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Inflation: Notenbanken scheitern beim Versuch, Wirtschaft zu steuern

Notenbanken und ihr Scheitern, Wirtschaft zu steuern

Inflation - wie Notenbanken scheitern

Nach wie vor ist die Inflation nicht nur in den USA hoch. Sicherlich wird die Federal Reserve demnächst die Abkehr von der ultralaxen Geldpolitik beenden, oder anders ausgedrückt – mit dem Tapering beginnen. Das erwarten die Märkte, 15 Milliarden Dollar monatlich, aber sicherlich nicht mehr, denn es gibt bereits viele Faktoren, die zu einem abrupten Abwürgen der Wirtschaft führen können.

Inflation und der vergebliche Versuch, Wirtschaft von oben zu steuern

Versuche wirtschaftliche Aktivitäten zentral zu lenken, müssen scheitern, wie bei der sowjetische Zentralplanungsbehörde Gosplan, so hatte es am gestrigen Tag Professor Thomas Mayer in einem Gastbeitrag in der „Welt“ kommentiert. Bezogen auf die Aktivitäten der EZB, die neben der Steuerung der Inflation jetzt auch noch zu versuchen, sich in den Kampf gegen die Klimaerwärmung einzuschalten.

Obwohl die Geldpolitik der letzten Jahre immer mehr Kollateralschäden verursacht hat, die Wirtschaft selbst rasch auf konjunkturelle Wendepunkte reagiert, was wiederum zu Problemen für die Politik der Zentralbanken führen kann.

Dazu folgende Gedanken:

Als die Dimensionen der Pandemie im Winter 2020 erkennbar wurden, haben die Unternehmen extrem auf Sparflamme geschaltet, Kapazitäten zurückgefahren und Investitionen hintenangestellt. Um eben diese besondere Lage überstehen zu können. Und was machten die Notenbanken? Sie druckten Geld im zweistelligen Billionen Dollar-Bereich, drückten Anleiherenditen tief in den Minusbereich und verbilligten Kredite in bisher noch nie da gewesener Weise.

Eine überbordende Geldversorgung und urplötzlich zum Ende des Jahres wurde ersichtlich, dass die Pandemie tatsächlich zu einem Ende kommen könnte, mit der Folge, dass in relativ kurzer Zeit 165 Länder der Erde aus der Rezession emporklettern. Über die Folgen wurde beim FMW schon zigfach berichtet: Inflation auf allen Ebenen, Liegerengpässe, Personalmangel….

Die Notenbanken hingegen sorgen sich in ihrem Glauben die Wirtschaftsabläufe mitsteuern zu können, über eine noch nicht vollständige Erholung der Wirtschaft und könnten damit „behind the curve“ geraten sein.

Inflation bremst die Wirtschaft auch ohne FED

Bereits mehrfach habe ich Charts über die Entwicklung der Inflation in vielen Zyklen gezeigt, in denen die spikeartigen Anstiege der Inflation verdeutlicht werden. Desto steiler der Anstieg, desto extremer die Gegenbewegung in relativ kurzer Zeit. Denn eine hohe Teuerung bremst automatisch die Wirtschaft über das Konsumverhalten der Menschen. Daher baut sich gerade eine neue, nicht prognostizierbare Entwicklung an: Der Nachfrageschub hat die Lieferketten überstrapaziert, führt zu Produktionsrückgängen, Inflation zur Reduktion der Haushaltsbudgets, allein schon über die gigantisch gestiegenen Energiekosten, die krisenhafte Züge angenommen hat. Hinzu kommt der rückläufige Kreditimpuls weltweit, der zu einer absehbaren Schwächung des Wachstums in 2022 führen sollte.

Das Tapering ist unerlässlich

Ohne Frage, denn jetzt noch Monat für Monat 40 Milliarden Dollar in den Anleihemarkt für überteuerte Immobilien zu pumpen, ergibt ökonomisch keinen erkennbaren Sinn. Auch bedeutet eine Rückführung der Käufe um 15 Milliarden Dollar ab dem Jahres Ende eigentlich noch keine Verschärfung der Zinspolitik, weil die Bilanz damit noch weit in das Jahr 2022 wachsen wird.

Kommen die Notenbanken zu spät?

Aufgrund der oben beschriebenen, nicht gewollten Folgen der Geldpolitik, beginnt sich die Inflation in der Wirtschaft auszuwirken. Das Verbrauchervertrauen hat begonnen sich stark abzukühlen, die Lieferengpässe führen schon wieder zu Kurzarbeit, die Energiekrise zu einer allgegenwärtigen Belastung.

Jetzt wird der Ruf immer lauter nach einer schnelleren Straffung der Geldpolitik und sofort erkennt man, dass die staatliche Steuerung an Grenzen stößt.

Wird ein Tapering in den nächsten Monaten zur Beseitigung der Lieferengpässe führen, zur Verbesserung der Energieversorgung, zur Bereitstellung von Fahrern für jeder Art von Warentransport? Oder hat man zu lange gewartet, mit den Maßnahmen und wird erst dann tätig, wenn die Wirtschaft sich durch die oben beschriebenen Faktoren sowieso abkühlt und läuft man dann nicht Gefahr, einen Zyklus ein weiteres Mal zu beschleunigen? Hierzu noch eine kleine Skurrilität in der Notenbankpolitik: Im aktuellen Zyklus und noch in der Ära von Trump, hat ein ehemaliger Wirtschaftsberater von George W. Bush die Fed gewarnt. Man habe die letzten drei Rezessionen durch starke Zinsanhebungen der Notenbank ausgelöst, wenn man dergleichen wiederhole, riskiere man seine Unabhängigkeit. Anscheinend hat dies Jerome Powell im Hinterkopf, es ist derzeit das totale Gegenteil der Fall und wieder könnte dies für die Wirtschaft kritisch werden.

Fazit

Sicherlich kann kein Modell der Welt Wirtschaftsprozesse antizipieren, das Verhalten von Wirtschaftsteilnehmern in einem „reflexiven“ Markt, aber eines zeigt die sich möglicherweise anbahnende Situation – wenn sich die überschießenden Reaktionen auf einen historisch einmaligen Einbruch abbauen und Basiseffekte zur Geltung kommen. Zu starke Interventionen durch Geld- und Fiskalpolitik funktionieren nicht, der Markt ist schneller und die staatlichen Planer agieren meist zu spät, wie im Gleichnis zwischen Hase und Igel. Daher feiert das Jahrzehnte nicht mehr gesehene Szenario einer Stagflation medial „fröhliche Urständ“.



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