Europa

Inflation in der Eurozone: Ist das die große Wende?

Seit Monaten dümpeln die Verbraucherpreise vor sich hin, und es ist weit und breit kein Anzeichen in Sicht, welches der EZB auch nur einen Anlass geben könnte über eine Zinswende nachzudenken. Doch jetzt auf einmal, da springt die Inflation an.

Die Nahrungsmittelpreise steigen schon seit mehreren Monaten deutlich kräftiger an als das Inflationsziel der EZB es vorgibt (2% oder nahe 2%). Die gestern für Deutschland veröffentlichten Inflationsdaten für Mai zeigen einen Gesamtanstieg der Verbraucherpreise im Jahresvergleich von 2,2% nach jeweils 1,6% in den beiden Vormonaten. Das ist schon ein kräftiger Sprung.

Die Nahrungsmittelpreise bilden die Basis dieses Anstiegs. Aber aktuell kommen auch die Energiepreise hinzu. Ihr Jahreswachstum ist von April auf Mai gesprungen von +1,3% auf +5,2%. Man kann es ja sehen – der Ölpreis war in den letzten Wochen massiv gestiegen, was letztlich auch den Benzinpreis antreibt. Alle Warenpreise zusammen genommen stiegen im Mai um 2,5%. Das macht Hoffnung.

Deutschland als größte Volkswirtschaft der Eurozone stahlt mit seiner aktuellen Steigerung auch ab auf den Durchschnitt des Eurozonen-Wertes. Der für EZB-Zwecke wichtigere „Harmonisierte Verbraucherpreisindex“ (HVPI) liegt übrigens ebenfalls bei +2,2%. Außerdem hat Spanien gestern auch seine Inflationsdaten gemeldet. Dort wächst der HVPI um 2,1% im Mai bei Erwartungen von +1,7%. Also springen die Preise auch in dieser großen Eurozonen-Volkswirtschaft über die 2%-Marke der EZB.

Noch keine nachhaltige Inflation?

Was spricht dagegen, dass dies die große Wende für die Zinspolitik der EZB ist? Nun, erstmal muss so eine Preissteigerung mehrere Monate anhalten. Und noch wichtiger ist: Die EZB betont immer wieder, dass die „Kernrate“ der Verbraucherpreise (Inflation) ebenfalls auf 2% oder nahe 2% steigen soll. Und eben die Bereiche Nahrungsmittel und Energie, welche aktuell die Preise treiben, gehören per Definition der EZB und der Eurostat-Statistiker nicht zur Kernrate. Begründung: Diese Preise schwanken zu stark. Ahhh ja…

Aber dennoch zeigt dieser Sprung in den Preisen: Es könnte sich etwas tun in Sachen Zinswende…. könnte! Dafür müssen die Energiepreise wohl weiter klettern! Und entscheidend ist: Auch die Dienstleistungen müssen endlich in ihren Preisen steigen. Sie sind in Deutschland von April auf Mai von 1,5% auf 1,9% gestiegen.

Heute um 11 Uhr wird die Gesamtzahl für die Eurozone veröffentlicht. Bislang erwartet werden +1,6%. Ist hier ein Sprung auch auf 2% möglich? Das könnte dem Euro zu einem Sprung verhelfen.

Inflation Deutschland



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1 Kommentar

  1. Jetzt bekommen die Notenbänker vielleicht die lange gewünschte Inflation, vielleicht mehr als sie wollen.
    Wie immer ist der Zeitpunkt ungünstig, haben sie dann keine Gründe mehr die Gelddruckerei weiterzuführen,
    was für die ewige Krisenbekämpfung nicht hilft.Die stark angestiegenen Ölpreise wurden bis jetzt von fast niemandem thematisiert , einige bekannte SUPERPROGNOSTIKER sprachen sogar von 100 $.

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