Jetzt hat auch Fed-Chef Jerome Powell in Sachen Inflation das Adjektiv „transitory – vorübergehend“ aus seinem Standardvokabular gestrichen. Weil die Inflation eben doch länger hoch sein wird und man das Ganze nicht mehr so gelassen beobachten kann. Sprich, das Tempo bei der Verlangsamung der Anleihekäufe könnte schon am 15. Dezember beschleunigt werden. Dabei zeigen einige Preissegmente bereits eine Abschwächung, die auf ein Top bei den Verbraucherpreisen hinweisen. Nicht auf einen starken Rückgang der Inflation, denn es gibt noch Komponenten, die im Anstieg begriffen sind.
Ein dämpfender Faktor ist aber der so bedeutsame Preis für die Energie in den USA.
Peak Inflation bei Energie?
Die konzertierte Aktion von US-Präsident Biden mit anderen Industrienationen zur Drosselung der hohen Ölpreise zeigte Wirkung. Der hohe Benzinpreis in den USA war schon zu allen Zeiten ein Politikum, kaum eine Regierung kam im Land der F-150-Fahrer ungeschoren davon, wenn der Preis an den Zapfsäulen für längere Zeit gestiegen war. Drei Dollar für die Gallone war so eine Schmerzgrenze, die man aktuell schon deutlich überschritten hat. Das Anzapfen der nationalen Ölreserven brachte zwar den Ölpreis unter Druck – und die OPEC+Staaten auf die Palme -, aber der Benzinpreis beginnt aktuell erst auf den Rückgang beim Ölpreis zu reagieren. Gerade einmal ein bis zwei Cent, ging es in der vergangenen Woche bei den Spritpreisen nach unten.
Das Monatsfazit für Energie in den USA
Ganz anders bei den allgemeinen Energiepreisen. Hier der November.
Zweistellige Preisrückgänge bei Energie, das sollte sich in den Inflationskomponenten des Consumer Price Index CPI demnächst bemerkbar machen.
Hier ein Jahreschart von Öl, die Preise liegen aktuell noch um fünf Prozent tiefer: Crude Oil am 1. Dezember: 65,17 Dollar, Öl und Natural Gas im Bärenmarktterritorium.
Rückläufige Rohstoffkosten
Ob Eisenerz, Kupfer oder Bauholz, viele Rohstoffe sind bereits deutlich entfernt von ihren letzten Hochs entfernt. Schon erstaunlich – stehen wir nicht von einem Boom in der Infrastruktur und bei der Verkehrswende?
Aber auch bei den Containerpreisen auf hoher See deutet sich Entspannung an – noch sehr hoch, aber zumindest schon ein Minus von 25 Prozent für die Route von China in die USA.
Fazit
Ob die 6,2 Prozent Teuerung im letzten Monat in der USA tatsächlich Peak Inflation gewesen sind, werden wir natürlich nicht so rasch feststellen können. Aber sollten die Energiepreise jetzt nicht rasch nach oben gehen (Cruide Oil über 80 Dollar), so wird sich ein gewaltig dämpfender Faktor bemerkbar machen. Schließlich ist Energie in der US-Inflationsrate sowohl in der Komponente Housing (Kosten rund ums Wohnen) wie auch bei Transportation (Verkehr) enthalten.
Das große Thema ist natürlich der Anstieg der Mieten und die erkennbare Lohn-Preis-Spirale. Aber das eine ist auf das andere angewiesen. Wir haben bereits sechs Monate eine Inflationsrate von über fünf Prozent in den USA, die Sparrate der Bürger ist von 16 Prozent im Coronahoch auf 7 Prozent gefallen. Die Corona-Schecks sind verbraucht, die große staatliche Arbeitslosenunterstützung ist beendet, woher also das Geld für große Mietpreiserhöhungen nehmen? Wo doch Hundertausende von Amerikanern mit ihren Mietzahlungen im Rückstand sind und nur durch den Staat vor Zwangsräumungen geschützt wurden.
Das Kapital könnte von höheren Löhnen kommen, oder aber auch von weiterer Kreditaufnahme. Aber die Amerikaner, die sage und schreibe 1,2 Milliarden Kreditkarten besitzen (bei einer Gesamtverschuldung von über 15 Billionen Dollar) würden bei jeder auch noch so kleinen Steigerung der Kapitalmarktzinsen den Gürtel enger schnallen müssen. Ergo: Das Mietsteigerungsproblem dürfte erst bei größeren Lohnerhöhungen zum großen Problem werden, die Lohnspirale als conditio-sine-qua-non!
Aber zunächst könnte sich erst einmal in Sachen Inflation die Energie bemerkbar machen.
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