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Holzpreise wieder im Keller – wie der freie Markt sich selbst reguliert hat

Holz

Der freie Markt sollte (meine Meinung) gewiss nicht alle Bereiche des Lebens bestimmen, als da wären Krankenhäuser, Wasserwerke etc. Aber in den meisten Lebensbereichen kann der freie Markt Probleme am besten lösen. Obwohl es hier und jetzt um das Thema Holz geht, erstmal ein winziger Ausflug zum Thema Masken. Zum Start der Coronakrise stellte man in Europa fest, dass OP-Masken ausschließlich in Asien hergestellt werden. Und da die Nachfrage explodierte, verlangten die asiatischen Hersteller astronomische Preise. Umgehend machten sich unzählige Produzenten in Europa daran Masken herzustellen, weil es bei den hohen Preisen ein äußerst lohnendes Geschäft war. Und zack… als so viel produziert wurde, dass es ein Überangebot gab, krachten die Maskenpreise wieder runter auf normale Niveaus.

Holz erst mit Hausse, dann mit Absturz

Und beim Holz? Da sahen wir im Verlauf der Coronakrise gigantische Preisanstiege (wir berichteten mehrmals). Denn vor allem in den USA entstand ein gigantischer Nachfrageboom nach Häusern, die dort überwiegend aus Holz gebaut werden. Die Nachfrage war so groß, dass massenweise Holz aus Europa in die USA und nach China verkauft wurde. So wurde Holz auch hierzulande ein knappes Gut, und die Preise explodierten. Heute sehen wir, wenn wir auf die Futures-Kurse in den USA schauen, einen Kurs von genau 500 Dollar nach einem Höchstkurs von 1.670 Dollar im Mai. Der Chart zeigt es eindeutig – der Terminmarkt für Holz ist wieder auf relativ normalen Niveaus angekommen, denn kurz vor Ausbruch der Coronakrise im Februar 2020 lag der Preis bei 460 Dollar.

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Mechanismus funktioniert

Nicht nur, dass im massiven Preisanstieg für Holz bis Mai viel Spekulation enthalten war, die nun wieder entwichen ist. Auch ist es logisch nachvollziehbar, dass Hauskäufer und Heimwerker hierzulande und auch in den USA ihre Einkäufe verschieben, wenn der Preis für Holz quasi bis ins Unendliche zu steigen scheint. Hinzu kommen zahlreiche Berichte, dass im Zuge der steigenden Holzpreise die Kapazitäten von Sägewerken massiv ausgeweitet werden. Hier zeigt sich der regulierende Mechanismus des freien Marktes. Ist eine Ware stark im Preis gestiegen, wollen die Produzenten mehr herstellen, weil sich damit gutes Geld verdienen lässt. Steigt die Produktion dann stark an, sinken die Preise wieder auf normale Niveaus. Umgekehrt funktioniert der Mechanismus natürlich genau so gut.

Weiterhin hohe Nachfrage nach deutschem Holz

Aktuelle Berichte zeigen aber offenbar, dass der Preisdruck für Holz in Deutschland weiter anhält. Womöglich wird durch das Leerkaufen deutscher Holz-Bestände der Markt in den USA so weit gesund reguliert, dass dort am Terminmarkt der Holzpreis auf Normalniveaus fallen konnte. Jetzt muss nur noch die ausländische Nachfrage nach deutschem Holz sinken, oder das Angebot weiter deutlich ausgebaut werden. Die Erfahrung lehrt, dass solche Phasen wie jetzt der leergekaufte Markt in Deutschland letztlich reguliert werden durch Mengen-Verschiebungen bei Nachfrage oder Angebot. Aber wird eine womöglich rot-grüne Regierung ab September womöglich die einfachste (marktverzerrende) Lösung wählen, einen Exportstopp für Holz?

Chart zeigt Kursverlauf im Holz-Future seit Februar 2020
TradingView Chart zeigt Kursverlauf im Holz-Future an der CME seit Februar 2020.



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4 Kommentare

  1. Wenn der Preisdruck für Holz in Deutschland weiterhin ungebremst anhält, scheinen die Marktmechanismen anscheinend doch nicht zu funktionieren. Außer vielleicht in USA, die sich schon Zeit ihres Lebens auf Kosten der restlichen Welt bedienen. Das Angebot in Zeiten der Klimakrise und massenhaft erkrankender Wälder noch weiter auszubauen, scheint auch nicht unbedingt die klügste Idee zu sein. Es ergibt angesichts des Zustandes von Umwelt und Klima einfach nicht mehr den geringsten Sinn, isoliert rein liberal marktökonomisch zu denken. Einzig Sinn macht alleine ein rasantes und sofortiges Umdenken hin zu sozial-ökologischer Marktwirtschaft. Und wenn das ein Exportstopp sein muss, weil gierige Marktteilnehmer kein Bewusstsein für Ökologie, langjährige Kundentreue und die Vorteile eines stabilen nationalen Marktes besitzen, ist das auch in Ordnung. Den doofen Hinweis auf Rot-Grün hätten Sie sich dabei ersparen können, das ist reine Spekulation, Unterstellung und Polithetze.

  2. FRIEDRICH OBERNDORFER

    Hallo Herr Holzner,

    ein rasantes und sofortiges Umdenken hat leider oft zur Folge, dass die Dinge nicht richtig durchdacht werden und dann falsch umgesetzt werden. Bestes Beispiel dafür ist die völlig verfehlte Energiepolitik unserer Bundesregierung incl. beschlossenem Atomausstieg. Allein ein internationaler Vergleich der Strompreise offenbart, dass diese Politik weder sozial, noch marktwirtschaftlich denkt. Das Schlimmste ist, unsere Politik denkt nicht mal ökologisch, sondern zuerst immer nur an sich.

    1. Sehr, sehr zutreffend beschrieben… Diese Katastrophe.

    2. Hallo Herr Oberndorfer,
      zum Durchdenken und Umsetzen war mehr als genug Zeit. Die Probleme sind seit mindestens 30 bis 40 Jahren bekannt. Bereits 1992 wurde die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen verabschiedet und auch unterschrieben. Passiert ist seither nichts. Danach folgte Kyoto, dann Paris. Passiert ist wiederum nichts. Sie sehen also, auch in langen Zeiträumen wird nichts richtig durchdacht. Und das gilt übrigens weltweit.

      Ein Großteil der Stromkosten wird durch Bereitstellungs- und Netznutzungsentgelte verursacht, also marktwirtschaftliche Faktoren. Dabei ist es so, dass energieintensive Industrien so gut wie gar nichts bezahlen, was am Ende auf den Verbraucher und das Kleingewerbe abgewälzt wird. Selbiges gilt übrigens auch für die EEG-Umlage.
      https://www.sn-online.de/Nachrichten/Wirtschaft/Deutschland-Weltweit/Viele-Unternehmen-zahlen-keine-Strom-Netzentgelte

      Das ist zwar sehr marktwirtschaftlich gedacht, aber weder sozial, noch ökologisch.

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