Heute hat die EZB den Leitzins weiter angehoben von 4,00 % auf 4,25 %. Und an Zinssenkungen für die Eurozone ist mit Sicht auf mehrere Monate oder Quartale noch gar nicht zu denken. Eher denkbar sind weitere Zinsanhebungen. Für den Immobilienmarkt bedeutet das womöglich noch weiter verschlechterte Rahmenbedingungen in Form steigender Finanzierungskosten, was noch mehr private wie gewerbliche Bauherren von neuen Projekten abhalten könnte. Jetzt meldet sich direkt nach dem EZB-Beschluss der „Zentrale Immobilien Ausschuss e.V.“ (ZIA), der Spitzenverband der deutschen Immobilienwirtschaft, mit einem Appell an die Politik. Es geht im Zuge dieser weiter steigenden Zinsen darum, Maßnahmen zu ergreifen, damit der Immobilienmarkt nicht noch weiter abschmiert.
Verband mit Appell für Immobilienmarkt
Angesichts der Ankündigung des EZB-Rats, den Leitzins erneut anzuheben, hält die Immobilienwirtschaft grundlegende politische Veränderungen für zwingender denn je, so der ZIA. Der abermals erhöhte Leitzins verstärke noch einmal den Veränderungsdruck. Damit es bei Baugenehmigungen und Baustart nicht noch mehr bergab geht, braucht es laut ZIA nun unbedingt starke politische Entscheidungen. Die weiter steigenden Zinsen würden für alle, die am Immobilienmarkt investieren wollen, und für Mieterinnen und Mieter, die verzweifelt neuen Wohnraum suchen, zum ernsten Problem. In Zeiten enormer Kostensteigerungen durch die breite Inflation würden die Zinsen umso stärker ins Gewicht fallen. Gerade, weil Politikerinnen und Politiker auf Zinsen keinerlei Einfluss haben, müssen Sie laut ZIA umso dringender den Part erfüllen, für den sie Verantwortung tragen. Die Forderung des Verbands lautet: „Steuern runter, Abgaben runter, Vorgaben runter – das muss jetzt die Maßgabe sein, damit es beim Wohnungsbau wieder aufwärts geht.“
Kontraproduktive Maßnahme
Völlig unverständlich und sogar kontraproduktiv sei vor diesem Hintergrund die vorgeschlagene Anpassung der steuerlichen Regelung zur Zinsschranke, die der Referentenentwurf eines Wachstumschancengesetzes des Bundesfinanzministeriums vorsieht. Danach soll für Unternehmen zum Beispiel die Möglichkeit eingeschränkt werden, Zinsen für Bankdarlehen steuerlich geltend zu machen. Dies hätte laut ZIA für Projektentwicklungen massive negative Folgen. Eine solche Anpassung der Zinsschrankenregelung schade der Wirtschaft sowie der Immobilienbranche und wäre genau das Gegenteil von dem, was politisch nun auf den Weg gebracht werden müsste.
Auch Länder und Kommunen am Zug
Aus Sicht des Verbandes ist hier keineswegs nur der Bund am Zug. „Für Leerstellen am Wohnungsmarkt würden auch die Bundesländer und Kommunen große Verantwortung tragen. Denn sie hätten entscheidenden Anteil daran, dass mehr als ein Drittel der Kosten beim Wohnungsbau staatlich verursacht sind. Ein Aussetzen der Grunderwerbsteuer, und zwar für alle, die Wohnraum schaffen, sei hier ein entscheidender Hebel.
Weiterer Schlüsselpunkt für den Verband ist die Wiedereinführung einer degressiven Abschreibung. „Die jüngsten Signale von Bundesbauministerin Klara Geywitz machen uns optimistisch, dass sich hier etwas tut“, so der ZIA. Man setze darauf, dass sie hier breite Unterstützung bekommt. Um die Liquidität zu verbessern und den tatsächlichen Werteverzehr von Immobilien „steuerrechtlich fair abzubilden“, sollte die degressive Gebäude-AfA für alle wieder eingeführt werden.
Foto: Roman_Babakin – Freepik.com
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Der größte Feind, für den langfristig orientierten Anleger ,am Immobilienmarkt, ist eine nicht endend wollende Niedrigzinspolitik.
Begründung: Mit der ultra laxen Geldpolitik explodierten in Deutschland die Preise. Man kann sich jetzt, für das gleiche Geld, viel weniger leisten.
Geplatzte Immobilienblasen bieten dagegen für den langfristig, denkenden Investor die größten Chancen.
Das mag nicht jeder so sehen, ist aber Fakt.
Das gilt im Übrigen für alle Sachwerte, auch für Aktien.