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Hilft eine sich abschwächende „Blackout Period“ den US-Aktienmärkten auf neue Rekordstände?

In der sogenannten „Blackout Period“ hat ein Unternehmen eine Sperrfrist für Aktienrückkäufe und Mitarbeiter dürfen keine Aktien des Unternehmens für ihr in den USA gängiges Rentenkonto kaufen..

Ein Gastbeitrag von Manuel Suckart

Der diesjährige Oktober (-6,94%) war für den US-Aktienindex S&P 500 der schwächste Monat seit September 2011 (-7,18%). Die Volatilität an den Aktienmärkten lässt sich unter anderem durch mehrere Umstände erklären.

Im September stiegen die Renditen der US-Anleihen stark an. Als Benchmark wird dabei meist die 10 jährige US-Staatsanleihe genannt. Bei schnell steigende Renditen von Anleihen werden diese für große Handelsteilnehmer zunehmend interessanter, die bestimmte Renditeewartungen von Ihren Investoren erfüllen müssen. Ab einer gewissen Schwelle der Anleiherenditen kann es zu größeren Umschichtungen von Aktien zu Anleihen kommen, was weniger Käufer und somit fallende Aktienkurse zur Folge hat. Ein ähnliches Szenario konnte man bereits anfang Februar diesen Jahres beobachten.

Ein weniger trivialer aber momentan häufig fallender Begriff rund um den Sell-Off im Oktober ist der „Buyback blackout“.

In der sogenannten „Blackout Period“ hat ein Unternehmen eine Sperrfrist für Aktienrückkäufe und Mitarbeiter dürfen keine Aktien des Unternehmens für ihr in den USA gängiges Rentenkonto kaufen. Die Blackout Period wurde von der US-Bankenaufsicht SEC eingeführt und soll Insidertrading eindämmen, da Mitarbeiter und Manager im Unternehmen im Zeitraum der Quartalsberichte über marktsensitive nicht-öffentliche Informationen (material non-public information) verfügen. Warum gehen manche Marktteilnehmer davon aus, dass die „Blackout Period“ Einfluss auf die Volatilität am Aktienmarkt haben könnte?

Dies liegt am momentanen Boom der US-Wirtschaft, der unter anderem durch Trump‘s Steuereform nochmal an Fahrt aufgenommen hat. Unternehmen verbuchen Rekordgewinne und nützen diese für mehr denn ja für Aktienrückkäufe. Durch die Steuerreform kehren zudem enorme Barbestände aus Übersee (Steueroasen wie z.B. Irland oder den Niederlanden) in die USA zurück. Prominentestes Beispiel ist momentan das wertvollste US-Unternehmen Apple, das 100$ Milliarden Dollar in Aktienrückkäufen authorisiert hat. Auch Warren Buffett’s Unterehmen Berkshire Heathaway hat angekündigt, Aktien im Wert von knapp einer Milliarde $ zurückzukaufen.

Der folgende Chart zeigt, dass sich die „Blackout Period“ im November nun deutlich abschwächt:

(Grafik durch ankölicken vergrößern)

 

Das heißt natürlich noch nicht, dass wir zwingend eine Jahresendrallly an den Börse sehen werden, aber es trägt vermutlich zur Unterstützung auf der Kaufseite bei. Laut Schätzungen von Goldman Sachs werden US-Unternehmen rekordträchtige eine Billion $ für Aktienrückkäufe verwenden. Im ersten Halbjahr 2018 wurde bereits ein Anstieg von 51% an Aktienrückkäufen im Vergleich zum Vorjahr dokumentiert. Nach Ablauf der „Blackout period“ im November könnte sich dieser Effekt also nochmal verstärken.

Eine abschwächende „Blackout Period“ ist zwar ein bullisches Signal, aber keine Garantie für steigende Aktienmärkte. Der Handelskrieg mit China und durch die Aussagen der FED weitersteigende US-Renditen könnten weiter ein Damoklesschwert für die Aktienmärkte bleiben.

 

 

Manuel Suckart studierte Financial Markets in Deutschland und Belgien und arbeitet seitdem für den niederländischen Online Broker DEGIRO im Bereich Business Development in Amsterdam. Seine Kolumnen beinhalten allgemein relevante Kapitalmarktthemen und marktrelevante Ereignisse. DEGIRO ist ein preiswerter Onlinebroker in Deutschland. Der Onlinebroker bietet seinen Kunden eine schnelle Registrierung, eine sichere Struktur, eine innovative Plattform und über 60 Börsenplätze.



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2 Kommentare

  1. JA das alles mit den Amis mag ja so sein, aber eines ist m. E. sehr,sehr sicher : Die Amis sind nicht der Markt, ansonsten stünde EUR/USD in ganz anderen, tieferen Regionen. Bei dem derzeitigen Zinsabstand EUR / US wären die 1,04 beim EUR/USD durchaus gerechtfertigt.
    D.h. steigende, oder sogar schnell steigende Anleiherenditen können wir aus der Sicht sowieso „vergessen“ – d da die EZB nicht reagiert.

    Schaut Euch doch mal an, was hier in Europa los ist (Immobilienmarkt), wenn die EZB irgendwann im Septemper-Dezember 2019 reagieren sollte, na dann… :D

    Trotzdem, eine gute Anlayse ! Bravo, bitte mehr davon.

  2. Und zu einem Crash oder massiven Umschichtungen von Aktien in Anleihen kann es gar nicht kommen, weil der Anleihemarkt das sowieso verhindern wird. Bzw, Lehman, bzw die Notenbanken…
    Der Aktienmarkt an sich, liefert immer noch ordentliche Dividendenrendenten im Vergleich zum Anleihemarkt.

    Schnell ansteigenden Anleihe-Renditen auf die 5 % hin (4-5 % , was eigentlich , die Normalität wäre als Anleiherendite ), sowas ist in dieser „Nach-Lehman-Phase“ unmöglich.

    Die „Normalität“ ist eben jene, dass beide Notenbanken, (EZB/US) ihre Zinsen langsam, zu jeweils 0,25 % je Quartal erhöhen müssen !
    Wer sich so eine Suppe einbrockt, muss sie, gaaanz laangsam, wieder „auslöffeln“ … :D

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