Ist die Inflation vorübergehend? Das behauptet nach wie vor die EZB in Gestalt von Frau Lagarde und Frau Schnabel – während Fed-Chef Powell gestern kapituliert und klar gemacht, dass das Wort „vorübergehend“ (transitory) nun besser gestrichen werden sollte. Hat also der plötzlich „umgefallene“ Fed-Chef Powell – oder doch die EZB recht?
Inflation nur vorübergehend – Heiner Flassbeck und die ganz alte Schule
Während sich die Vertreter der EZB wie das letzte gallische Dorf im Widerstand gegen die Römer fühlen dürften, kommt nun in Gestalt von Heiner Flassbeck Hilfe: ja, die Inflation sei vorübergehend, so der Ökonom in einem Interview mit „Mission Money“. Es ist durchaus herzerfrischend, wie Flassbeck über den Begriff der „Ketchup-Inflation“ lachen kann in dem Interview – aber vielleicht wird ihm das Lachen ja bald vergehen!
Denn Flassbeck argumentiert nach ganz alter Schule, nämlich den Lehren von John Maynard Keynes. Für diese Lehre dreht sich alles um die Nachfrage, die notfalls durch den Staat stumliert werden müsse. Eine wirkliche Inflation komme nur dann zustande, wenn auch die Löhne steigen würden – was aber derzeit nicht wirklich der Fall sei bei über drei Millionen Arbeitslosen in Deutschland.
Dass die Löhne weniger steigen als die Inflation ist (in Deutschland) zweifellos richtig. Aber man lehnt sich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass viele Arbeitslose durchaus Arbeit finden könnten, wenn sie es denn wollten. Gerade im Niedriglohn-Sektor werden fieberhaft Mitarbeiter gesucht, können Stellen nicht besetzt werden – wahrscheinlich auch, weil die Differenz zwischen staatlichen Zuwendungen und den Löhnen in diesem Bereich nicht groß genug ist. Mit der von der Ampel geplanten Anhebung des Mindestlohns werden aber die Löhne dort teilweise deutlich steigen.
Inflation – nicht die Nachfrage ist das Problem
Ideologie schadet der Erkenntnis – das gilt auch und vor allem für Heiner Flassbeck! Wer alles nur von einer Seite sieht (Nachfrage und Arbeitslosigkeit), sieht nichts, könnte man sagen. Flassbeck sieht nicht, dass die derzeitige Inflation vor allem eine Angebots-Krise ist – Nachfrage ist mehr als genug da, weswegen diese Nachfrage nicht etwa noch weiter stimuliert werden müßte. Lieferengpässe und Materialmangel treiben die Preise – es gibt schlciht mehr Nachfrage als Angebot.
Und diese Nachfrage trifft nun auf eine entfesselte Geldpolitik mit starker Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken. Der Ökonom Ingo Sauer hat gezeigt, dass heftige Inflationen stets mit einer Art „Insolvenz“ einer Notenbank einher gehen. Im Weltbild von Heiner Flassbeck aber kommen Notenbanken in diesem Zusammenhang gar nicht vor – dabei zeigt doch ein Blick auf die Türkei, wie eine solche Dynamik ablaufen kann. Wir sind noch weit weg von einer Hyperinflation wie in der Türkei – aber die stark gesteigene Geldmenge ist nun defintiv ein Faktor geworden.
Gestiegene Kosten sind die Preisanhebungen von morgen
Die Entwicklung der Erzeugerpeise zeigen, was kommt: die Firmen müssen aufgrund der massiv gestiegenen Kosten (Erzeugerpreise) die Preise anheben – so viele Firmen wie nie wollen das nun tun. Auch das interessiert Heiner Flassbeck nicht – weil es geht angeblich doch nur um Löhne und Arbeitslose.
Dann der demografische Faktor: immer weniger Arbeitstätige werden immer mehr mehr Nicht-Arbeitende (Rentner) finanzieren müssen – strukturell einer der größte Treiber für Inflation. Und: die Coronakrise hat gezeigt, dass Abhängigkeiten vom Ausland bei der Produktion gefährlich sind (Antibiotika etc.) – daher wird vieles dieser Produktion wieder zurück verlagert, mit dann aufgrund des höheren Lohn-Niveaus hierzulande deutlich höheren Kosten bei der Produktion.
Heiner Flassbeck ist ein Beispiel dafür, wie Ideologen sich nicht von der Realität beeindrucken lassen: wenn die Realität nicht mit der Ideologie übereinstimmt, dann stimmt etwas mit der Realität nicht, so das Denkmuster. Dabei wäre Flassbeck durchaus intelektuell in der Lage, die Dinge tiefgreifender zu sehen – wie er etwa anhand der völig verunglückten Energiewende in Deutschland schön aufzeigt.
Aber sehen Sie selbst: unterhaltsam ist er ja, der Heiner Flassbeck:
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Intellekt und Ideologie schließen sich nicht aus.
Meine WIRTSCHAFT S POLITIK schaut so aus.
Jeder wer will macht eine WIRTSCHAFT auf.
In den Tag en, wo geschlossen ist, geh’n sie essen, Feiern, trinken in der jeweils gewählten WIRTSCHAFT oder zur Abwechslung einer anderen WIRTSCHAFT.
Das ist wahrer WIRTSCHAFTSKREISLAUF BZW. GELDKREISLAUF.
Dazu gibt’s noch einen 38%tigen, das macht im Kopf eine erhebliche VERZINSUNG aus.
Nicht zu vergessen, das Gesundheits und Sozialwesen ( auch wegen Long- Covid) werden steigende Kosten verursachen.Die Umstellung von fossiler Energie zu grüner Energie wird die Energie generell und die Rohstoffe verteuern.Und kein Mensch redet mehr von der Rückführung der Globalisierung, die aus bekannten Gründen schon vor Corona ein Thema war.
Felix Zulauf hat schon vor Jahren darauf hingewiesen.Zudem müssen die immensen Corona-Schulden von irgendwem bezahlt werden.
Da sind schon Bestrebungen im Gange, dass die DICKFISCHE bald zur Kasse gebeten werden.
Meiner Meinung nach stimmt schon die Grundannahme bei Herrn Flassbeck nicht: Herr Flassbeck stellt „Schulden“ und „Sparen“ immer als sich gegenseitig bedingende Gegensätze dar. Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen, und umgekehrt. In einen seiner Aufsätze schreibt er ( https://www.relevante-oekonomik.com/2021/10/04/schulden-oder-schulden-das-ist-hier-die-frage/ ):
„Wie entstehen Schulden? Schulden entstehen immer dann, wenn es in der Rechnung einer Wirtschaftseinheit zu einer Lücke zwischen Ausgaben und Einnahmen kommt. Dahinter steht ein reales Ungleichgewicht der Art, dass die eine Partei über ihren Verhältnissen lebt (also mehr reale Ressourcen beansprucht, als sie in den Kreislauf hineingibt) und die andere unter ihren Verhältnissen lebt“
Meiner Meinung nach haben Schulden und Sparen fast gar nichts miteinander zu tun. Wie man inzwischen weiß werden die Kredite (Schulden) von den Banken aus dem Nichts geschöpft, und dabei ist es vollkommen irrelevant wie viel Sparguthaben bei den Banken vorhanden ist oder nicht. Schulden und Sparen in einen Zusammenhang zu stellen ist wahrlich „old school“…
Des weiteren behauptet Herr Flassbeck, dass zu viel gespart wird und viel zu wenig Schulden gemacht werden, bzw. Schulden überhaupt kein Problem wären. Wie bitte? Herr Fugmann hat gerade vor ein paar Tagen eine Tabelle von Herrn Stelter gezeigt, wo gezeigt wurde wie hoch die verschiedenen Wirtschaftsobjekte (Staat, Unternehmen und Privathaushalte) zur Zeit verschuldet sind (mit Frankreich als Spitzenreiter bei der Gesamtverschuldung). Für mich ist daraus nur eine gigantische Überschuldung sichtbar, und größere Sparvermögen kann ich da nicht erkennen. Und wegen der immer weiter auseinander gehenden Arm-Reich-Schere haben die unteren 50% sowieso keinen Cent auf der hohen Kante, und die oberen 5% (wo sich 90% des Vermögens akkumuliert haben) wissen nicht wohin mit ihrem Geld…
Und last not least noch zu seinem Lachen über die Ketchup-Flasche: Der Ketchup-Effekt kommt mMn durch einen Vertrauensverlust in die Währung, und das passiert nun mal schubweise. Die momentane Inflation ist vielleicht noch nicht so sehr durch einen Vertrauensverlust bedingt (sondern durch ein Angebotsengpass) – aber dieser Vertrauensverlust wird auch noch kommen und ist mMn schon im Anmarsch…
Und dann noch diese Überheblichkeit bei Herrn Flassbeck, als ob er die Weisheit mit Löffeln gefressen hätte – also nee… Nun, die Zukunft wird zeigen, wer Recht hat…
Jaja, der liebe Herr Flassbeck. Ich habe gut gelacht bei diesem Video. Die Zusammenhänge waren so überholt wie er selbst. Ich werde mir in Zukunft nicht mehr solch Unsinn antun. Er hatte auch auf gewisse Fragen reagiert wie ein Politiker (entweder
gar nicht drauf reagiert oder direkt umschifft). Es wird endlich mal Zeit die jüngere Generation das Ruder zu überlassen.
Hallo Fugi,
bei Flassbeck habe ich auch gedacht – so eine Sicht lange nicht gehört. Er hat sich dann verraten, als er von „Oskar“ (gemeint war Lafo) sprach und durchklingen ließ, dass er offenbar sein „Buddy“ war. Im Sowibuch erinnere ich mich an Überschriften wie „Auch Strohfeuer wärmen“ – als Antwort auf eine Kritik an rein nachfragestimulierenden Konjunkturprogrammen. Völlig klar – Neokeynsianismus at its best.
Meinen Schülern habe ich heute zum Einstieg ins Thema Wirtschaft die Rede von Gordon Gecco aus Wall-Street 2 gezeigt, um das grundsätzliche Problem zu verstehen – „unterm Strich heißt das: Überschuldung ohne Ende.“ Sagt Gordon Gekko 2008. Hat wohl recht gehabt.
Und ebenfalls fand ich seine Analyse zur Energiewende interessant und überzeugend.
Hallo Zusammen,
würde jeder Mensch, jedes Unternehmen und jeder Staat ordentlich Bilanz führen, so wäre es unweigerlich so, dass die kumulierten Forderungen auf der Aktiv-Seite genau den kumulierten Schulden auf der Passiv-Seite entsprechen müssen. Wenn es nun um Finanzvermögen geht (Anleihen, Girokonten, Geld), so sind dies IMMER Forderungen an andere. Das Geld, welches auf dem Konto liegt ist eine Forderung an die Bank. Diese hat wiederum Forderungen an Staaten, Unternehmen und Privatleute.
Es ist egal, ob das Geld aus dem Nichts geschöpft wird. Erstellt eine Bank einen Kredit, macht sie im Grunde genommen eine Bilanzverlängerung. Also ein weiteren Posten auf der Aktiv-Seite und ein weiteren Posten auf der Passiv-Seite. Wenn der Kredit getilgt wird, dann gibt es umgekehrt eine Bilanzverkürzung. Zwischen Bilanzverlängerung und Bilanzverkürzung vergeht Zeit. Dieser Zeitunterschied ist der einzige Grund, weshalb das neu geschöpfte Geld nicht sofort wieder Zerstört wird.
Wenn man das konsequent zu Ende denkt, so ist klar, dass ständig Kredite getilgt und neue geschaffen werden. Werden neue Kredite schneller geschaffen als getilgt, so erhöht sich die Geldmenge. So einfach ist das.
Unser Geldsystem ist darauf angewiesen, dass ständig neue Kredite geschaffen werden. Hört dies eines Tages auf, weil sich beispielsweise gleichzeitig Private, Unternehmen und Staaten sanieren wollen, so implodiert unser Geldsystem vollständig. Ohne Schulden, kein Geld.
Diese Implosion steht uns bevor, es sei denn die Staaten springen in die Presche – und die Zentralbanken dieser Welt sind bereit diese Staaten zu finanzieren. Das ist zumindest der Status Quo. Und weil dieses Spiel nicht unendlich lange geht, braucht es einen Reset und es geht von vorne los. Der Reset ist dann entweder ein kompletter Wirtschaftscrash (Deflation) oder eine neue Währung (Inflation). Die messers Schneide, auf die die Geldpolitik der Zentralbanken balanciert wird immer dünner. An diesem Punkt ist die Börse völlig losgelöst von der Wirtschaft. Jetzt zählt nurnoch auf welche Seite das System umkippt.
… Und das alles, weil unser Geldsystem auf Schulden basiert. Vielleicht brauchen wir hier einfach mal neue Konzepte. Das heute Geldsystem hat sich unter einer stark wachenden Wirtschaft entwickelt und passt nicht länger zu einer Welt, die gerade auf Nachhaltigkeit umschalten will. Ich selber habe hierführ auch keine Lösung, kann aber jeden verstehen der das Heil nun in Kryptowährungen sucht.