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In nur 12 Monaten 1,6% seiner Bevölkerung verloren Hongkong stimmt gegen China mit Füßen ab – Bevölkerungsschwund!

Hongkong und China

In nur 12 Monaten hat Hongkong 1.6% seiner Bevölkerung verloren – Auslöser ist der politische Druck, den China ausübt. 113.000 Menschen verließen die ehemalige britische Kolonie und heutige Sonderverwaltungszone. Damit leben nur noch 7,29 Millionen Menschen in Hongkong. Besonders auffällig ist der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Hongkong ist nicht mehr das Tor zu China

Viele internationale Firmen sind in den letzten Jahren abgewandert. Früher galt Hongkong als „Tor zu China“. Diese Rolle verliert die Stadt zunehmend an Shanghai. Während 2018 noch 1.530 regionale Headquarter in Hongkong ansässig, sind es heute nur noch 1.430, während in Shanghai die Zahl im gleichen Zeitraum von 696 auf 848 gestiegen sind.

Ebenso nimmt Hongkongs Bedeutung für die chinesische Wirtschaft ab. Nach Berechnungen des „Economists“ betrug Mitte der 1990er Jahre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch fast 25% des chinesischen BIPs. Heute sind es unter 5%.

Hongkong BIP China

Unverändert wichtig ist aber die Stadt als Investment-Hub für China. Von den $173,5 Mrd. kamen $132 Mrd. via Hongkong.

Sinkendes BIP, weniger Arbeitsplätze und geringere Löhne

Die geringere Bedeutung schlägt sich auch in der wirtschaftlichen Entwicklung wieder. Nach dem Einbruch 2020 durch den ersten Corona-Lockdown erholte sich zwar das BIP schnell, doch durch den erneuten Ausbruch und die strikten Maßnahmen der Sonderverwaltungszone, sank im 1. Halbjahr 2022 das BIP um 1,3%.

Hongkong BIP real

Die Löhne haben sich schon 2013 nach unten entwickelt. Hongkong gehört zu einer der teuersten Städte der Welt. Insbesondere Wohnraum ist knapp und daher teuer. Eine negative Lohnentwicklung bedeutet auch, dass die jungen Erwachsenen länger in den (engen) elterlichen Wohnungen leben müssen.

Hongkong Löhne

Das politische Klima wird rauer

Mit der Einführung des Nationalen Sicherheitsgesetzes (NSL) 2020 haben viele Bewohner der Stadt den Glauben an eine positive Zukunft verloren. Schon davor hat Peking seinen Einfluss in Hongkong sukzessive ausgebaut. Mit der Verabschiedung des Basic Laws für die zukünftige Sonderverwaltungszone verbanden viele Einwohner die Hoffnung, echte politische Mitbestimmung zu bekommen. Doch Peking setzte mit dem Beschluss 831 durch, dass nur politisch genehme Kandidaten zugelassen und gewählt werden können. Dies löste die Regenschirm-Revolution von 2014 aus.

Der aktuelle Regierungschef, John Lee, war als damaliger Polizeichef maßgeblich für die Niederschlagung der Demonstrationen verantwortlich. Mit dem NSL setzte die Verfolgung der demokratischen Kräfte ein, die sich heute entweder in Haft oder Exil befinden. Sozusagen als Wahlgeschenk zur Ernennung von John Lee wurde Kardinal Joseph Zen verhaftet. Dies war ein deutliches Zeichen gegen die Zivilgesellschaft und die Religionen in der Stadt. Aus historischen Gründen werden viele Schulen, Universitäten und Krankenhäusern von den verschiedenen Religionsgemeinschaften betrieben. Sie bilden damit ein wichtiges Rückgrat sowohl der Bildung als auch der Gesundheitsversorgung Hongkongs.

Das Ticket nach Draußen: Der (BN(O)) – und SAR-Pass

Im Zuge der Verhandlungen über die Rückgabe Hongkongs an China wurde den Einwohnern angeboten, sich als Britische Staatsbürger im Ausland (British Nationals (Overseas) (BN(O)) zu registrieren. Diese Regelung gilt für alle Einwohner der Stadt, die bis zum 30. Juni 1997 in Hongkong lebten. Der BN(O)-Pass gilt aber nicht für deren Kinder. Allerdings gibt die Sonderverwaltungszone (SAR) Hong Kong einen eigenen Pass heraus. Mit diesem Pass ist es auch ohne Visum möglich, nach Großbritannien einzureisen und dort unter vereinfachten Bedingungen eine Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. Viele junge Bewohner der Stadt machen davon Gebrauch und studieren in Großbritannien. Angesichts der Gemengelagen aus schlechter wirtschaftlicher Entwicklung, Corona-Maßnahmen und geringerer politischer Teilhabe entschließen sich aber viele, nicht wieder nach Hongkong zurückzukehren.

Fehlender Ersatz aus China

Vor Corona drängten auch viele Festlandchinesen auf den Hongkonger Arbeitsmarkt. Entweder sie pendeln – ebenso wie hunderte von Schülern – täglich von Shenzhen nach Hongkong oder sie ziehen direkt in die Sonderverwaltungszone. Seit über zwei Jahren ist dieser Weg aber versperrt. Jeden Tag wird eine Lotterie veranstaltet. 2.000 Gewinner dürfen die die Grenze in Richtung China überqueren. Entscheidet sich also ein Arbeitnehmer, einen Job in Hongkong anzunehmen, ist dies im Moment ein One-Way-Ticket und wenig attraktiv.

Düstere Aussichten: Reproduktionsquote bei 0,77

Auch die Geburtenrate der Stadt ist mittlerweile Rückläufig. Lag die Reproduktionsquote zwischen 2001 und 2021 bei 1,05, fiel sie in 2022 auf 0,77. 100 Frauen gebären also nur noch 77 Säuglinge.

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