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Bundesbankchef staunt über gestiegene Pasta-Preise Inflation „hartnäckig“, EZB müsse „hartnäckiger sein“ laut Bundesbankchef

EZB Inflation Nagel Bundesbankchef

Bei der Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung schockte Christine Lagarde letzten Donnerstag die Märkte mit ihrer Aussage, dass man die Zinsen weiter mehrfach um jeweils 0,5% anheben werde, um die Inflation zu bekämpfen. Es werde, so die EZB-Chefin letzte Woche, keinen „pivot“ geben. also keine Wende in der Geldpolitik.

EZB und Inflation: eine unrühmliche Geschichte

Das alles aus dem Munde einer EZB-Chefin, die noch im Dezember 2021 Zinsanhebungen für das Jahr 2022 faktisch ausgeschlossen hatte, obwohl bereits damals jedem eingermaßen klar Denkenden eben auch klar gewesen war, dass die bereits damals massiv gestiegenen Erzeugerpreise (Dezember 2021: +24,2% zum Vorjahresmonat) als Pipeline-Inflation wirksam werden würden.

Aktuell erleben wir, dass der Inflations-Druck wieder zurück geht – die heute veröffentlichten Erzeugerpreise (November) in Deutschland fielen um -3,9% zum Vormonat, der zweite monatliche Rückgang in Folge. Dennoch hat die EZB, anders als die Fed, ein größeres Problem mit einer dauerhaften Inflation aufgrund der absehbar nicht endenden Energiekrise in Europa.

Dass diese Inflation sehr viel mit der Geldpolitik der EZB selbst zu tun hat, wird von der europäischen Notenbank entweder nicht erkannt – oder schlicht ignoriert (siehe hierzu den Artikel „EZB sucht die Inflation am falschen Ort!“). Wichtiger war jahrelang die „Fiskalisierung des Euros“ (Thomas Mayer) – nun haben wir Inflation als Resultat dieser Geldpolitik. Die Zeche dafür zahlen also die Bürger als eine Art indirekte Steuer, die von keinem Parlament abgesegnet worden ist!

Immerhin hat der Chef der Deutschen Bundesbank, Nagel, schon länger gefordert, die Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation wieder zu straffen. Nun sieht er sich durch die Aussagen von Lagarde bestätigt, nachdem die EZB-Chefin lange Jahre federführend war bei der Unterstützung der überschuldeten Südländer der Eurozone.

Über die Aussagen von Bundesbankchef Nagel berichtet nun Bloomberg.

Bundesbankpräsident Nagel über hartnäckige Inflation

Die Inflation ist “hartnäckig”, deswegen muss die Europäische Zentralbank “hartnäckiger sein”, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel im Interview mit dem Stern.

Die EZB habe letzte Woche zusätzlich zu einem “robusten” Zinsschritt auch deutliche Ansagen für die Zukunft gemacht, die vom Markt auch entsprechend aufgenommen wurden, obwohl die Zinsanhebung selbst mit 50 Basispunkten kleiner gewesen sei, sagte Nagel dem Magazin.

“Warum? Weil wir ein starkes Statement für die Zukunft gemacht haben. Und außerdem haben wir noch den Abbau der Anleihen in den Bilanzen der Zentralbanken auf den Weg gebracht”, so Nagel. “Das war ein robuster Zinsschritt. Und es war nicht der letzte. Aus heutiger Sicht müssen weitere robuste Schritte folgen.”

Die deutsche Inflation könnte im Dezember aufgrund der Hilfspakete zur Dämpfung der Gaspreise womöglich auf unter 10% fallen. “Aber wenn der Einmal­effekt vorbei ist, wird die Teuerung im Januar und Februar zunächst wieder anziehen.”

“Deshalb setzen wir unseren geldpolitischen Kurs entschlossen fort. Die gute Nachricht: Damit werden wir wieder für stabile Preise im Euroraum sorgen.”

Der Bundesbankpräsident gibt in dem Interview auch Einblicke in seine persönliche Inflationswahrnehmung beim samstäglichen Einkauf. “Letzte Woche ist es mir zum Beispiel bei der Pasta besonders aufgefallen. Die 500-Gramm-Packung war früher bei 1,49 Euro. Und jetzt liegt sie deutlich drüber, bei zwei Euro und zum Teil sogar mehr.”

FMW/Bloomberg

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2 Kommentare

  1. „Aus heutiger Sicht müssen weitere robuste Schritte folgen.“…bedeutet im Umkehrschluss…die morgige Sicht könnte eine andere sein…

  2. Es gibt wohl Niemanden, der eine Möglichkeit sieht, wie die EZB aus dem Dilemma herauskommt.
    Also wird sie die Inflation nur scheinheilig bekämpfen, denn die Inflation erhöht zumindest nominal extrem das Steueraufkommen, und entschuldet die Staaten.
    Was würden dagegen Zinserhöhungen bringen, die wirklich wirken, und somit über der Inflationsrate liegen sollten?
    Dann hätten wir in 6 Monaten wohl wieder die Pesetas in Spanien, und Deutschland könnte seine Target Guthaben abschreiben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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