Wow, es geht voran in der Türkei? Die Inflationsrate lag in der Spitze im letzten Oktober noch bei 25,24%. Nun ist sie in den letzten Monaten auf aktuell 19,67% zurückgegangen (Grafik). Das kann man so oder so sehen. 19,67% ist immer noch dramatisch viel, vor allem wenn man diese Größenordnung mit den derzeitigen Inflationsraten in Europa vergleicht. Was tut die EZB nicht alles, um die Inflation überhaupt mal nachhaltig auf 2% zu bekommen…
Und der Bürger in der Türkei? Im normalen Alltagsleben nützt ihm dieser Rückgang gar nichts. Denn ein Blick in die Details offenbart, dass die Preise für Lebensmittel als Teil des Inflations-Warenkorbs derzeit eine Teuerungsrate von 29,25% aufweisen. Dei Preise für Bekleidung steigen beispielsweise nur um 11,6%, und liegen somit unter dem Schnitt. Transportpreise (Benzinpreise) liegen bei „gerade mal“ 15,18% und dämpfen somit auch den Schnitt.
Also, vor allem die Lebensmittelpreise steigen drastisch stärker als die Gesamt-Inflation. Und was kauft der Bürger tagtäglich? Klamotten oder Lebensmittel? Die Regierung in Ankara hat das längst erkannt. Sie wittert wohl eine üble Abzock-Verschwörung der Einzelhändler und geht mit zahlreichen Strafmaßnahmen gegen die „bösen Preistreiber“ vor. Auch verkauft die Regierung seit einigen Tagen in Istanbul und Ankara in Eigenregie verbilligte Lebensmittel.
Ob das großflächig im Land die Lebensmittelpreise strukturell drücken kann, weil die Einzelhändler deswegen nachziehen? Da müsste der Staat wohl dauerhaft und flächendecken im ganzen Land Verkaufsstände einrichten. Aber auch wenn der Staat dies wirklich machen würde: Man müsste dann ja aus der Staatskasse Lebensmittel einkaufen, und unterm Einkaufspreis subventioniert an die Bürger weiterverkaufen. Also würde der Bürger über den Steuerhaushalt quasi seine eigene Einkaufsersparnis hintenrum doch bezahlen. Nur merkt man dies nicht so direkt.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken