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Inflation 7,3 Prozent – Leitzins 0 Prozent – finde den Fehler

Staubsauger saugt Geld auf als Symbol für Inflation

Die Geldpolitik für Deutschland wird seit der Euro-Einführung von der EZB gestaltet, und zwar einheitlich für die gesamte Eurozone. Gäbe es noch eine Bundesbank, die eigenständig über die Zinsen entscheiden könnte, dann – so möchte ich es mal vermuten – hätte sie den Leitzins für Deutschland längst mehrmals angehoben. Die Historie zeigt es. Als die Inflation in Deutschland vor Jahrzehnten richtig hoch war, hatte auch die Bundesbank den Leitzins stark angehoben als Ausgleich. 1981 sah man zuletzt eine Inflation, die so hoch war wie sie gestern für Deutschland verkündet wurde mit 7,3 Prozent. Nur mit dem Unterschied, dass die Bundesbank damals den Leitzins bei 11,4 Prozent angesetzt hatte – also weit höher als die Inflation – netto gab es also eine deutlich positive Realrendite für die Sparer.

Inflation und Leitzins in der Eurozone entfernen sich immer weiter voneinander

Aber heute sehen wir 7,3 Prozent Inflation in Deutschland – gestern frisch vermeldet für den Monat März. Für die Eurozone wird für die morgige Verkündung eine Inflationsrate von 6,6 Prozent erwartet. Wie auch für Deutschland darf man für die Eurozone vermuten, dass diese durchschnittliche Erwartung der Analysengemeinde nach oben übertroffen wird. Die EZB lässt weiterhin den Leitzins bei 0,00 Prozent kleben. Zwar sind Zinsanhebungen später in diesem Jahr denkbar – aber man hat ja offenbar keine wirkliche Eile. Im folgenden Chart sehen wir im Verlauf der letzten 25 Jahre, wie sich Leitzins (blaue Linie) und Inflation (schwarze Linie) in der Eurozone entwickelt haben. Seit Jahren klebt der Zins auf der Null-Linie. Je größer die Differenz zur Inflationsrate, desto größer der tatsächliche Verlust für die Sparer. Nominal ändert sich natürlich nichts am Kontostand auf dem Sparbuch, aber die tatsächliche Kaufkraft des Sparguthabens wird drastisch gemindert.


source: tradingeconomics.com

Polen versucht die Lücke zu schließen

Gerade jetzt, wo in Europa Krieg ausgebrochen ist, könnte man argumentieren: Die Wirtschaft wird schwächeln, jetzt muss die Notenbank den Zins doch noch länger im Keller lassen, damit billiges Geld die Wirtschaft stützen kann? Dass es anders geht, zeigt Polen. Am 8. März, also 14 Tage nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, erhöhte die Zentralbank in Warschau den Leitzins für Polen um 0,75 Prozent auf 3,50 Prozent. Polen wie auch Brasilien und viele andere Länder außerhalb der Eurozone erhöhen ihre Zinsen deutlich, um die Inflation zu bekämpfen, während die Eurozone weiterhin untätig bleibt. Im folgenden Chart sehen wir als Vergleich zur Eurozone, wie sich in den letzten 25 Jahren Leitzins (blaue Linie) und Inflation (schwarze Linie) in Polen entwickelt haben. Lag der Leitzins wegen Corona in Polen bei 0,1 Prozent, ist er inzwischen auf 3,50 Prozent angehoben worden. Die Inflation in Polen liegt bei 8,5 Prozent, aber die Zentralbank in Warschau holt auf. Immerhin versucht man hier wenigstens die Lücke zwischen Inflation und Leitzins spürbar zu verringern.


source: tradingeconomics.com

Negative Realrendite in Deutschland so groß wie noch nie

Holger Zschaepitz von der WELT zeigt es heute früh eindrucksvoll im folgenden Chart. Bei einer Inflation in Deutschland von 7,3 Prozent und einer immerhin jetzt positiven Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen hat man nun in Deutschland eine auf Rekordhoch befindliche negative Realrendite von -6,65 Prozent!



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4 Kommentare

  1. Da gibt es keinen Fehler, denn es geht um die Enteignung der Sparer, bzw. Abau der Verschuldung.
    Das klappt so hervorragend.
    Selbst in den Etagen der Lebensversicherer werden die Sektkorken knallen, denn die Menschen werden ihr Geld dort belassen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Das geschieht diesem deutschen Dummvolk nur recht. Interessant ist die Frage, wie lange kann man dieses Schraube überdehnen kann, bis in diesem Land die Volksseele kocht.

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Mit einer eigenständigen Bundesbank hätten wir mit Sicherheit höhere Realzinsen. Wahrscheinlich hätten wir auch längst die Parität zum Dollar und zum britischen Pfund.

    Es ist schon komisch, ich als gelernter DDR Bürger kann mich noch gut an die Diskussionen im Westfernsehen erinnern.
    Im Dezember 88 war eigentlich die gemeinsame Währung der westeuropäischen Länder schon Geschichte. Die Bundesrepublik Deutschland blockierte erfolgreich alle Versuche sich dem anzuschließen und wurde dafür von den üblichen Verdächtigen, Frankreich, Italien und Spanien kritisiert.
    Dann kam es im Vorfeld der Deutschen Einheit zur Erpressung aus Frankreich . „Die Bundesregierung hätte jetzt die Wahl ,eine sehr wichtige Wahl, für sie und das Land wichtige Entscheidung zu treffen ,man sei sehr unzufrieden mit der Haltung Deutschlands in Bezug auf eine gemeinsame Währung, Deutschland würde den Vereinigungsprozess in Europa gefährden und wenn Deutschland damit weiter machen würde, könne Frankreich bei den Zwei Plus Vier Verhandlungen,dem Wiedervereinigungsprozess für Deutschland, nicht zustimmen. “ so Mitterand im Januar 90.
    Das Resultat war erst Maastricht 92 und dann die Verhandlungen zur Währungsunion 95/96.
    Alle Befürchtungen der Euroskeptiker sind eingetroffen. Vielleicht hätte Kohl damals sagen müssen, na gut, dann bleibt die DDR eigenständig, erpressen lasse ich mich nicht!
    Der DDR wäre die harte DM erspart geblieben und dem Westen der Euro.

  4. Pingback: Finanzielle Repression - Dieser Spagat wird etwas zerreißen - Der 5 Minuten Blog

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