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IEA-Plan: Wie Europa Gas-Importe aus Russland innerhalb eines Jahres erheblich reduzieren kann

Gas-Flamme

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat vor wenigen Augenblicken eine Art Strategiepapier veröffentlicht. Es ist ein 10 Punkte-Plan, wie die EU es schaffen könnte die Gas-Importe aus Russland „innerhalb eines Jahres erheblich zu reduzieren“. Man kann sagen: Es sind ambitionierte Zeitpläne! Hier die Aussagen der IEA in deutscher Übersetzung.

1)
Keine neuen Gaslieferverträge mit Russland unterzeichnen. [Auswirkung: Ermöglicht eine größere Diversifizierung der Versorgung in diesem Jahr und darüber hinaus]

2)
Ersetzen der russischen Lieferungen durch Gas aus alternativen Quellen [Auswirkung: Erhöhung der nicht-russischen Gaslieferungen um rund 30 Milliarden Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

3)
Einführung von Mindestspeicherverpflichtungen für Gas [Auswirkung: Erhöht die Widerstandsfähigkeit des Gassystems bis zum nächsten Winter]

4)
Beschleunigung des Ausbaus neuer Wind- und Solarprojekte [Auswirkung: Verringerung des Gasverbrauchs um 6 Mrd. Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

5)
Maximierung der Stromerzeugung aus Bioenergie und Kernkraft [Auswirkung: Verringerung des Gasverbrauchs um 13 Milliarden Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

6)
Kurzfristige steuerliche Maßnahmen für unerwartete Gewinne, um schwache Stromverbraucher vor hohen Preisen zu schützen [Auswirkung: Senkung der Energierechnungen, selbst wenn die Gaspreise hoch bleiben]

7)
Beschleunigung des Austauschs von Gaskesseln durch Wärmepumpen [Auswirkung: Verringerung des Gasverbrauchs um weitere 2 Milliarden Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

8)
Beschleunigung der Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden und in der Industrie [Auswirkung: Verringerung des Gasverbrauchs um fast 2 Milliarden Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

9)
Förderung einer vorübergehenden Senkung der Thermostattemperatur um 1 °C durch die Verbraucher [Auswirkung: Verringerung des Gasverbrauchs um etwa 10 Mrd. Kubikmeter innerhalb eines Jahres]

10)
Verstärkte Anstrengungen zur Diversifizierung und Dekarbonisierung der Flexibilitätsquellen des Stromsystems [Auswirkung: Lockerung der engen Verbindung zwischen der Gasversorgung und der Stromversorgungssicherheit in Europa]

Mit diesen Maßnahmen könnte die EU ihre Importe von russischem Erdgas laut IEA innerhalb eines Jahres um mehr als ein Drittel reduzieren – sie stünden auch mit dem Europäischen Green Deal in Einklang – sie würden auch die Energiesicherheit und Erschwinglichkeit fördern. Laut Aussage der IEA wurde die Abhängigkeit Europas von Erdgasimporten aus Russland durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine erneut deutlich vor Augen geführt. Der 10-Punkte-Plan der IEA zur Verringerung der Abhängigkeit der EU von russischem Erdgas enthalte eine Reihe von ergänzenden Maßnahmen, die in den kommenden Monaten ergriffen werden könnten, wie etwa die verstärkte Hinwendung zu anderen Lieferanten, die Nutzung anderer Energiequellen und die Beschleunigung der Bemühungen, Verbrauchern, Unternehmen und der Industrie die Mittel zur Nutzung sauberer und effizienter Alternativen zu Erdgas zur Verfügung zu stellen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen stehen laut IEA in vollem Einklang mit dem Europäischen Green Deal und dem Fit for 55-Paket der EU – sie würden auch den Weg für weitere Emissionssenkungen in den kommenden Jahren widmen.

„Niemand macht sich mehr irgendwelche Illusionen. Dass Russland seine Erdgasressourcen als wirtschaftliche und politische Waffe einsetzt, zeigt, dass Europa schnell handeln muss, um auf die erhebliche Unsicherheit der russischen Gaslieferungen im nächsten Winter vorbereitet zu sein“, so lässt sich IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol aktuell zitieren. „Der 10-Punkte-Plan der IEA bietet praktische Schritte, um Europas Abhängigkeit von russischen Gasimporten innerhalb eines Jahres um mehr als ein Drittel zu verringern und gleichzeitig den Übergang zu sauberer Energie auf sichere und erschwingliche Weise zu unterstützen. Europa muss die dominante Rolle Russlands auf seinen Energiemärkten rasch reduzieren und die Alternativen so schnell wie möglich ausbauen.“



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5 Kommentare

  1. Die meisten der 10 Punkte tragen überhaupt nicht zur Diversifizierung bei bzw. verlagern das Problem nur auf einen anderen Bereich. Der Strom für die Wärmepumpen muss ja auch zum Teil mit Gaskraftwerken produziert werden und das zunehmend. Was haben übrigens Ausgleichszahlungen an die Bürger mit Energiesiversifizierung zu tun.

  2. Was ein schmarrn.
    Wir könnten bei den Verbrauchern auch die Temperatur um 10 Grad herabsenken. Alle Politiker, insbesondere die Grünen bitte schonmal vorweg 1 Jahr vorher praktizieren.
    Da die Gas basierte Düngemittelproduktion und viele andere Produktionsstätten, welche Gas verbrauchen, bereits abgeschaltet sind, können wir da leider nichts mehr einsparen.
    Bei den Weizenimporten aber noch, ab sofort gibts nur noch 2 mal am Tag zu essen.
    Was für eine schöne Welt

  3. Da kann man wieder sehen wie weit die Bürokratie von der Realität entfernt ist. ARMES EUROPA und das in unserem Jahundert. MEIN GOTT LASS HIRN REGNEN IN EUROPA

  4. Das nennen die einen Plan – soll ein Witz sein, oder? Keine neuen Lieferverträge mehr – das befreit uns wie von der Abhängigkeit? Gab es einen Zwang, von Russland zu kaufen? Sicher keinen außer den, das die Russen liefern konnten und geliefert haben. Wenn wir da nicht mehr einkaufen haben wir noch lange kein anderes Gas.
    Zwangsläufig brauchen wir einen oder mehrere andere Lieferanten, wenn es die gibt, okay. Damit sind aber Punkt 1 und 2 nur ein Punkt.
    Punkt 3 – Einführung von Speicherverpflichtungen bringt ja wohl kein Gas, sorgt höchstens dafür, das immer welches zur Verfügung steht.Wenn jemand genug geliefert hat. Welche „Profis“ haben das zusammen-
    geschrieben?
    Punkt 4 – ich wußte gar nicht, das man mit Windmühlen und Glasplatten heizen kann, vielleicht die Reibungswärme der Windräder?
    Punkt 5 Maximierung der Stromerzeugung aus Bioenergie – also aus Nahrungsmitteln! wie Mais z. Bsp. – und Atomenergie. Klar, verbrennbare Nahrungsmittel stehen jetzt ganz besonders viele zur Verfügung und Maximierung von 0 ( Kernenergie in Deutschland ) bringt ganz besonders viel.
    Punkt 6 steuerliche Maßnahmen für unerwartete Gewinne – kann mir das mal jemand übersetzen? Überhaupt dieser gesamte Punkt, also vielleicht sind meine intellektuellen Fähigkeiten zu gering, um komplexe Sätze socher Tragweite für unsere Energieversorgungszukunft zu verstehen, aber der Plan führt doch auf, wie die Abhängigkeit von russischen Gasimporten reduziert werden kann. Jetzt sollen also mit „kurzfristigen steuerlichen Maßnahmen für unerwartete Gewinne“ schwache Stromverbraucher vor zu hohen Preisen geschützt werden. Das wird ganz sicher unsere Gasspeicher bis Anschlag füllen, ohne „Russengas“. Mein Deutschlehrer hätte gesagt: Thema verfehlt, 5, setzen.
    Punkt 7 Tausch von Gaskesseln gegen Wärmepumpen. So eine geniale Idee kann nur von naturwissen-schaftlichen und ingenieurtechnischen Genies kommen. Wir wandeln also das Gas, welches wir nicht haben, erst in Strom und dann den Strom in Wärme. Auf so eine Idee von strategischer Weitsicht ( ich hätte gesagt, energetischer Nonsens ) muß man erst einmal kommen. Und das dann als Plan für die Zukunft verkaufen – einfach genial.
    Punkt 8 Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden und der Industrie – hä? Gebäude noch mehr dämmen und vielleicht auch die Fenster einfach zumauern, dann kann keine Wärme mehr entweichen. Und wie dämmt man die Industrie? Oder soll die einfach keinen Strom mehr verbrauchen – dann schalten wir doch die Produktionsanlagen einfach ab. Das zumindest ließe sich innerhalb eines Jahres realisieren, alles andere?
    Dann hätten wir noch Punkt 9 – nicht mehr heizen, gut, dann brauchen wir dafür auch kein Gas mehr und die Abhängigkeit wäre sofort beseitigt.
    Nicht zu vergessen Punkt 10 „Verstärkte Anstrengungen zur Diversifizierung und Dekarbonisierung der Flexibilitätsquellen des Stromsystems“ Ähnlich wie in Punkt 6 scheinen auch hier meine intellektuellen Fähigkeiten nicht auszureichen, den Inhalt zu verstehen. Flexibilitätsquellen des Stromsystems, beim besten Willen, was ist das? Ich habe Google und Andere befragt, aber sie haben mich nicht verstanden.Ich war also nicht der Einzige, der mit diesem Begriff nichts anfangen konnte und fühlte mich gleich etwas besser. Ich habe dann aufgegeben herauszufinden, wie diese “ Flexibilitätsquellen“ diversifizieren und vor allem dekarbonisieren könnte und wie sich das auf unseren Gasverbrauch auswirken könnte. Auch die Erläuterung dazu “ Lockerung der engen Verbindung zwischen der Gasversorgung und der Stromversorgungssicherheit in Europa“ war nichthilfreich, ich konnte immer noch nicht erkennen, wie das unsere Abhängigkeit vom russischen Gas bewerkstelligen sollte.

    Dazu noch eine kleine Anmerkung – die Gasproduktion in der Provinz Groningen an der deutschen Grenze soll Ende 2023 eingestellt werden – von dort kommen für dieses Jahr wohl 7,6 Mrd. m³ Gas. Diese addierten sich dann wie zur Abhängigkeit.

    Vielleicht sollten wir einfach beten, das die vielbeschworene globale Erwärmung endlich auch bei uns Einzug hält ;-)

  5. Das Niveau ist nicht zu ertragen. Ich hab auch einen Punkt 11. Die Wärme mit Eimern ins Haus tragen. Das macht zwar nicht warm, beschäftigt aber die Menschen und lässt sie die Kälte vergessen.

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