Die Serie an schlechten Daten vom Immobilienmarkt in den USA reißt nicht ab: Gemäß heute veröffentlichter Daten sind die US-Hypothekenanträge in der Vorwoche wegen der hohen Zinsen auf den tiefsten Stand seit 1995 gefallen. Die Kreditkosten sind hingegen die sechste Woche in Folge gestiegen auf ein 23-Jahreshoch.
Immobilienmarkt in den USA leidet unter hohen Zinsen
Der Gesamtindex der Hypothekenanträge auf den Kauf oder die Refinanzierung von Wohneigentum in den USA sank laut Daten der Mortgage Bankers Association (MBA) in der Woche bis zum 13. Oktober um 6,9 Prozent auf 166,9. Das war der schwächste Wert seit Mai 1995, während die Refinanzierungen so stark zurückgingen wie seit Februar nicht mehr. Die Anträge auf Refinanzierung eines Immobiliendarlehens waren laut Bloomberg im Vergleich zur Vorwoche um 9,9 Prozent rückläufig. Damit versiegt eine wichtige Geldquelle für den US-Konsumenten, der die eigene Immobilie als Geldautomat für den Konsum nutzt (via sogenannter „Cash-Out-Refinanzierungen„).
Die Entwicklung bei den Hypotheken hat ihre Ursache v. a. in der aggressiven geldpolitischen Straffungspolitik der US-Notenbank (Fed), die die Nachfrage signifikant dämpft. Der starke Anstieg der Renditen langfristiger Anleihen, die als Benchmark für die Zinsen am Immobilienmarkt gelten, schlagen voll auf die Hypothekenkosten durch. Der durchschnittliche Vertragssatz für 30-jährige Festzinshypotheken steht laut der U.S. Bancorp aktuell bei 7,88 Prozent. Mehr als eine Verdopplung gegenüber Oktober 2020. Solch hohe Zinsen wie aktuell mussten zuletzt Ende der Neunziger-Jahre von den Hypothekenschuldnern gestemmt werden:
Der seit 1990 wöchentlich ermittelte Hypotheken-Index der MBA stützt sich auf Daten von Hypothekenbanken, Geschäftsbanken und Sparkassen. Die Daten decken mehr als 75 Prozent aller Hypothekenanträge für private Wohnimmobilien in den USA ab.
US-Eigenheimbesitzer zunehmend finanziell überfordert
Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch die finanzielle Belastung am Immobilienmarkt für einen Haushalt durch die hohen Zinsen in den USA. Die Daten werden täglich von der U.S. Bancorp mit den Hypothekenzinsen für die gängigsten Arten von Wohnungsbaudarlehen aktualisiert:
Die angegebenen Zinssätze sowie die monatlichen Zahlungen basieren in den gezeigten Beispielen auf Durchschnittswerten: einer Kreditsumme von 464.000 US-Dollar pro Wohneinheit und einer Anzahlung von mindestens 25 Prozent in Form von Eigenkapital. Wenn man bedenkt, dass die Zinsen auch für andere Kreditarten, wie Kreditkarten, Konsumentenkredite, Automobildarlehen etc. stark angestiegen sind, kommt der Bedienung der Verbindlichkeiten für Privathaushalte in den USA eine immer größere Bedeutung zu.
Die Situation dürfte sich ab Oktober noch verschärfen, wenn 44 Millionen Amerikaner nach dem Auslaufen des Studienkredit-Moratoriums wieder durchschnittlich 400 US-Dollar pro Monat zusätzlich an Zins- und Tilgungsleistungen stemmen müssen.
FMW/Bloomberg
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Die aktuellen Zinssprünge am US-Immobilienmarkt sind ein Weckruf für alle Investoren. Während viele in Sicherheit gewiegt waren, zeigt uns die Situation, dass man stets bereit sein muss, sich anzupassen. Doch in jeder Krise steckt auch eine Chance. Investoren, die klug handeln, können von diesen Zinsverschiebungen profitieren. Der Schlüssel? Bildung, Flexibilität und der Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Es ist an der Zeit, nicht nur zu reagieren, sondern auch proaktiv zu agieren und Chancen in vermeintlichen Krisenzeiten zu erkennen!