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Zinskosten übersteigen Mietrenditen Immobilien: Warum sich der Markt ändert – große Käuferschicht fällt weg

Der Markt für Immobilien verändert sich spürbar. Negativ für die Immobilienpreise: Eine große und wichtige Käuferschicht wird wegfallen.

Immobilien mit Geld und Taschenrechner

Was passiert an einem Markt, wenn plötzlich auf der Nachfrageseite eine ganze Gruppe an Teilnehmern wegfällt? Die Nachfrage sinkt deutlich, und die Anbieter können nicht mehr zu den von ihnen angedachten hohen Preisen verkaufen. Dementsprechend drohen die Preise deutlich zu fallen – und zwar so tief, bis die Nachfrager wieder attraktive Preise sehen. Und genau dieser Mechanismus scheint derzeit bei Immobilien Anwendung zu finden. Der Grund dafür ist in der schnellen Veränderung der Zinslandschaft zu finden.

Zinswende durch die EZB – Immobilien vor neuem Szenario

Jammert man jetzt rum, weil die Zinsen schnell ansteigen? Man könnte oder sollte es lieber anders herum sehen. Jahrelang verschaffte die EZB mit ihren traumhaften Nullzinsen den Kapitalanlegern die Möglichkeit, mit großen Kredithebeln selbst exorbitant teure Immobilien zu kaufen, und gute Renditen waren durch die Vermietung möglich. Jetzt aber, so zeigen es verschiedene Indikatoren, sind die Immobilienpreise bereits dabei zu fallen. Nach einer sehr langen Phase steigender Preise geht es nun tendenziell bergab.

Nachdem die EZB mit ihrem Nullzins jahrelang einen gigantischen Push für die ganze Branche brachte, hat sie im Juli den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte angehoben, und gestern erneut um 0,75 Prozentpunkte auf jetzt 1,25 Prozent. Wie Christine Lagarde gestern klar machte, werden die Zinsen in den nächsten Sitzungen weiter ansteigen, um die hohe Inflation von 9,1 Prozent in der Eurozone zu bekämpfen. Die Bauzinsen für Immobilien waren bereits in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Laut Interhyp lag der Zins für ein Baudarlehen mit 10 Jahren Zinsbindung Anfang des Jahres bei glatt 1 Prozent – aktuell ist man bei 3,29 Prozent angekommen, und weitere Anstiege stehen womöglich an.

Dr. Andreas Beck sieht große Käuferschicht am Immobilienmarkt wegfallen

Der angesehene Kapitalmarktexperte Dr. Andreas Beck liefert im folgenden aktuellen Video ab Minute 4 eine sehr gute und anschauliche Erklärung für das, was am Immobilienmarkt ansteht. Durch die deutlich höheren Zinsen wird voraussichtlich eine sehr große Käufergruppe am Immobilienmarkt wegfallen, was enormen Druck auf die Immobilienpreise ausüben dürfte. Durch die höheren Zinsen und lohnt es sich nicht mehr Immobilien zu kaufen für diejenigen Interessenten, die als Kapitalanleger Häuser und Eigentumswohnungen kaufen, um sie zu vermieten. Denn die Zinskosten werden höher sein als die Mietrendite nach Abschreibung. Diese gesamte Käuferschicht wird laut Aussage von Dr. Andreas Beck wegfallen. Sehen Sie hier seine Aussagen.

Immobilien-Verband: Summe an Verschärfungen setzten der Immobilienwirtschaft extrem zu

Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) sieht sich als Spitzenverband der Immobilienwirtschaft mit 30 Verbänden mit rund 37.000 Unternehmen aus der Branche. Man hat Stellung genommen zur gestrigen Zinsanhebung der EZB, und den Herausforderungen für die Immobilienbranche. Der ZIA sieht die Anhebung des Leitzinses durch die EZB als ein Extra-Erschwernis für die Branche. „Wir kommen in eine Kaskade, die es der Immobilienwirtschaft immer schwerer macht, durch eigenes Agieren weitere Negativeffekte abzuwehren“, kommentiert ZIA-Hauptgeschäftsführer Oliver Wittke das Signal aus Frankfurt. „Es ist die Summe an Verschärfungen, die uns so extrem zusetzt.“

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Der ZIA-Hauptgeschäftsführer weiter: „In der Folge werden jetzt wohl Zinsen für Immobilienkredite weiter steigen und den Druck auf den Wohnimmobilienmarkt erneut erhöhen.“ Auch für den Markt der Gewerbeimmobilien werde es durch die Leitzinsanhebung um 0,75 Prozent „noch einmal schwieriger“, so Wittke.Der ZIA-Hauptgeschäftsführer verweist auf führende Fonds- und Maklerunternehmen, die erwarten, dass durch die gestiegenen Finanzierungskosten für Immobilien vor allem Werte älterer und weniger nachhaltiger Gebäude unter Druck geraten. Diesen Prognosen zufolge wären Wertverluste von zehn bis 15 Prozent oder sogar mehr zu erwarten. „Damit könnten die Zeiten großer Transaktionsvolumina zu Ende gehen“, so Wittke. Es gehe jetzt darum, „die Hebel, über die Politik und Wirtschaft in dieser Zeit verfügen, dann auch sehr schnell und entschieden zu nutzen“.

So sei ein digitales öffentliches Baupreismonitoring aus Sicht des ZIA ein wichtiges Instrument, um Marktengpässe und Preisanstiege transparenter zu machen. „Wir als ZIA werden auch beim Thema Planungsbeschleunigung die Entscheiderinnen und Entscheider permanent bedrängen, damit Bund, Länder und Kommunen jetzt schleunigst zulegen“, kündigt Wittke an. Der Hauptgeschäftsführer bewertet die jüngste Zusage von Bundesbauministerin Klara Geywitz, angesichts der exorbitant steigenden Gaspreise die Wohnungswirtschaft über das Entlastungspaket zu unterstützen, positiv. Die Bundesregierung will dadurch, so die Ankündigung, Liquiditätsprobleme in der Branche vermeiden. „Der Ansatz ist goldrichtig, wir sind gespannt auf die Pläne im Detail“, erklärt Wittke.



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4 Kommentare

  1. Pingback: Immobilien: Warum sich der Markt ändert - große Käuferschicht fällt weg - finanzmarktwelt.de - Immo-journal

  2. Für Anleger ist die Höhe der Darlehenszinsen nur von geringer Bedeutung. Schließlich sind diese als Werbungskosten absetzbar.

  3. Pingback: Morning Briefing vom 12.09.2022 - immowelt impuls

  4. der Hebelgewinn bleibt trotzdem wenn man investiert und nicht selber drin wohnt nur darum geht es. solange wie der Mieter die vollen Kosten deckelt ist doch alles gut.

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