Allgemein

Inflation als Problem - Religiöse Überhöhung und Ideologie Inflation global: Malaysia und sein Kampf gegen die Teuerung

Inflation ist global ein Problem

Malaysia global Inflation

Die Regierung von Malaysia unter der Führung von Premierminister Ismail Sabri Yaakob steht unter Beschuss, die Inflation nicht ausreichend einzudämmen, nachdem die Zentralbank Anfang dieser Woche die dritte Anhebung ihres Leitzinses in Folge angekündigt hatte. Wie die South China Morning Post am 9. September berichtete, hob die Bank Negara Malaysia (BNM) den Tagesgeldsatz (OPR) um 25 Basispunkte an. Die Zinserhöhung bringt den Leitzins auf 2,5 Prozent, damit hält die Zentralbank an ihrem Weg der Normalisierung nach über zwei Jahren Niedrigzinspolitik fest, denn die letzten beiden Jahre standen ganz unter dem Schock der Covid-19 Pandemie.

Der Kampf in Malaysia gegen die Inflation – religiös aufgeladen

Die Opposition in Malaysia aber kritisiert, die Zinsanhebung stünde ganz im Zusammenhang mit der gestiegenen Inflation, die sich insbesondere bei den Lebenshaltungskosten deutlich zeigt. Damit sei der von Premier Ismail Sabri ausgerufene „Inflations-Dschihad“, dem extra ein Sonderausschuss des Kabinetts gewidmet wurde, gescheitert. Ein „Dschihad“ ist ein religiös geprägter Begriff aus der islamischen Religion und bedeutet frei übersetzt „Heiliger Krieg“ und bezeichnet eine auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Anstrengung.

Lim Guan Eng, Vorsitzender der Democratic Action Party (DAP) äußerte sich zur OPR-Erhöhung, und mahnte, sie könnte das Tempo des Wirtschaftswachstums und der Erholung der Pandemie verlangsamen sowie die Kreditkosten für Einzelpersonen und Unternehmen erhöhen. Die Lebensmittelpreise trieben die Inflation im Juli nach Regierungsangaben um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr in die Höhe und lagen damit über dem jährlichen Anstieg von 3,4 Prozent im Juni. Zudem, so Oppositionsführer Lim, bestehe keine Notwendig mehr, einen speziellen Kabinettsausschuss für den „Inflations-Dschihad“ beizubehalten, „da sich die BNM jetzt auf das geldpolitische Instrument der Zinserhöhung zur Bekämpfung der Inflation verlässt.“

Premierminister Ismail Sabri hatte zuvor davon gesprochen, dass die Bemühungen des Ausschusses „Inflations-Dschihad“ bereits erste Ergebnisse zeigen würden. Zudem sei eine ausreichende Versorgung, insbesondere mit Hühnchen und Speiseöl, sichergestellt. Der Premierminister sagte, die Regierung habe auch 80 Millionen Ringgit (17,8 Millionen US-Dollar) zur Verfügung gestellt, um ein Förderprogramm zu starten, das über vier Monate bis Dezember läuft und lebenswichtige Güter mit Rabatten von bis zu 20 Prozent des Marktpreises anbietet. Die anhaltende Inflation hat jedoch eine beachtliches Loch in den öffentlichen Kassen hinterlassen.

Malaysia: Haushaltsdefizit über 80 Milliarden Ringgit für 2022 erwartet

Finanzminister Tengku Zafrul Abdul Aziz erwartet, dass die Regierung mit ihren Ausgaben für Subventionen – die alles von den Tankstellenpreisen bis zum Hühnchen abdecken – in diesem Jahr einen Rekord von fast 80 Milliarden Ringgit erreichen werde. Das ist mehr als das Doppelte des dafür im Haushalt 2022 vorgesehenen Budget.

Die Zinserhöhung durch die BNM hat nicht nur bei der Opposition für Kritik gesorgt, selbst aus der Regierungspartei Umno hatten Parteimitglieder die Notenbank aufgefordert, den Leitzins nicht zu erhöhen. Schließlich sei die Verschuldung der privaten Haushalte bereits hoch und steigende Zinsen würden die Belastung nur erhöhen.

Weitere Zinserhöhung durch BNM im 1. Quartal 2023 möglich

In einer Mitteilung vom Donnerstag äußerte die BNM die Befürchtung, dass sich eine aggressive geldpolitische Straffung und eine steigende Volatilität an den globalen Finanzmärkten negativ auf die Schwellenländer auswirken könnten und dass die Abschwächung des globalen Wachstums das Wirtschaftswachstum Malaysias in Zukunft belasten werde. Sollte Malaysias Wirtschaftswachstum weiteren Spielraum für eine Zinserhöhung zulassen, könnte diese im 1. Quartal 2033 erfolgen, wenn sich die Inflation weiter verschlimmern sollte.
Die Zentralbank sagte jedoch, dass der Leitzins weiterhin moderat bleibt und das Wachstum unterstützt, während sie betonte, dass ihr geldpolitischer Ausschuss (MPC) „keinen vorgegebenen Kurs einschlägt“ und über zukünftige Anpassungen auf der Grundlage ihrer aktuellen Bewertungen und Analysen entscheiden wird.

Wie verhält sich die malaysische Währung Ringgit gegenüber US-Dollar und Euro?

Auf Jahressicht liegt der Ringgit gegenüber dem Euro 4,4 Prozent im Plus, während die malaysische Währung gegenüber dem US-Dollar um über sieben Prozent verloren hat.

Malaysia Inflation Runggit

Am Beispiel Malaysia wird offensichtlich, wie ideologisch, ja fast religiös aufgeladen die Inflations-Thematik mittlerweile ist. Wie man überhaupt von einem „Jihad on Inflation“, einem „Inflations-Dschihad“ sprechen kann, wird sich wohl nur religiösen Anführern erschließen. Aber die Bank Negara Malaysia ist eine der wenigen Notenbanken, die sich nicht von ihrer Regierung bevormunden lässt – und somit das ist, was eine gute Notenbank sein sollte: unabhängig und rein der Geldwertstabilität verpflichtet!

Lesen Sie auch



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Nun, in Malaysia wird wohl auch das Problem des Islam hochkochen, Zinsen für das Übel, erfunden von den Juden, zu halten. Andere Provisionen sind okay, nur „Zinsen“ dürfen diese nicht heißen, das ist harám, Teufelswerk.
    Offiziell soll der Islamanteil an der Religionsgemeinschaft 60% betragen. Ein mir bekannter Mittelständler der dort produziert, kennt andere Zahlen, zumal die Sunniten in der Regierung das Sagen haben. Das ist aber auch erklärbar, da die Inseln nicht alle gleichmäßig besiedelt sind.
    Das derzeitige Malayische Königshaus des Vielvölkerstaats hat immer mehr Probleme den Deckel auf der Bombe Radikalisierung zu halten, welche beiderseits zunimmt. Man kann dort förmlich zusehen, wie das friedliche Nebeneinander der Religionen sich wandelt in Unterdrückung, Ausgrenzung und Hass, letzlich ausgelöst durch Geld- und Machtstrukturen, die der Westen forciert.
    Ich könnte wetten, der nächste Kriesenherd wird in oder um Indonesien herum ausbrechen, wo unsere exportierte Zivilisation mal wieder nicht funktioniert hat. Siehe Ceylon, Birma.
    Warum sind es meist immer alte Commenwealth Gebiete, die Ärger haben? Zufall?

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage