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Talk bei Markus Lanz Inflation entsteht wie? Frank Thelen vs Ulrike Hermann

Frank Thelen und Ulrike Hermann von der TAZ streiten sich bei Lanz darüber, wie die hohe Inflation entstanden ist. Schauen wir uns das mal an.

Brennender Geldschein als Symbol für Inflation

Die Inflation in der Eurozone hat inzwischen 9,1 Prozent erreicht. Man sieht es überall – Lebensmittelpreise und Energiepreise explodieren regelrecht. Gestern haben sich bei Markus Lanz der bekannte Tech-Investor Frank Thelen und die TAZ-Redakteurin Ulrike Hermann „in die Haare bekommen“, als es um die Frage ging, wie diese Inflation denn entstanden ist.

Frank Thelen verwies auf das ständige Gelddrucken, was zu Inflation führe. Dies sei jetzt nicht mehr tolerierbar. Ulrike Hermann stellte ihn daraufhin quasi kalt in die Ecke, als sie nämlich sagte, dass Thelens Analyse zur Inflation völlig falsch sei. Sie sprach davon, dass die Inflation so hoch sei, weil Energie so teuer sei – und das liege daran, dass Putin die Pipelines zudreht.

Dazu sei erwähnt: Die Inflation in der Eurozone lag unmittelbar vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs bereits bei 5,9 Prozent. Der Krieg und seine Folgen haben den vorher schon laufenden Trend nur noch verstärkt. Es ist also ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Sehen Sie hier dazu den Inflations-Chart (1 Balken steht für 1 Monat), und folgend das aktuelle Reaktions-Video, wo Frank Thelen einer wichtigen Aussage von Ulrike Hermann widerspricht. Und danach sehen wir einen Video-Ausschnitt mit der entscheidenden Passage aus der Lanz-Sendung. Sehen Sie selbst.


source: tradingeconomics.com

Hier der Link von der Bundeszentrale für politische Bildung, auf die Frank Thelen verweist. Auf Twitter läuft derzeit das Thelen-Bashing auf Hochtouren – was seit Wochen eine recht leichte Übung ist, da sein Fonds nicht gerade eine tolle Performance hinlegt. Auch der MMT-Verfechter (Geld drucken und Schulden machen ohne Ende bringen keine Probleme mit sich) Dirk Ehnts liefert aktuell seinen Beitrag. So schreibt er: „Die Idee, dass die Inflation die Folge von hoher Staatsverschuldung ist, ist wirklich einfach nur absurd. Hier die Werte für die USA. Da wird sofort klar, dass empirisch keinerlei Korrelation ist.“

Dabei wird Geld von Notenbanken gedruckt, und nicht von Staaten. Schauen wir auf den folgenden TradingView Chart. Hier sieht man seit 2013 in blau die Entwicklung der gesamten Bilanzsumme der Federal Reserve (gestiegen von 3,8 auf 8,8 Billionen Dollar). Im Vergleich dazu sieht man die sehr gute Korrelation mit der US-Inflation, die im selben Zeitraum von 1,1 auf 8,5 Prozent gestiegen ist.

US-Inflation im Vergleich zur Notenbank-Geldmenge



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9 Kommentare

  1. Es tut schon weh, wie wenig Sachkompetenz in diesem Fall Frau Herman hat, dies trifft aber leider auch auf viele Politiker zu. Sie glauben mit selbstsicherer Rhetorik punkten zu können. Leider ist das weit verbreitet und eines der Kernprobleme. Gute Entscheidungen kann nur jemand treffen, wenn er die entsprechende Sachkompetenz hat.

    1. Wirtschaftssachverstand und taz… Das ist wie Teufel und Weihwasser!

    2. Mit ihrer rechthaberischen und arroganten Art ist diese Frau Hermann ja kaum zu ertragen…

  2. Dank der Liquiditätsfalle von Keynes wissen wir – beide haben recht. Leider schließt keiner der Teilnehmer diese Argumentationslücke. Die Energie ist der Anlass die Horte übermäßig anzuzapfen, die allgemeine Gelddruckerei bestimmt die Gesamtverfügbarkeit im System, die Horte dürften gut gefüllt sein und nun erhöht sich aus dem Anlass heraus die Umlaufgeschwindigkeit im Wettlauf um knappe Güter.

  3. Der Vergleich hinkt. Neues Geld heißt neues zusätzliches Kreditvolumen. Die ZB-Bilanz hat natürlich Korrelation. Das ist aber doch nur die Bilanz,overall.Sie muss zwingend Korrelation haben! Die Frage ist ,wo am Ende /wer? die Neukreditkohle gegen Güter via Umlaufgeschwindigkeit(Inflation) in Verkehr bringt ? Neukredit braucht immer einen Neuschuldner.
    Die ZB ist aber kein Schuldner ,sondern eine Verrechnungsstelle.Es sei denn sie macht ein ungedecktes Konto auf.Das wäre dann aber Betrug und Fälschung!
    1. Wenn die Banken ihr beliebtes Staatsanleihen gegen Cash bei der ZB Spiel spielen –erhöhen sich die Vermögenspreise /Assets. gesehen seit 2006 bis 2022.
    2. Wenn UncleSam Coronakohle 2020 via TGA (die ein Konto bei der ZB haben) mit der Gießkanne auskippen
    und Hinz und Kunz breitangelegt unter die Leute bringt (angefangen mit Bauholz) ,dann steigen die Preise an jeder Ecke.Bis zum Ende der Kette bei Lebensmitteln.Das kommt aber noch.
    Wenn aber ,wie Sep/2019 Repomarkt,die sogenannten Collaterals/Topbonitätsstaatsanleihen knapp werden gehen die Overnight durch die Decke und die Banken (in Punkt 1.) kollabieren.Das globale BankenDollarSystem ist insolvent!!!!
    Da brauchte man neue hochbonitäre Collaterals vom TGA Konto(US-Staatsanleihen) ,aber in der gigantische Höhe ,nur wie ? Es brauchte ein Thema (für Klima noch zu früh und unspezifisch). Welches Thema/Begründung mit Lockdown (gleich Geldumlaufgeschwindigkeitsreduzierung ,um den Leidensdruck aus den Bankbilanzen zu nehmen) dann kam, wißt ihr ja.
    Leider mit der Konsequenz,daß das Geld auf der Strasse und nicht schön kontrollierbar im Assetkreislauf inflationswirksam werden würde. Aber das war das kleinere Übel!

    Glaubt ihr alles nicht ? Fangt an Bankbilanzen zu verstehen bildet euch ,schafft Infos herbei und denkt selber drüber nach. Ich habe leider hier nicht die Zeit Quellen und eine punktgenaue Abhandlungn zu schreiben.

  4. P.S. Keine Verschwörung.Ich behaupte nicht ,daß es die Großbanken das angezettelt haben.
    Genauso denkbar wäre,daß Jemand(der Zugriff auf grosse Mengen TopCollaterals hat) einfach diese zurückhält
    ,um das Angebot zu verknappen. Mit den oben genannten Folgen. Kann Absicht oder zufällige Zwangslage sein.
    Als Beispiel ,China / Immobilienblase sei da genannt. In Europa ,die Südeuropaproblematik. Oder alle gleichzeitig.Oder eventuell ist ja ein Big Player aus dem Finanzcasino in Rente gegangen und hat seine Spielchips vom Tisch genommen.Das weiß man alles nicht. Es ist nur eine Zustandsbeschreibung.

  5. ..und die Geldhorte erfüllen durch niedrige Zinsen immer weniger die Funktion der Wertaufbewahrung, weshalb (bis zur Rezession) Aktien und Immobilien an stark an Wert gewinnen, da das Angebot wenig elastisch ist. Machen wir uns nichts vor, Inflation gäbe es auch bei Energiemangel ohne Geldmengenausweitung, nur würde sie geringer ausfallen (Schweiz), und es dürfte kürzer dauern bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Das Keynes-Modell ist aber stark vereinfacht, die Welt als Markt ist sicher komplexer.

    Sicher ist:

    Die EZB agiert wie ein unerfahrener Pilot dessen Flugzeug ins Trudeln gekommen ist und der, obwohl das Flugzeug allein ohne Rudereingriffe sicher aus der Fluglage heraus käme, durch Drücken der Pedale mit falscher Orientierung immer tiefer stürzt.

  6. ich als bürger sage:
    wir müssen mehr in bildung investieren. nicht für uns arbeitnehmer, nein, ich hätte da mehr an unsere politiker gedacht.
    mein slogan : “ mehr bildung für politiker, germany great again „

  7. Ich würde dafür plädieren zu sagen, dass die globale Ökonomie keine Maschine ist, deren Funktionsweise sich vorausberechen lässt. Ich möchte grundsätzliche Zweifel an den sog. „ökonomischen Gesetzmäßigkeiten“ anmelden. Theorien können im besten Fall grobe Orientierungshilfen sein. Das führt zu der Frage, woran wir uns, wenn nicht an den Theorien, sonst orientieren sollten.
    Mich interessiert die Frage, wer theoretisch recht hat, schon lange nicht mehr. Viel spannender ist doch, was ein Mensch tut, was er bewirkt und wie dieser Mensch anderen begegnet.
    Interessanterweise sind Begriffe wie Achtsamkeit, Empathie, Nächstenliebe, Solidarität u. a. keine ökonomischen Kategorien. In der Ökonomik geht es um Zahlen. Und sie macht aus dem einzelnen Menschen einen egoistischen Nutzenmaximierer.
    Kurz: Unser Hauptproblem ist der blinde Glaube an die Ratio als einzig möglichen Vernunftbegriff.

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