Konjunkturdaten

Inflation: US-Preisdruck lässt nach – Fed-Zinssenkung besiegelt

Inflation: US-Preisdruck lässt nach - Fed-Zinssenkung besiegelt
Shopping in San Francisco, USA. Foto: David Paul Morris/Bloomberg

In den USA nimmt der Inflationsdruck weiter ab und ebnet den Weg für sinkende Zinsen. Die Verbraucherpreise sind im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,9 % gestiegen und lagen damit leicht unter den Analystenschätzungen von 3,0 %. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Inflation um 0,2%, und zwar sowohl insgesamt als auch in der Kernrate, ohne Energie und Nahrungsmittel. Wenn man ins Detail geht, zeigt sich, dass die Dienstleistungspreise etwas mehr als gedacht zulegten, aber die Warenpreise stärker sanken. Nach den Inflationsdaten scheint einer Zinssenkung der Fed im September nichts mehr im Wege zu stehen.

Der heutige VPI-Bericht entspricht weitgehend den Konsenserwartungen und unterstützt den Disinflationstrend und die Bereitschaft der Fed, mit der Lockerung zu beginnen. Allerdings schreit dieser Inflationsbericht nicht gerade nach einer großen Zinssenkung um 50 Basispunkte. Vielmehr ist eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im nächsten Monat wahrscheinlicher. Die Markterwartung an einen großen Zinsschritt ist nach den Daten auf unter 40 % gefallen.

US-Inflation lässt nach

Die stärker beachtete US-Kerninflation kühlt sich bereits den vierten Monat in Folge ab und besiegelt damit wohl die Zinssenkung der Fed im September, so ein Bericht von Bloomberg. Die zugrunde liegende US-Inflation ist im Juli auf Jahresbasis ebenfalls zum vierten Mal gesunken, sodass die US-Notenbank Fed weiterhin auf dem besten Weg ist, die Zinsen im nächsten Monat zu senken.

Der sogenannte Kern-Verbraucherpreisindex – der Lebensmittel und Energiekosten ausschließt – stieg im Juli um 3,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat, was immer noch die niedrigste Rate seit Anfang 2021 ist, aber wahrscheinlich zu hoch, um eine große Zinssenkung von 50 Basispunkten zu rechtfertigen. Die monatliche Messgröße stieg um 0,2 %, ein leichter Anstieg gegenüber dem überraschend niedrigen Wert vom Juni, wie die Zahlen des Bureau of Labor Statistics (BLS) am Mittwoch zeigten.

Ökonomen betrachten den Kernindikator als einen besseren Indikator für die zugrunde liegende Inflation als den Gesamt-VPI. Dieser Wert stieg ebenfalls um 0,2 % gegenüber dem Vormonat und um 2,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach Angaben des BLS entfielen fast 90 % des monatlichen Anstiegs auf den Bereich Unterkünfte, der sich gegenüber Juni beschleunigte.

Die Inflation ist nach wie vor im Großen und Ganzen rückläufig, auch weil die Wirtschaft langsam in einen niedrigeren Gang schaltet. In Verbindung mit einem sich abschwächenden Arbeitsmarkt wird allgemein erwartet, dass die Fed im nächsten Monat mit der Senkung der Zinsen beginnen wird, wobei der Umfang der Zinssenkung wahrscheinlich von weiteren eingehenden Daten abhängen wird.

Fed legt Fokus auf den Arbeitsmarkt

Bevor die Fed-Mitglieder das nächste Mal zusammenkommen, steht noch ein weiterer Inflationsbericht sowie ein weiterer Arbeitsmarktbericht aus, der nach den enttäuschenden Zahlen vom Juli, die zu einem weltweiten Marktausverkauf beitrugen und Rezessionsängste schürten, genauestens geprüft werden wird.

Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell und seine Kollegen haben kürzlich erklärt, dass sie sich mehr auf den Arbeitsmarkt ihres doppelten Mandats konzentrieren, was sie wahrscheinlich auf ihrem jährlichen Symposium in Jackson Hole, Wyoming, nächste Woche betonen werden.

Die Aktienmärkte gaben leicht nach im Anschluss an die Veröffentlichung der Inflationsdaten, während die Renditen von Staatsanleihen leicht stiegen. Händler schätzen nun die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte im September als geringer ein.

Obwohl die Zahlen vom BLS auf eine Dezimalstelle genau angegeben werden, ziehen es Fed-Notenbanker und Ökonomen vor, genauer hinzuschauen, um ein besseres Gefühl für die Inflationsentwicklung zu bekommen. Auf der Basis von zwei Dezimalstellen stieg der Kern-VPI um 0,17 %, statt der angegebenen 0,2 %.

Inflation: Preise für Unterkünfte

Die Shelter-Preise, die größte Kategorie innerhalb der Dienstleistungen, stiegen um 0,4 %, nach 0,2 % im Juni, dem niedrigsten Wert seit 2021. Die Miete für Eigentumswohnungen – eine Untergruppe von Shelter und die größte Einzelkomponente des Verbraucherpreisindex – stieg ebenfalls um 0,4 %. Die Mieten für Hauptwohnungen stiegen um 0,5 % und damit so stark wie seit Februar nicht mehr, was Fragen aufwerfen dürfte, nachdem Ökonomen und Notenbanker weithin mit einem Rückgang gerechnet hatten.

Ohne die Bereiche Wohnen und Energie stiegen die Dienstleistungspreise laut Bloomberg-Berechnungen um 0,2 % – der erste Anstieg seit drei Monaten, aber immer noch ein zahmes Tempo. Die Zentralbanker haben zwar betont, wie wichtig eine solche Kennzahl für die Beurteilung der Inflationsentwicklung des Landes ist, aber sie berechnen sie auf der Grundlage eines separaten Indexes.

Dieses Maß, der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE), legt nicht so viel Gewicht auf Shelter wie der CPI – und das ist einer der Gründe, warum der PCE-Index näher an das 2 %-Ziel der Fed herankommt.

Erzeuger- und Warenpreise

Ein Teil der niedrigeren Erzeugerpreise, die bereits gestern erschienen sind, ist auf schwächere Margen bei Groß- und Einzelhändlern zurückzuführen. Dies bestätigt die Behauptung der Unternehmen, dass sie ihre Preissetzungsmacht verlieren, sowie die jüngsten Rabatt- und Werbeaktionen wie der Prime Day von Amazon.com. Von Restaurants bis hin zu Fluggesellschaften erkennen die Unternehmen, dass die Verbraucher bei ihren Ausgaben anspruchsvoller werden, insbesondere bei diskretionären Einkäufen.

Ein anhaltender Rückgang der Warenpreise über den größten Teil des vergangenen Jahres hat den Verbrauchern weitgehend Erleichterung verschafft. Die sogenannten Kerngüterpreise, die Nahrungsmittel und Energierohstoffe ausschließen, sind so stark gesunken wie seit Anfang des Jahres nicht mehr. Auf Jahresbasis sind sie sogar so stark gesunken wie seit 2004 nicht mehr.

Unter dem Strich kann man festhalten, dass der heutige Verbraucherpreisindex den roten Teppich für eine erste Senkung der Zinsen im September ausgerollt hat, aber eine große Zinssenkung eher unwahrscheinlich ist.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Märkte spekulieren also weiterhin auf ein Einknicken der Notenbanken. Das ist auch nicht verwunderlich, sie sind in den vielen Jahren der Niedrigzinspolitik entsprechend konditioniert worden.

    Im S & P 500 bleiben die 6000 Punkte ein realistisches Ziel bis zum Jahresende.

    Sollte die Geldpolitik ultra dovish werden, dann sind auch die 7000 nicht mehr weit, auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre…

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