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Inflation steigt weiter an – Top-Experte fordert EZB auf zu handeln

Die Zentrale der EZB in Frankfurt

Die Inflation in Deutschland steigt weiter an. Nicht nur, dass heute um 14 Uhr für den Monat Dezember die Verbraucherpreise mit 5,3 Prozent vermeldet wurden, was mehr war als erwartet und höher als im November mit 5,2 Prozent. Auch wurden heute für die Eurozone die Erzeugerpreise der Industrie für den Monat November vermeldet. Auch sie steigen weiter an auf 23,7 Prozent nach 21,9 Prozent im Oktober. Die Inflation ist also da, und die Vorlaufindikatoren deuten auf weiter steigende Preise für die Endverbraucher hin.

Inflation steigt weiter – Fed reagiert, EZB nicht

Aber die EZB erhöht die Zinsen nicht, und hat für dieses Jahr auch nicht mal andeutungsweise etwas in Aussicht gestellt. Die Federal Reserve machte gestern klar, dass man für die USA wohl schon im März anfängt die Zinsen anzuheben – in mehreren Schritten im Verlauf dieses Jahres. Dass die EZB abwartet, dürfte wohl daran liegen, dass man den Südländern gerne weiterhin möglichst günstige Finanzierungskonditionen für Staatsschulden bietet? Dr. Jörg Krämer ist Chefvolkswirt bei der Commerzbank, und überzeugt regelmäßig mit aussagekräftigen Analysen. Kurz nach Veröffentlichung der heutigen Daten zur deutschen Inflation für Dezember hat Dr. Jörg Krämer dazu seine Analyse veröffentlicht, inklusive Aufforderung an die EZB.

Experte mit Analyse der aktuellen Lage und Aussicht auf nächstes und übernächstes Jahr

Laut Dr. Jörg Krämer ist die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel weiter deutlich gestiegen, nach Schätzungen der Commerzbank auf 3,7 Prozent nach 3,3 Prozent im November. Damit sei der unterliegende Preisauftrieb im Dezember sehr stark geblieben. Dies soll vor allem an den Materialengpässen liegen, die die Produzentenpreise zuletzt rasant um 19,2 Prozent haben steigen lassen. Die Unternehmen würden diese Kostenlawine notgedrungen an die Verbraucher weitergeben.

Trotzdem dürfte die Inflation nach Meinung von Dr. Jörg Krämer gemessen am Vorjahresvergleich nach der Jahreswende etwas zurückgehen. Erstens fällt der Wiederanstieg der Mehrwertsteuer im Januar aus dem Vorjahresvergleich heraus, was die Rate um schätzungsweise um rund 1 Prozentpunkt senken soll. Zweitens steigt die CO2-Abgabe zu Jahresanfang weniger stark als vor einem Jahr. Drittens sollten sich Benzin und Diesel in diesem Jahr bei weitem nicht so verteuern wie 2021. Viertens dürften sich die Materialengpässe mit dem erwarteten Abebben von Corona ab dem Frühjahr entspannen. All das ändert seiner Aussage aber nichts daran, dass die Inflationsprognose der Commerzbank für den Durchschnitt dieses Jahres (3,3 Prozent) mit Aufwärtsrisiken verbunden sei.

Man ist bei den Experten der Commerzbank mehr denn je der Meinung, dass der für dieses Jahr erwartete Rückgang der Inflation nur vorübergehend ist, und dass sie im Jahr 2023 wieder steigen sollte. Denn durch die weiterhin hohen Haushaltsdefizite und die Anleihekäufe der EZB gelangt fortgesetzt zu viel Geld in Umlauf. Hinzu kämen strukturelle Faktoren wie die Klimapolitik, die demographisch bedingte Verknappung von Arbeitskräften in den USA, Europa und China sowie die De-Globalisierung.

Aufforderung an die EZB

Dr. Jörg Krämer verbindet seine Analyse zur aktuell ansteigenden Inflation auch mit einer Aufforderung in Richtung EZB. Die Inflationsrisiken würden nämlich klar nach oben deuten. Es werde daher Zeit, dass die EZB den Fuß vom Gas nimmt. Nach den überraschend hohen Dezember-Inflationsdaten für Deutschland zeichnet sich seiner Aussage nach ab, dass die morgen für den Euroraum veröffentlichte Inflation auch höher ausfällt als vorab von den Volkswirten geschätzt (Konsens: 4,7 Prozent). Auch im Euroraum seien die Inflationsrisiken hoch. Daher werde es Zeit, dass die EZB dem Beispiel der amerikanischen Notenbank folgt und ihre Anleihekäufe rasch komplett einstellt, und auch die Leitzinsen anhebt. Allerdings rechnen die Experten der Commerzbank erst für Mitte 2023 mit einer ersten Zinserhöhung, weil die EZB auf die Bedürfnisse der hoch verschuldeten Mitgliedsländer schielt.



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1 Kommentar

  1. Und was soll den bei den hochverschuldeten Mitte 2023 besser sein ?

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