Indien etabliert sich zunehmend als bedeutender Handelspartner für Deutschland und hat mittlerweile seinen Platz unter den Top 10 der nicht-europäischen Länder eingenommen. Dabei verzeichnet sowohl der Import aus Indien nach Deutschland als auch der Export in die entgegengesetzte Richtung steigende Zahlen. Dies steht im Kontrast zu den gesamten deutschen Exporten, die zuletzt einen Rückgang von 0,9 Prozent verzeichneten.
Der deutsche Außenhandel mit Indien hat seit Beginn des 21. Jahrhunderts an Dynamik gewonnen, was mit der beschleunigten Globalisierung in diesen Jahren einherging. Indien hat sich seit seiner wirtschaftlichen Öffnung in den 1990er-Jahren zunehmend an dieser Entwicklung beteiligt.
In der Zeitspanne von 2015 bis 2022 verzeichneten die deutschen Exporte nach Indien bereits einen Anstieg um mehr als die Hälfte, von 9,7 Milliarden Euro pro Jahr auf 15 Milliarden Euro pro Jahr. Dadurch erhöhte sich der Anteil Indiens an den deutschen Ausfuhren, die im gleichen Zeitraum nur um 32 Prozent zunahmen.
Deutschland: Handel mit Indien gewinnt an Dynamik
Die Auswertung der Zahlen des statistischen Bundesamtes verdeutlichen, dass das Wachstum im deutsch-indischen Handel derzeit sogar noch schneller voranschreitet. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 wurden deutsche Waren im Wert von 9,9 Milliarden Euro nach Indien exportiert, was einem Anstieg um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Im August beschleunigte sich das Wachstum sogar noch weiter auf 27,7 Prozent.
Dies ist von besonderer Bedeutung, da Deutschlands Export insgesamt schwächelt und Geschäfte mit vielen Ländern, darunter China, rückläufig sind. Indien gewinnt dadurch rasch an Bedeutung. Obwohl der Anteil Indiens an den gesamten deutschen Exporten mit 1,1 Prozent vergleichsweise gering erscheint, liegt Indien in der Rangliste der Empfängerländer deutscher Exporte bereits auf dem 22. Platz – noch vor Ländern wie Brasilien oder Kanada. Im August 2023 übertrafen die Verkäufe deutscher Unternehmen nach Indien sogar diejenigen nach Japan. Unter den nicht zur EU gehörenden Ländern gehörte Indien in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 bereits zu den zehn wichtigsten Kunden.
Indien erweist sich derzeit als eine Stütze, insbesondere für die deutsche Industrie. Zu den wichtigsten Exportgütern im Handel mit Indien gehören Maschinen und chemische Erzeugnisse.
Rasantes Wachstum der deutschen Importe aus Indien
Die Zahlen zeigen auch eindrucksvoll, dass die Importe aus Indien nach Deutschland in beeindruckendem Maße gewachsen sind. Diese ansteigende Dynamik lässt sich auf drei Hauptgründe zurückführen. Erstens: Neben Nahrungsmitteln und Textilien sind vermehrt Vorprodukte wie Autoteile aus Indien nach Deutschland eingeführt worden. Zweitens: Indien profitiert von dem Bestreben vieler Unternehmen, ihre Abhängigkeit von China nach dem Corona-Schock zu reduzieren. Drittens hat der Import von Mineralölerzeugnissen aus Indien nach Deutschland stark zugenommen, was jedoch auch kritisch betrachtet wird. Denn Indien ersetzt hierbei Russland als Lieferant, bezieht sein Öl jedoch wiederum kostengünstig aus Russland. Indien beteiligt sich nicht an den Sanktionen aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
Von 2015 bis 2022 haben sich die deutschen Importe aus Indien nahezu verdoppelt, von 7,6 auf 15,0 Milliarden Euro. Hierbei hat auch der Anteil Indiens zugenommen, da die gesamten deutschen Importe in dieser Zeitspanne lediglich um 57 Prozent gestiegen sind. Im Zeitraum von Januar bis Juli 2023 wurden Waren im Wert von 8,7 Milliarden Euro aus Indien nach Deutschland importiert. Dies entsprach einem Zuwachs von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit einem Anteil von 1,1 Prozent an den Gesamtimporten befand sich Indien auf dem 23. Platz der wichtigsten Warenlieferanten Deutschlands, noch vor Vietnam und Südkorea. Unter den Nicht-EU-Staaten nahm Indien bei den Importen ebenfalls den neunten Platz ein.
Import von Mineralölerzeugnissen aus Indien
Besonders interessant ist die Entwicklung im Öl-Bereich. Die deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen aus Indien stiegen von lediglich 37 Millionen Euro in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 um das Zwölffache auf 451 Millionen Euro. Somit stammten 2,4 Prozent der deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen aus Indien. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Gasöle, die zur Herstellung von Diesel oder Heizöl verwendet werden. Gleichzeitig importiert Indien seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine große Mengen Rohöl aus Russland, welches als Grundstoff für die Herstellung von Gasölen dient.
Das wichtigste Importgut aus Indien bleibt für Deutschland nach wie vor Bekleidung. Allerdings verzeichneten die Importe in diesem Bereich in den ersten sieben Monaten des Jahres einen Rückgang von fast zehn Prozent. Auf dem zweiten Platz liegen Maschinen aus Indien, die mit einem Zuwachs von 15 Prozent stark aufholen. Dahinter folgen insbesondere Geräte für die Telekommunikation.
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