Europa

Importpreise steigen im Juli „nur noch“ um 28,9 Prozent – Erdgas +223 Prozent

Die Importpreise steigen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Erdgas pusht den Gesamtschnitt enorm hoch mit +223 Prozent.

Containerschiff im Hamburger Hafen

Die deutschen Importpreise stiegen im Juli „nur noch“ um 28,9 Prozent im Vergleich zu Juli 2021, so teilte es vor wenigen Minuten das Statistische Bundesamt mit. Denn damit hat sich der Anstieg den dritten Monat in Folge leicht abgeschwächt. Im Juni 2022 hatte die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr noch bei +29,9 Prozent gelegen, im Mai 2022 waren es +30,6 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Juni 2022 stiegen die Importpreise im Juli 2022 um 1,4 Prozent. Wirklich Entwarnung ist nicht angebracht angesichts dieses immer noch extrem hohen Steigerungsniveaus. In der Grafik sieht man den Gesamtschnitt in der roten Linie. Man sieht gut, wie Erdgas bei der Steigerung der Importpreise heraussticht in der schwarzen Linie.

Entwicklung der Importpreise seit dem Jahr 2015

Starker Anstieg der Importpreise ist nach wie vor auf Energiepreisentwicklung zurückzuführen

Die Importpreise für Energie stiegen im Juli um unglaubliche 131,7 Prozent gegenüber Juli 2021 und um 6,2 Prozent gegenüber Juni 2022. Der hohe Anstieg im Vorjahresvergleich ist laut den Statistikern weiterhin vor allem durch die starken Preissteigerungen bei importiertem Erdgas begründet. Diese Preise lagen im Juli 2022 mehr als dreimal so hoch wie im Juli 2021 (+223,6 Prozent). Gegenüber Juni 2022 stiegen sie um 20,5 Prozent. Hier die Details der Statistiker im Wortlaut:

Elektrischer Strom kostete im Juli 2022 fast viermal so viel wie ein Jahr zuvor (+291,1 %). Allein gegenüber Juni 2022 wurde importierter Strom 41,7 % teurer.

Die Preise für importierte Steinkohle lagen 260,8 % über denen von Juli 2021. Gegenüber Juni 2022 stiegen sie wieder deutlich (+14,4 %), nachdem der Import von Steinkohle im Juni gegenüber Mai 2022 etwas billiger geworden war.

Erheblich teurer als vor einem Jahr waren außerdem Mineralölerzeugnisse mit +83,2 % und Erdöl mit +64,7 %. Jedoch sanken hier die Preise gegenüber dem Vormonat Juni 2022: bei Mineralölerzeugnissen um 8,4 % und bei Erdöl um 5,6 %.

Ohne Berücksichtigung der Energiepreise waren die Importpreise im Juli 2022 um 14,0 % höher als im Juli 2021 und 0,2 % höher als im Juni 2022. Lässt man nur Erdöl und Mineralölerzeugnisse außer Betracht, lag der Importpreisindex um 25,3 % über dem Stand des Vorjahres (+2,5 % gegenüber Juni 2022).

Höhere Preise für Vorleistungsgüter im Vorjahresvergleich vor allem bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, Metallen und Kunststoffen, Papier und Pappe

Importierte Vorleistungsgüter waren im Juli 2022 um 18,8 % teurer als im Vorjahresmonat (-0,8 % gegenüber Juni 2022).

Importierte Düngemittel und Stickstoffverbindungen waren mit einem Plus von 142,1 % immer noch erheblich teurer als im Juli 2021. Gegenüber dem Vormonat sanken die Preise aber zum dritten Mal in Folge, diesmal um 2,2 %.

Höher als im Juli 2021 waren außerdem vor allem die Importpreise für Rohaluminium (+57,6 %) sowie für Papier und Pappe (+40,6 %). Auch Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (+25,7 %) sowie Kunststoffe in Primärformen (+19,5 %) waren weiterhin erheblich teurer als vor einem Jahr. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Papier-, Karton- und Pappepreise weiter an (+2,4 %), während Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 5,2 %, Kunststoffe in Primärformen um 1,7 % und Rohaluminium um 0,1 % preiswerter importiert wurden.

Die Preise für importierte Investitionsgüter lagen im Juli 2022 um 7,9 % über denen von Juli 2021 (+1,0 % gegenüber Juni 2022). Teurer waren insbesondere Maschinen (+8,6 %) sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile (+6,9 %).

Importierte Verbrauchsgüter wurden binnen Jahresfrist 13,1 % teurer, vor allem bedingt durch den Preisanstieg bei Nahrungsmitteln (+23,8 % gegenüber Juli 2021). Unter anderem lagen die Preise für Milch und Milcherzeugnisse mit +36,4 %, für pflanzliche und tierische Öle und Fette mit +35,3 % sowie für Fleisch und Fleischerzeugnisse mit +23,5 % deutlich über denen von Juli 2021. Im Vormonatsvergleich verteuerten sich die Verbrauchsgüter um 0,9 %.

Importierte Gebrauchsgüter kosteten im Durchschnitt 9,8 % mehr als im Juli 2021 (+1,8 % gegenüber Juni 2022).

Die Preise für importierte landwirtschaftliche Güter lagen 19,4 % über denen von Juli 2021 (-1,8 % gegenüber Juni 2022). Insbesondere Getreide (+46,5 %) und Rohkaffee (+43,1 %) waren weiterhin erheblich teurer als im Vorjahresmonat. Bei Getreide entspannte sich die Lage. Zum zweiten Mal in Folge war im Vormonatsvergleich ein Rückgang zu verzeichnen (-2,7 % gegenüber Juni 2022). Die Kaffeepreise blieben im Vormonatsvergleich weiterhin unverändert.

Die Preise für den Import lebender Schweine waren im Juli 2022 um 19,8 % höher als im Vorjahresmonat. Gegenüber Juni 2022 gingen sie um 1,3 % zurück.

Starke Anstiege bei Vorleistungsgütern und Energieträgern treiben Exportpreise

Der Index der Exportpreise lag im Juli 2022 um 17,0 % über dem Stand von Juli 2021. Eine größere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Rahmen der ersten Ölkrise gegeben (+18,6 % im Oktober 1974). Im Juni 2022 und im Mai 2022 hatte die Jahresveränderungsrate bei +16,1 % beziehungsweise bei +15,9 % gelegen. Gegenüber dem Vormonat Juni 2022 stiegen die Exportpreise im Durchschnitt um 2,0 %.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Ausfuhrpreise im Vorjahresvergleich hatte im Juli 2022 die Preisentwicklung der Vorleistungsgüter, die einen Anteil von etwa einem Drittel an den Gesamtausfuhren haben, mit einem Plus von 18,3 % (+0,6 % gegenüber Juni 2022). Hier lagen insbesondere die Preise für Düngemittel und Stickstoffverbindungen (+134,7 %) sowie für Papier und Pappe (+37,9 %) erheblich über denen des Vorjahresmonats. Die hohen Preissteigerungen bei ausgeführten Energieträgern (+173,5 % gegenüber Juli 2021) hatten wegen des geringen Anteils an der Ausfuhr insgesamt einen schwächeren Einfluss auf den Gesamtindex als die Vorleistungsgüter.



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