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Inflation in der Türkei explodiert auf 11,29%, höchster Wert seit 9 Jahren – Ausblick für die türkische Lira

Die Inflation in der Türkei hat ganz aktuell im März laut gestriger amtlicher Veröffentlichung mit 11,29% den höchsten Stand seit neun Jahren erreicht (vor einem Jahr noch 7,46%). Dabei ging es zuletzt...

FMW-Redaktion

Die Inflation in der Türkei hat ganz aktuell im März laut gestriger amtlicher Veröffentlichung mit 11,29% den höchsten Stand seit neun Jahren erreicht (vor einem Jahr noch 7,46%). Dabei ging es zuletzt in kräftigen Schritten nach oben. Im Februar lag man noch bei 10,13%, im Januar noch bei 9,58%. Im ersten Chart sieht man die Entwicklung des gesamtem Vorjahres, und links oben die Entwicklung der ersten drei Monate im laufenden Jahr.

In der Grafik darunter kann man sich die einzelnen Preiskomponenten genauer ansehen. Alkohol und Tabak steigen am Stärksten an um 21,71%, danach folgt das Transportwesen mit 17,69%. Das Gesundheitswesen verteuert sich auf Jahresbasis um 13,28%, Lebensmittel und nicht-alkoholische Getränke um 12,53%. Am Geringsten steigen die Preise im Bereich Kommunikation mit 4,47%. Im historischen Vergleich sind das Luxuxprobleme in der Türkei. In den 90ern lag man bei der Gesamt-Inflation um die 100%, Anfang der 2000er noch bei 70%.

Unter der Regierung Erdogan verschwand diese alles vernichtende hohe Inflation. Jetzt kommt sie aber, wenn auch in einem geringeren Umfang, zurück. Seit Erdogans autoritärem Kurs (für manchen Beobachter nur vermeintlich autoritär!?) schwächelt die türkische Lira, weil Investoren Angst um die finanzielle Stabilität, Rechtssicherheit etc in der Türkei haben. Eine schwache Währung bedeutet teurere Devisen, womit die Einfuhren ins Land teurer werden.

Gegen die nun kräftig steigende Inflation (wie gesagt, so hoch wie seit neun Jahren nicht mehr) könnte die türkische Zentralbank wie überall anders auf der Welt auch standardmäßig die Zinsen anheben. Das bremst die Kreditnachfrage und macht Lira-Anlagen für Ausländer attraktiver. Damit wird tendenziell die Inflation eingedämmt, und man stärkt die Lira durch einen höheren Geldzufluss aus dem Ausland. Aber in der Türkei sieht das etwas anders aus. Kann die Notenbank hier so einfach die Zinsen anheben? Offenbar nicht.

Präsident Erdogan hat bekanntermaßen Zinsen den Krieg erklärt, und sieht sich selbst als Feind von Zinsen. Die Kreditkosten in der Türkei seien einfach zu hoch. So einfach ist das. Kann ein Notenbankchef da einfach das Gegenteil machen? Ist er dann ziemlich schnell weg aus seinem Amt? Aus der Regierung Erdogan hieß es jüngst, dass die hohe Inflationsrate ein vorübergehendes Phäonemen sei, und dass man demnächst Gegenmaßnahmen ergreifen werde. Wie auch immer die aussehen, aber steigende Leitzinsen scheinen kaum dazu zu gehören.

Die türkische Notenbank hat als offizielles Inflationsziel 5%. Tja, da liegt man gerade leicht darüber. Höhere Zinsen sind nicht in Sicht, also hat die Inflation freie Fahrt. Gut, die Lira ist zuletzt gegen den Dollar wieder minimal stärker geworden, aber der Langfrist-Trend (Chart ganz unten seit 2004) zeigt den dramatischen Anstieg des US-Dollar gegen die Lira (Lira-Abwertung) von 1,50 auf 3,63. Tendenziell sieht es aktuell so aus, als stehe einer weiteren generellen Lira-Abwertung nichts im Weg. Wie die Inflation ohne Notenbankmaßnahmen gestoppt werden soll? Wir warten gespannt auf die Maßnahmen der Regierung.


USDTRY seit 2004.

Quelle: Turkstat



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