Aktien

Im Jahr 2018 scheint noch die Sonne – dann folgt ein Bärenmarkt und eine Rezession

Ein genialer Ausblick auf die Weltmärkte!

Von Markus Fugmann

Vieles spricht dafür, dass die Aktienmärkte auch im Jahr 2018 gut laufen werden – zumindest wenn man Jeffrey Kleintop (Senior Vice President und Chief Global Investment Strategist bei Charles Schwab) glaubt. Und seine Argumente haben es in sich und sollten auch von Aktienmarkt-Bären gehört werden – denn ihre Zeit wird laut Kleintop kommen, aber eben erst ab dem Jahr 2019!

Zu Beginn seines Ausblicks für das kommende Jahr stellt Kleintop die rhetorische Frage, ob die Investoren angesichts der stetig steigenden Aktienkurse nicht zu optimistisch seien. Und seine Antwort lautet: nein!

Kleintop verweist auf die Weltwirtschaft: alle 45 von der OECD erfassten Ökonomien seien im Jahr 2017 gewachsen, ausnahmslos. Das sei das erste Mal seit einem Jahrzehnt, dass das Wachstum global so breitflächig ablaufe, und nichts spreche zunächst dafür, dass sich das im Jahr 2018 ändern werde. Nun aber kommt ein großes „aber“: der Aufschwung der Weltwirtschaft sei in einem späten Stadium, dem dann eine Rezession sowie ein Bärenmarkt folgen dürfte!

Der Grund dafür, dass sich die Weltwirtschaft eher in einem späten Stadium befinde sei das „output gap“ (Produktionslücke) – eine ökonomische Kennziffer, die Auskunft gibt über das Verhältnis zwischen der tatsächlichen Leistung einer Volkswirtschaft und ihrem Potential. Ist das output gap negativ, läuft also die jeweilige Volkswirtschaft unter ihrem eigentlichen Potential aufgrund der fehlenden Nachfrage, sind die Preise und Löhne niedrig. Läuft eine Volkswirtschaft jedoch über ihrem Potential, weil die Nachfrage kaum bedient werden kann, steigen die Löhne und die Preise – das gilt derzeit besonders für Deutschland, wo sich die Lieferzeiten der Unternehmen stetig verlängern, weil die Firmen kaum mehr hinterher kommen, die Nachfrage zu bedienen.

Nun haben wir aktuell erstmals die Situation seit der Finanzkrise, dass das output gap in allen Welt-Regionen positiv ist – also die jeweiligen Volkswirtschaften in der globalen Betrachtung heiß laufen. Wird das output gap positiv, ist das meist ein Zeichen für die Endphase eines Aufschwungs, so Kleintop.

Das zeige sich auch, so Kleintop, in den extrem niedrigen Arbeitslosenraten etwa in den USA und Europa, die weit unter dem normalen Durchschnitt liegen. Gleichzeitig seien in allen Hauptregionen der Welt die Profit-Margen der Unternehmen über ihrem historischen Durchschnitt. Normalerweise enden solche Phänomene nicht abrupt, sondern versteilen sich, bevor es dann zu einer Art Bruch kommt, dem dann ein Absturz folgt.

Ein erste Anzeichen widerum für diesen Absturz ist die Zinskurve, also die Renditedifferenz zwischen kurz und lang laufenden Anleihen. Bekanntlich verflachen sich seit vielen Monaten vor allem in den USA, aber auch in anderen Regionen der Welt derzeit die Zinskurven. Kommt es zu einer Inversion der Zinskurve (rentieren also kurz laufende Anleihen höher als lang laufende Anleihen), folgt historisch mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rezession. So geschah es in den Jahren 2000 und 2007, als die Aktienmärkte ihren Hochpunkt erreichten, während sich die Zinskurve invertierte.

Derzeit verflacht sich die Zinskurve immer mehr – und dürfte, wenn sich daran nichts Grundlegendes ändern – im nächsten Jahr invertieren. Kleintop zeigt anhand einers beeindruckenden Charts, dass in den letzten 50 Jahren stets einer Invertierung der Zinskurve ein Jahr später eine Rezession folgte (siehe den Chart hier).

Daraus wiederum schließt Kleintop: eine (globale) Rezession ist im Jahr 2018 unwahrscheinlich, droht dann jedoch im Jahr 2019, wenn sich im nächsten Jahr die Zinskurve invertiert!

Daher empfiehlt Kleintop:

1. Investiert (in Aktien) bleiben, weil der Zyklus zwar in einem späten Stadium sei, aber eben noch andauere

2. „Go global“: in späten Aufschwungszyklen laufen besonders entwickelte Ökonomien ausserhalb der USA sowie die Emerging Markets gut, während die USA aufgrund ihrer Vorläufer-Eigenschaft vermutlich in 2018 schon erste Schwächezeichen erkennen lasse

3. Vorsicht vor einer zu hohen Aktien-Gewichtung – man sollte, so Kleintop, angesichts des späten Zyklus die Aktien-Gewichtung auf ein durchschnittliches Maß begrenzen

Mal sehen, ob Kleintop Recht bekommt – aber seine Hinweise sind historisch extrem fundiert und schon deshlab sehr ernst zu nehmen!


Noch klar im Vorteil: die Bullen
Statue von Arturo Di Modica nahe der Wall Street in New York City
Foto von Andreas Horstmann/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)



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1 Kommentar

  1. Die Analyse von Jeffrey Kleintop, insbesondere der 50-Jahreschart mit der Zinskurve und den US-Rezessionen, bestätigen mich in meiner Ansicht über die Dax–Entwicklung. Ich habe es 2017 mehrfach hier gepostet, dass es in den letzten 30 Jahren in D keine Rezession gegeben hat, ohne dass es vorher zu einem starken Zinsanstieg u./o. zu einem starken Anstieg der Inflation kam. Das beinhaltet natürlich keine temporären Kurseinbrüche wie 2015 oder den berüchtigten „Black Swan“. Deshalb war ich auch fast das gesamte Jahr long im Dax. Die Märkte werden eine Änderung der bisherigen Lage frühzeitig antizipieren, so dass ich der Ansicht bin, dass 2018 die Inflationsrate der ausschlaggebende Punkt sein wird – dann wird den Notenbanken nichts anderes übrig bleiben als umzusteuern. Auch wenn die Zinsen durch die NB stark verzerrt sind, gegen eine ausufernde Inflation wären sie auch machtlos. Mit hoher Wahrscheinlichkeit.

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