FMW-Redaktion
Am Aktienmarkt in Hongkong hat sich heute Nacht Spektakuläres zugetragen: die Aktien von China Huishan Dairy Holdings, dem größten Molkereibetrieb Chinas, sind um sage und schreibe 91% abgestürzt. Was ist da passiert?
China Huishan Dairy Holdings – der Absturz in Hongkong heute Nacht
China Huishan Dairy Holdings war zuletzt vor allem dadurch aufgefallen, dass das Unternehmen in großem Umfang eigene Aktien zurück gekauft hatte – zwischen März und September 2016 alleine 820 Millionen Aktien im Wert von 250 Millionen Dollar. Seit Juli 2016 war daher der Aktienkurs um 72% gestiegen, während der Hang Seng-Index im selben Zeitraum 22% verloren hat. Um in großem Umfang eigene Aktien zu kaufen, braucht man jede Menge Cash Flow, und den meisten Firmen Chinas fehlt schlicht dieser Cash Flow, um solche Aktienrückkäufe zu stemmen. Also wählen die meisten Firmen in China den Weg, über Unternehmensanleihen Geld aufzunehmen – doch hat Peking zuletzt versucht, die sich am chinesischen Anleihemarkt gebildete Blase zu deckeln und solche Anleiheemissionen erschwert.
Bei China Huishan Dairy Holdings aber hat vor allem ein Mann das Sagen: CEO Yang Kai, der 74% der Aktien besitzt. Und Yang Kai hat nicht Anleihen seiner Firma emittiert, sondern kam auf einen genialen Gedanken, um das für die Aktienrückkäufe erforderliche Cash zu generieren (da die Aktienrückkäufe ein größeres Geldvolumen aufwiesen als durch die Geschäftstätigkeit eingenommenen Gelder): er verkaufte offensichtlich Kühe!
Ca. 50.000 Tiere habe der CEO verkauft (etwa ein Viertel des gesamten Tierbestands des Unternehmens) – um sie dann von den Käufern zurück zu leasen. Genial, oder? Mit dem durch den Verkauf der Kühe eingenommenen Gelder kaufte er die Aktien des eigenen Unternehmens, offensichtlich mit der Absicht, dass ein höherere Aktienkurs vorteilhaft nicht nur für das eigene Portemonnaie sein müsse, sondern auch, weil dadurch potentielle Kreditgeber eher geneigt sein müssten, der Firma Kredite zu geben. Ein wunderbares Ponzi-Schema also!
Aber irgend etwas scheint nun schief gelaufen zu sein! Nun sind Kühe als Sicherheit für Kredite nicht eben üblich, der Verkaufspreis der Tiere schwankt stark und hängt unter anderem von den volatilen Milchpreisen ab. Der plözliche Absturz der Aktien aber muß mit dem CEO der Firma zu tun haben – denn nur er selbst scheint in der Lage zu sein aufgrund des Volumens seiner Aktien, die er an dem Unternehmen hält, den Preis der Aktien durch Verkäufe so massiv abstürzen zu lassen!
Nun muß man wissen: Huishan Dairy Holdings hat über zehn Milliarden Yuan Schulden, davon muß die Hälfte innerhalb eines Jahres zurück gezahlt werden, in kurzer Zeit hatte sich das Volumen kurzfristig zurück zu zahlender Kredite verdoppelt. Aufgrund der Aktienrückkäufe stieg der Preis der Aktien massiv und machte CEO Yang Kai zwischenzeitlich sogar zum reichsten Mann Chinas – während gleichzeitig die Umsätze der Firma einbrachen, weil der Milchpreis stark gefallen war. Das legt den Verdacht nahe, dass CEO Yang Kai versucht hat, die Firma und vor allem finanziell sich selbst am Leben zu halten, in dem er den Aktienkurs nach oben pushte!
Was genau nun heute Nacht passiert ist, wissen wir noch nicht. Aber eines wissen wir ziemlich sicher: Carson Block, der bekannte Short-Seller und Gründer von Muddy Waters, dürfte jetzt gute Laune haben. Er hatte das Ponzi-Schema durchschaut und in seinem Blog Mitte Dezember gepostet, dass die Aktien von China Huishan Dairy Holdings kaum mehr wert seien als Null – und diese daher leerverkauft..
Und das Problem an der Geschichte ist: im Grunde ist der Fall von China Huishan Dairy Holdings nur das nun sichtbare Symbol für ein viel größeres Ponzi-Schema: das chinesische Finanzsystem mit seiner gigantischen Verschuldung!
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