Europa

Immobilienpreise in Deutschland steigen so stark wie noch nie – eine Warnung vor „Betongold“

Alle wollen kaufen - und sind bereit, für "Betongold" in deutschen Großstädten überteuerte Preise zu zahlen..

FMW-Redaktion

Laut offiziellen Daten gibt es so gut wie Null Inflation in Deutschland. Aber ist das wirklich so – oder verlagert sich die Inflation nur in Bereiche, die von den offiziellen Statistiken nicht erfasst werden? Dafür spricht sehr viel. Zum Beispiel der heute veröffentlichte FvS (Flossbach von Storch Research Institute) Vermögenspreisindex Q2-2016 mit dem vielsagenden Titel „Immobilienpreise steigen so stark wie nie“ (hier der link).

Dabei stellt das FvS fest:

„Nach moderatem Jahresbeginn steigen Vermögenspreise zum Ende des zweiten Quartals 2016 im Jahresvergleich um 4,2 %. Während sich das Sachvermögen um 5,7 % verteuert, geben Finanzwerte um 2,0 % nach.“

„Insbesondere die Immobilienpreise tragen zur Vermögenspreisinflation bei. Sie steigen um +6,9 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit übertreffen sie sogar den bisherigen Rekordwert aus dem ersten Quartal 2016.“

„Der Abwärtstrend an den Aktienmärkten schlägt mit einem Preisverfall von 12,0 % zu Buche. Rentenwerte und das sonstige Finanzvermögen dagegen gewinnen im zweiten Quartal jeweils +2,9 % – der erste Preisanstieg seit Mitte vergangenen Jahres.“

Faktisch bedeutet das: die offiziellen Statistiken sind nur eine Seite der Medaille. Angesichts der Politik der EZB verlagert sich die Inflation in andere Bereiche. Und das mit einer etwas verqueren Logik: man sucht die Sicherheit im „Betongold“ – und investiert damit in einem Bereich, der vor allem in Großstädten bereits überteuert ist.

Und da stellt sich die Frage: handeln jene richtig, die in den deutschen Ballungszentren unbedingt auf diesen Preisniveaus noch kaufen wollen? Denn während die Preise für Wohnimmobilien in den Ballungszentren stark steigen, ist das bei den Mieten in dieser Form nicht der Fall: sie steigen weniger stark als die Einkommen der Deutschen. Mit der Folge, dass sich der durchschnittliche Bürger mehr Quadratmeter Wohnfläche zur Miete leisten kann. Für Käufer dagegen gilt das nicht.

Und die Banken sind inzwischen aufgrund der seit Frühling auch in Deutschland gesetzlich verankerten „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“ deutlich restriktiver bei der Kreditvergabe geworden, weil sie nun in der Haftung sind, falls der Käufer etwa aufgrund zu geringer Rente die Immobilie zu Lebzeiten nicht zurück zahlen kann. Weniger Kredite aber heißt perspektivisch weniger Nachfrage nach Immobilien. Wer also derzeit unbedingt in einer boomenden Großstadt kaufen will, sollte vielleicht einmal inne halten und die dominante gesellschaftliche Erzählung vom „Betongold“ hinterfragen..



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