Anleihen

Inflation schwach, Zinswende tot: Deutschland nur heute mit 38 Mio Euro Gewinn beim Verkauf neuer Schulden

Die Staaten in Euroland können weiterhin zu Negativrenditen Schulden machen. So vor allem Deutschland an aller erster Stelle, als der solvente Felsen in der Brandung der wackligen Finanzmärkte (was für eine Formulierung). Heute hat die Finanzagentur Deutschland für...

FMW-Redaktion

Seit Wochen brichten wir über die eingeschlafene Zinswende. Denn die Inflation in Europa, und vor allem in Deutschland, ist kräftig am Einschlafen. Auch in den nächsten Monaten sind womöglich noch schwächere Steigerungsraten möglich. Folglich stellt sich der Kapitalmarkt auf noch ein paar Jahre mit Nullzinsen ein.

Das bedeutet letztlich: Die Staaten in Euroland können weiterhin zu Negativrenditen Schulden machen. So vor allem Deutschland an aller erster Stelle, als der solvente Felsen in der Brandung der wackligen Finanzmärkte (was für eine Formulierung). Heute hat die Finanzagentur Deutschland für unseren neuen Bundefinanzminister Olaf Scholz 4 Milliarden Euro Schulden aufnehmen wollen, in Form von zwei Jahre laufenden Bundesschatzanweisungen. Der Zinssatz liegt bei dieser kürzesten Laufzeit natürlich bei 0,00%.

Und bei 4 Milliarden Euro Angebot lag die Nachfrage bei 4,58 Milliarden Euro! Ein Volumen von 2 Milliarden Euro wurde ohne Limit nachgefragt. Also waren Käufer bereit für dieses Volumen jeden angebotenen Preis zu akzeptieren. Letztlich verkauft wurden 3,24 Milliarden Euro. Die Differenz von 760 Millionen Euro wanderte in die sogenannte Marktpflegequote. Falls nämlich alle Investoren diese Bundesschätze bis zum Laufzeitende in zwei Jahren im Depot belassen, gäbe es am freien Markt keine Handelbarkeit für diese Anleihe – dafür sorgt dann der Emittent „Finanzagentur Deutschland GmbH“ mit diesen 760 Millionen Euro Volumen.

Negativrendite vergrößert

Bei 0,00% Zinsen und einem heutigen Verkaufskurs von 101,18% liegt die Negativrendite bei -0,59%. Die Anleger zahlen jetzt 101,18% (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten), und erhalten in zwei Jahren den Nennwert von 100,00% zurück. Bei 3,24 Milliarden Euro verkauftem Nennwert-Volumen hat man heute dank der 101,18% tatsächlich 3,278 Milliarden Euro eingenommen. In zwei Jahren zahlt man 3,24 Milliarden Euro zurück. Somit macht der deutsche Staat per sofort mit dieser einen Transaktion 38,2 Millionen Euro Gewinn.

Liegt die Negativrendite heute bei -0,59%, so lag sie vor vier Wochen bei der selben Laufzeit noch bei -0,51%. Das Nachfragevolumen war vor vier Wochen noch geringer als das Angebot, was heute ja anders aussieht. Man sieht also: Die Negativrenditen laufen weiter auf Hochtouren. Der Finanzmarkt stellt sich weiter auf lange anhaltende Nullzinsen ein. Letztes Jahr sah es noch nach in kleinen Schritten anziehender Inflation aus. Aber sie schläft seit einigen Monaten wieder ein – zur Freude für viele Notenbanker in Europa!

Olaf Scholz freut sich sicherlich über Negativrenditen für den deutschen Staatshaushalt
Unser neuer Finanzminister Olaf Scholz ist zuständig für die Staatsfinanzen. Foto: Frank Schwichtenberg (CC BY-SA 3.0)



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