ersten Monaten des Jahres gaben die Tech-Aktien noch deutlich nach, wobei der Mag-7-Index fast 30 % einbüßte. Doch trotz der jüngsten Rallye streichen Hedgefonds die Magnificent Seven aus ihren Portfolios und kaufen stattdessen China-Aktien, wie aus einem Bericht von Goldman Sachs hervorgeht.
Hedgfonds stoßen Magnificent Seven ab
Laut den Strategen von Goldman Sachs haben Hedgefonds im ersten Quartal ihre Bestände an den sogenannten Magnificent Seven, den sieben führenden Technologieaktien, reduziert und gleichzeitig ihr Engagement in chinesischen Unternehmen, die in den USA gelistet sind, erhöht.
Wie Bloomberg berichtet, erhöhten die Fonds ihre Investitionen in American Depository Receipts (ADRs) chinesischer Unternehmen, obwohl sich die Handelsspannungen zwischen den USA und China verschärft hatten. Dies geht aus einer Notiz vom 20. Mai von Strategen wie Ben Snider hervor. Zu den beliebtesten ADRs, die von Hedgefonds gehalten werden, gehören Alibaba Group Holding, PDD Holdings und Baidu. Auch der Starinvestor Michael Burry, bekannt aus dem Film „The Big Short”, und sein Hedgefonds setzten lange Zeit auf China-Aktien. Zuletzt wettete er gegen Nvidia und lag damit richtig.
Die jüngste Entwicklung unterstreicht die wachsende Attraktivität chinesischer Tech-Aktien für ausländische Investoren, die das Land aufgrund der Anzeichen für seine steigende Bedeutung bei der Entwicklung neuer Technologien als zunehmend wichtig erachten. Anfang des Jahres erschütterten die Fortschritte des KI-Start-ups DeepSeek die globalen Aktienmärkte, führten zu einem Kurssturz bei den Aktien der „Magnificent Seven“ und markierten einen Wendepunkt in der Sichtweise globaler Investoren auf den chinesischen Technologiesektor.

Chinesische Tech-Aktien sind gefragt
Chinesische Technologieunternehmen sind derzeit besonders attraktiv, da sie zum Teil deutliche niedrigere Bewertungen aufweisen als ihre Konkurrenten aus den USA. Beispielsweise liegt das voraussichtlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von Alibaba bei etwa 13, während das KGV von PDD unter 10 liegt. Unter den „Magnificent Seven“ der Tech-Werte hat nur die Google-Muttergesellschaft Alphabet ein KGV von unter 20, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.
Dennoch wiesen die Strategen darauf hin, dass der Zeitpunkt für die Rotation ungünstig war: Die Aktien der „Magnificent Seven“ haben im zweiten Quartal bisher um mehr als 10 % zugelegt, während die Handelsspannungen die chinesischen ADRs belasteten.
Trotz der Nettoverkäufe zählen die Megacaps der „Magnificent Seven“, darunter Amazon.com, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Alphabet, weiterhin zu den beliebtesten Long-Positionen der Hedgefonds, so die Analysten von Goldman Sachs. Der Bericht umfasst die Bestände von 684 Hedgefonds mit Bruttoaktienpositionen von insgesamt 3,1 Billionen Dollar.
In der Zwischenzeit hat das steigende Interesse an Leerverkäufen die Bruttohebelwirkung der Hedgefonds auf ein Rekordniveau gehoben. Das Short-Interesse an der durchschnittlichen S&P-500-Aktie liegt bei etwa 2,3 % des Streubesitzes, gegenüber 1,8 % im Dezember. Die Analysten schreiben, dass es das erste Mal seit 2021 war, dass das Short-Interesse über den historischen Durchschnitt gestiegen ist. Kein Wunder also, dass ein Großteil der institutionellen Anleger die Rally an den Aktienmärkten verpasst, während die Kleinanleger den Dip kauften.
FMW/Bloomberg
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