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Immobilien: Schlüssiges Indiz für eine Manie bei den Preisanstiegen!

Eine Manie ist laut Wikipedia eine affektive Störung, bei der sich „Antrieb, Stimmung und Aktivität“ weit über dem Normalniveau befinden. Darf man beim Thema Immobilien von einer Manie sprechen? Auf jeden Fall ist es ein Mega-Boom, eine Hausse, und auch eine Blase. Dass es eine Preisblase ist, dafür kann man jetzt ein schlüssiges Indiz liefern. Und ja, wir möchten hier von einer richtigen Manie sprechen! Erst einmal, als erster Baustein unserer Spurensuche: Die Preise für Immobilien steigen, und steigen, und steigen immer weiter an! Seit Monaten zeigen die Immobilienpreise im Jahresvergleich Wachstumsraten von knapp unter 10%, und jetzt ganz frisch für den Monat Dezember sogar über 10%, wie der Europace Hauspreisindex basierend auf tatsächlichen Transaktionen in der Branche erst letzte Woche gezeigt hat. Auch die Baupreise ziehen weiter kräftig an.

Preise für Immobilien klettern immer weiter, Mieten stagnieren

Aber sind diese sehr stark steigenden Immobilienpreise vielleicht gerechtfertigt? Denn wenn die Wohnungsmieten parallel dazu auch immer weiter ansteigen, können die Erwerber der Immobilien ja auch bei ihren extrem hohen Kaufpreisen gute Renditen aus den Mieteinnahmen erzielen, wenn sie die Objekte nicht für den Eigengebrauch nutzen. Bei der Spurensuche nach der Manie bei den Preisen für Immobilien hilft ganz aktuell der F+B-WOHN-INDEX DEUTSCHLAND für das 4. Quartal 2019.

Die oberste Linie im folgenden Chart zeigt die Entwicklung bei den Preisen für Eigentumswohnungen seit dem Jahr 2004. Die zweite Linie in rot zeigt die durchschnittliche Entwicklung des Wohnindex. Auch er steigt deutlich an, ungebremst. Und jetzt kommen wir zum Problem, woran man erkennen kann, dass die Käufer von Immobilien offenbar in eine Manie verfallen sind, und immer höhere Preise akzeptieren – Hauptsache rein in Immobilie, egal was es kostet? Lautet so die Parole? Denn die graue Linie im Chart zeigt die Entwicklung der Wohnungsmieten bei Neuvermietungen. Diese Linie läuft seit mehr als einem Jahr seitwärts. Sie stagnieren und sind teilweise sogar rückläufig!

Problem für Investoren

Also: Während die Mieten für neue Wohnungen und Häuser nicht mehr steigen und sogar leicht fallen, gehen die Kaufpreise für Immobilien immer weiter nach oben. Wer also als Investor bei einer Neuerstellung eines Wohngebäudes zum Beispiel eine einzelne Eigentumswohnung kauft um diese dann zu vermieten, wird sich mit dem Problem konfrontiert sehen, dass er keine seinem Kaufpreis entsprechende hohe Miete erzielen kann. Also hat er teuer gekauft, und die Rendite für sein Investment fällt mickrig aus. Die Preisentwicklung für die Käufer hat sich also von den Preisen für die Wohnungsmieten entkoppelt, wodurch die Rendite für die Investoren immer kleiner wird.

Das zeigt eine ungesunde Entwicklung. Wer nun also kauft und seine Objekte nicht für den Eigenbedarf nutzt, wird immer kleinere Renditen erzielen! Kommt der Punkt, wo die Preise für Immobilien daher ruckartig einbrechen werden, weil es einen Käuferstreik gibt aufgrund zu hoher Preise? Oder ist der durch die EZB befeuerte Drang hin zu Immobilien und Aktien einfach zu groß, und diese Hausse (oder auch Manie?) geht noch einige Zeit weiter? Hier einige Detailaussagen von F+B zu den Neuvertragsmieten:

Im Gegensatz dazu stagnierten die Neuvertragsmieten im Vergleich der Quartale Q4/2019 zu Q3/2019 erneut bei 0,0 %. Damit setzt sich der von F+B seit dem ersten Quartal 2019 berichtete Trend von leicht sinkenden, maximal aber stagnierenden Angebotsmieten weiter fort! Im Jahresvergleich mit dem 4. Quartal 2018 gehen die Angebotsmieten nun sogar leicht um -0,3 % zurück, mit sichtbarer Tendenz nach unten. Auch die Betrachtung der Top 50-Standorte in Deutschland mit dem höchsten Mietenniveau legt eine ähnliche Interpretation für eine sich verfestigende Marktberuhigung nahe. So sind im Vergleich zum Vorquartal in 23 der 50 teuersten Städte Deutschlands die Mieten gesunken (im Vergleich der Quartale Q3/2019 zu Q2/2019 betraf dies erst 15 Städte). Im Vergleich zum Vorjahresquartal 2018 gab es reale Mietpreisrückgänge in elf der teuersten 50 Städte. „Das kann man als Effekt verringerter Ertragserwartungen der Eigentümer bei der Neuvermietung, aber sicher auch als Ankündigungseffekt der geplanten Verschärfung der Mietpreisbremse interpretieren“, kommentierte der Immobilienexperte.

Charts für Preisentwicklungen bei Immobilien

Hier noch ein sehr interessanter Kommentar aus der aktuellen F+B-Veröffentlichung:

Der F+B-Chef meint hier einen „Herdeneffekt“ zu erkennen, der aus der wirtschaftshistorischen Erfahrung heraus für die Nachzügler häufig nicht gut ausgeht. „Betrachtet man die letzten 25 Jahre, sind in der Immobilienwirtschaft immer wieder verzögerte Reaktionen deutscher Investoren auf internationale Kapitalmarkttrends zu beobachten gewesen“, so der Wohnungsexperte. Zu Beginn und in der Hochphase des Verkaufs öffentlicher und Werkswohnungsbestände zwischen 1998 und 2005 waren fast ausschließlich anglo-amerikanische Fonds engagiert, die dann später enorme Gewinne realisieren konnten. Deutsche Anleger und Wohnungs-Fonds stießen erst relativ spät und dann auf einem schon hohen Preisniveau dazu. „Besonders prozyklisch agiert hier die öffentliche Hand, die ihre Bestände aus heutiger Sicht zu Spottpreisen verkaufte, um diese nun mit enormen Aufschlägen z. T. wieder zurückzukaufen – teilweise auf einem Preisniveau, auf dem private Kaufinteressenten längst ausgestiegen sind“, kommentierte der Marktforscher.



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2 Kommentare

  1. Pingback: Aktuelles vom 21. Januar 2020 | das-bewegt-die-welt.de

  2. Wenn man die Phasen einer Spekulationsblase oder -manie auf den deutschen Immobilienmarkt anwendet, kommt man zum Schluss, dass trotz der stark steigenden Immobilienpreise und sinkenden Renditen noch keine richtige Blase besteht. Denn es wird vorwiegend gebaut, um die Nachfrage zu sättigen, und nicht um aus reinen Spekulationsgründen sofort wieder weiterzuverkaufen. Hier mein Beitrag zu dem Thema:

    https://hauskauf-blog.de/immobilienblase-in-deutschland-mythos-oder-realitaet/

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