Allgemein

ifo-Analyse Inflation war getrieben durch Vorleistungen, Gewinne und Löhne

Höhere Kosten für Vorleistungen, höhere Gewinnmargen der Unternehmen und höhere Löhne trieben in 2022 die Inflation hoch.

Was hat die Inflation in Deutschland im Herbst 2022 bis auf 8,8 % getrieben (aktuell 6,2 %)? Viele Politiker, Ökonomen und Medienschaffende haben da eine ganz einfache Antwort. Putin ist schuld. Natürlich hat sein Angriffskrieg gegen die Ukraine ab dem 24. Februar 2022 die Energiepreise stark ansteigen lassen, was auch die Inflation hoch pushte. Aber bereits vorher lief der Preisauftrieb. Drei Faktoren waren verantwortlich für die höheren Preise in 2022. In diesem TradingView Chart sehen wir die Entwicklung der deutschen Inflation seit Herbst 2019. Die rote Linie zeigt den Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar 2022.

Verlauf der deutschen Inflation seit Herbst 2019

Hohe Inflation in 2022 – bereits vor Kriegsausbruch stiegen die Preise deutlich

Die Inflation war aber bereits in den Monaten vor Kriegsausbruch Schritt für Schritt angestiegen von 0 % im Dezember 2020 auf 4,3 % bis Februar 2022. Die Preissteigerungen liefen also schon, ganz ohne Krieg – er hat den Preisauftrieb dann aber deutlich verstärkt! Und es gibt noch ganz andere Faktoren als die Energiepreise. Das ifo-Institut hat dazu heute eine Analyse veröffentlicht, die drei Faktoren für die hohe Inflation im Jahr 2022 aufzeigt.

Drei Faktoren für hohe Inflation

Die Inflation in Deutschland im Jahr 2022 war laut ifo vor allem auf höhere Kosten für Vorleistungen zurückzuführen. Die Verteuerung von Vorprodukten, Energie und einer Vielzahl von Rohstoffen erklärt 5,7 Prozentpunkte der um 8,3 Prozent gestiegenen Preise von in Deutschland produzierten Konsumgütern. FMW-Anmerkung: Ab Kriegsausbruch haben die schnell gestiegenen Energiepreise sich natürlich auf breiter Front auf die Produktpreise ausgewirkt.

Zweitwichtigster Preistreiber mit einem Beitrag von 1,4 Prozentpunkten waren gestiegene Gewinne. „Einige Unternehmen konnten im vergangenen Jahr ihre Gewinnmargen aufgrund der kräftigen Nachfrage in vielen konsumnahmen Bereichen ausweiten“, so die Erläuterung von ifo. Und der dritte Faktor für die hohe Inflation in 2022: Steigende Löhne trugen mit 0,6 Prozentpunkten zum Preisanstieg bei. Eine Lohn-Preis-Spirale ist laut ifo aber bislang aberausgeblieben.

Blick auf die Details

Teurere Vorprodukte trieben die Preise laut ifo insbesondere in der Landwirtschaft (14,0 Prozentpunkte des Preisanstiegs von plus 34,2 Prozent), im Produzierenden Gewerbe (12,4 Prozentpunkte von plus 13,9 Prozent), im Baugewerbe (7,4 Prozentpunkte von plus 16,2 Prozent) sowie im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe (7,0 Prozentpunkte von plus 11,3 Prozent). Den kleinsten Beitrag zur hohen Inflation in 2022 gab es laut ifo in den Zweigen mit den geringsten Vorleistungen. Dazu gehören das Grundstücks- und Wohnungswesen (1,3 Prozentpunkte von plus 2,8 Prozent), die öffentlichen Dienstleister (1,6 Prozentpunkte von plus 4,2 Prozent) sowie die sonstigen Dienstleister (1,5 Prozentpunkte von plus 3,6 Prozent).

In der Landwirtschaft beförderten die steigenden Gewinne mit 10,1 Prozentpunkten die ansteigende Inflation am stärksten. Beim Bau trugen steigende Gewinne 6,5 Prozentpunkte, beim Grundstücks- und Wohnungswesen 3,2 Prozentpunkte und bei Handel, Verkehr und Gastgewerbe 2,6 Prozentpunkte zum Preisanstieg bei, so das ifo-Institut. In einigen Wirtschaftsbereichen waren die Gewinne jedoch rückläufig. Bei den sonstigen Dienstleistern bremsten sie die Teuerung um 3,0 Prozentpunkte, im Bereich Information und Kommunikation um 1,9 Prozentpunkte und bei den Unternehmensdienstleistern um 1,0 Prozentpunkte.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Meist gelesen 7 Tage