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Ex-US-Finanzminister Larry Summers warnt vor Rückkehr der 1970er-Jahre Inflation: Notenbanken dürfen Kontrolle nicht verlieren

Inflation Notenbanken Summers

Sollten die Notenbanken angesichts hoher Inflation einfach ihr Inflationsziel von 2% auf 3% anheben, wie einige Ökonomen fordern? Bekanntlich trifft sich die Machtelite der Welt derzeit auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos – und der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers nutzte die Gelegenheit, um solche Forderungen zurück zu weisen. Wenn es den Notenbanken nicht gelinge, die Inflation im Zaum zu halten, drohe eine Rezession wie in den 1970er-Jahren, so Summers.

Ex-US-Finanzminister Summers: Notenbanken müssen weiter Inflation bekämpfen

Wenn man das Ziel für die Inflation zu niedrig ansetze, würden die Volkswirtschaften in eine Rezession wie in den 1970er-Jahren zurückfallen – das würde dann „negative Auswirkungen auf die arbeitenden Menschen überall haben“, warnte der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers laut einem Bericht von Bloomberg.

Damit reagierte er auf Vorschläge von Wirtschaftswissenschaftlern wie Olivier Blanchard, dem ehemaligen Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, der eine Anhebung der Inflationsziele von 2% auf 3% vorgeschlagen hatte, um Rezessionen zu vermeiden.

„Es wäre ein teurer Irrtum anzunehmen, dass ein Nachgeben bei den Inflationszielen die Rettung wäre, und es würde sich letztlich negativ auswirken, wie es in den 1970er Jahren auf spektakuläre Weise geschah“, so Summers bei einer Podiumsdiskussion auf dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos. Larry Summers ist derzeit Wirtschaftsprofessor in Harvard.

Die Inflation, die in weiten Teilen der industrialisierten Welt zweistellig ist, dürfte in diesem Jahr aufgrund der sinkenden Energie- und Rohstoffpreise rasch zurückgehen. Die Kern-Inflation wird jedoch hoch bleiben, da sich das Lohnverhalten und die Preisgestaltung der Unternehmen grundlegend geändert haben, so Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, auf demselben Podium.

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„Es wird viel schwieriger sein, die Inflation von 4% auf 2% zu senken“, sagte er. „Wir werden sehen, ob das mit einer Rezession einhergeht oder nicht. Die Unternehmen zögern nicht mehr, ihre Preise zu erhöhen. Das ist anders als vor zwei oder drei Jahren und ein Signal dafür, dass es nicht so einfach ist, die Inflation wieder auf 2% zu bringen“.

„Wir sehen auch eine Veränderung bei den Löhnen. Wenn man sich die Lohnentwicklung ansieht, ist diese sehr rückwärtsgerichtet. Im Grunde genommen nehmen wir die Inflation des letzten Jahres und verwenden sie, um künftige Gehälter festzulegen – eine Art Gerechtigkeitsargument. Sobald die Inflation hoch ist, ist der Druck der Löhne da“.

Summers warnte: „Es wäre ein schwerer Fehler, wenn die Zentralbanken ihr Inflationsziel jetzt nach oben korrigieren würden. Nachdem sie das 2 %-Ziel nicht erreicht und die Verpflichtung zu 2% wiederholt betont haben, würde es der Glaubwürdigkeit sehr schaden, wenn sie das Ziel aufgeben würden. Wenn man sich einmal anpassen kann, kann man es auch wieder tun“.

Schwere Rezession, wenn Notenbanken Inflation nicht in den Griff bekommen

Die kontrafaktische Frage laute nicht: „Können wir mehr Inflation und keine Rezession haben?“, sondern: „Wenn wir die Inflation nicht in den Griff bekommen, werden wir wahrscheinlich irgendwann eine schwerere Rezession haben.“

Die Zentralbankchefs auf dem Podium waren sich einig, dass eine straffere Geldpolitik weiterhin notwendig sei, um die Inflation einzudämmen.

Summers kritisierte auch die quantitative Lockerung der Zentralbanken während der Pandemie, die seiner Meinung nach zu einer zusätzlichen Belastung der Steuerzahler geführt hat. Im Rahmen der quantitativen Lockerung tauschten die Zentralbanken im Grunde langlaufende Schulden gegen sehr kurzlaufende Schulden aus, während „alle Schatzmeister der Unternehmen in der Welt ihre Schulden kündigten“, um von den niedrigen Zinssätzen zu profitieren.

Die US-Notenbank hat jetzt einen Verlust von rund 800 Milliarden Dollar in ihrer Bilanz, sagte er.

„Im Nachhinein denke ich, dass dies höchst problematisch war“, sagte Summers. „Wir müssen nicht nur über die stimulierenden Aspekte von QE nachdenken, sondern uns auch auf die Aspekte der Fälligkeit von Schulden in der Bilanz konzentrieren.“

FMW/Bloomberg



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