Europa

Industrieproduktion in Deutschland sackt ab

Rauchende Schornsteine

Die deutsche Industrieproduktion für den Monat August wurde vor wenigen Minuten vom Statistischen Bundesamt gemeldet. Zwar kann sie im Jahresvergleich noch zulegen mit +1,7 Prozent, wie gestern auch die Auftragseingänge. Aber aktuell zeigt die Industrieproduktion wie auch die Aufträge kurzfristig einen Absturz, der in den Lieferproblemen und im Materialmangel begründet ist. Alleine von Juli auf August ist die Produktion nämlich um 4,0 Prozent gesunken, bei Erwartungen von -0,4 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, lag die Industrieproduktion im August 9,0 Prozent niedriger.

Autoindustrie zieht gesamte Industrieproduktion runter

Vorgestern schrieben wir bereits, dass sich die Autoproduktion in Deutschland im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten halbiert hat. Heute nun erwähnen die Experten der Commerzbank zum aktuell gemeldeten Rückgang in der Industrieproduktion, dass die Autoindustrie hieran einen gewichtigen Anteil hat, da sie in besonderem Maße unter einem Mangel an Vorprodukten leidet. Aber auch in den anderen Bereichen der Industrie scheinen diese Probleme die Produktion zunehmend zu belasten. Da in den kommenden Monaten mit keiner spürbaren Entspannung des Materialmangels zu rechnen ist, dürfte die Industrie laut der Commerzbank die deutsche Wirtschaft weiter bremsen. Hier weitere Aussagen der Experten im Wortlaut:

Ein Blick auf die einzelnen Sektoren zeigt, dass insbesondere die Automobilproduktion weiter eingebrochen ist (-17,5%). Auch in den meisten anderen Bereichen der Industrie gab es teils deutliche Minuszeichen; im Durchschnitt ging die Produktion dort um 2,8% zurück. Anders als im Automobilsektor, wo seit dem Jahreswechsel ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen ist, bewegt sich die Produktion im Durchschnitt der anderen Sektoren aber noch eher seitwärts.

Aber auch dies ist natürlich deutlich schwächer als angesichts der bis zuletzt in den meisten Sektoren kräftigen Nachfrage eigentlich zu erwarten wäre. Offensichtlich leidet die Automobilindustrie zwar in besonderem Maße unter einem Mangel an Vorprodukten, aber auch in den anderen Bereichen macht er sich offenbar bemerkbar und verhindert die sonst zu erwartende Steigerung der Produktion. Da die Materialengpässe wohl kurzfristig kaum überwunden werden dürften, wird sich hieran in den kommenden Monaten wohl auch nichts ändern. Folglich dürfte die Industrie das Wachstum der deutschen Wirtschaft nicht nur im dritten Quartal, sondern zumindest auch im vierten Quartal spürbar bremsen. Zusammen mit den negativen Auswirkungen voraussichtlich wieder steigender Infektionszahlen auf einige Dienstleistungssektoren dürfte dies dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende kaum noch zulegen wird.

Produktionserwartungen der Industrie steigen

Während die Industrieproduktion schwächelt, steigen die Erwartungen weiter an. Laut heutiger Veröffentlichung des ifo-Instituts sind die Produktionserwartungen der deutschen Industrie im September gestiegen. Der Wert erreichte im September 29 Punkte nach 27 im August. Die weiterhin guten Produktionsaussichten lassen sich laut ifo auch auf Nachholeffekte wegen der Corona-Pandemie zurückführen. Die Auftragsbücher seien weiterhin voll, nur die Materialengpässe würden im Moment Probleme bereiten, und dämpfen die Produktionspläne etwas.

Die Produktionsaussichten in den zentralen Branchen, wie der Elektroindustrie, dem Maschinenbau, der Automobilbranche und in der chemischen Industrie sind laut ifo weiterhin hervorragend. In der Bekleidungsindustrie stiegen die Erwartungen auf 41 Punkte und damit auf den höchsten jemals gemessenen Wert. Auch in der Nahrungsindustrie und im Holzgewerbe wollen deutlich mehr Unternehmen ihre Produktion ausweiten. Die Hersteller von Leder, Lederwaren und Schuhen planen hingegen, ihre Produktion zurückzufahren. Der Indikator fiel deutlich auf minus 14 Punkte, nach plus 1 im August.

Grafik zeigt Verlauf der deutschen Industrieproduktion seit 2012



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