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Sichtbare aber noch nicht wirksame Faktoren Inflation: Welche Preistreiber die nächsten Monate anstehen

War es das mit dem weiteren Anstieg der Inflation? Wohl kaum. Die nächsten Monate stehen Preistreiber an, die man heute schon sehen kann.

Staubsauger saugt Geld ein als Symbol für Inflation

Die USA machen es vor? Aktuell scheint die Inflation etwas zurückzugehen von 9,1 Prozent im Juni auf 8,5 Prozent im Juli, vor allem weil der Ölpreis zuletzt gefallen war, und damit auch Preise für Benzin und Diesel gefallen sind. Deutschland sieht derzeit ein Verharren der Inflation auf hohem Niveau mit 7,5 Prozent. Natürlich ist der Ölpreis ein dämpfender Faktor, wenn das Niveau weiterhin auf etwas geringerem Niveau bleibt. Aber könnte es in den nächsten Monaten einen neuen Schub der Inflation geben, über die 10 Prozent-Marke hinaus?

Die Experten der Commerzbank hatten letzte Woche in einer stichhaltigen Analyse erläutert, warum die Inflation die Chance hat in den nächsten Monaten die 10 Prozent-Marke zu überschreiten. Ich möchte an dieser Stelle auf aktuelle Faktoren eingehen, die jetzt zwar durch die Nachrichten geistern, jetzt aber die Preise noch (!) nicht weiter hochtreiben – aber womöglich in den nächsten Monaten!

Inflation: Blick auf das auslaufende 9-Euro-Ticket – Nachfolger wird teurer?

Das 9-Euro-Ticket galt drei Monate, von Juni bis August. Derzeit wird in der Politik heiß darüber diskutiert, wie es danach weiter geht. Bei 9 Euro pro Monat bleibt das neue Preismodell sicher nicht. Aktuelle Berichte deuten darauf hin, dass es regional 29 Euro und bundesweit 49 Euro werden könnten, so aktuelle Ideen der Grünen. So oder so – ab September werden die Kosten fürs Bahnfahren wieder spürbar ansteigen. Gegenüber den 9 Euro pro Monat wird es eine Vervielfachung sein – da hätte man ab September schon mal einen Antreiber für die Inflation. Was erst preisdämpfend war, wird nach Auslaufen der Maßnahme zum Preisantreiber.

Tankrabatt endet ebenfalls – Antreiber für die Inflation

Zeitgleich zum 9-Euro-Ticket endet am 31. August auch der drei Monate gewährte Tankrabatt. Bei Benzin waren es rund 35 Cent je Liter Rabatt, bei Diesel rund 17 Cent je Liter. Hier ist von einer Verlängerung keine Rede. Die Tankstellenpreise dürften also ab September ansteigen, was die Inflation anheizt.

Abschlagszahlungen für Strom und Heizen

In den letzten Tagen hat die große Lawine begonnen. Jetzt wird es konkret mit der Anhebung der monatlichen Abschlagszahlungen für Strom und Heizen. Die internationalen Brennstoffpreise waren monatelang explodiert, und jetzt ziehen die Versorger nach, und reichen die Preise verstärkt an die Kunden weiter. Auch hier dürfte es ab Herbst für die Bürger richtig teuer werden. Letzte Woche machten die Verkündungen der großen Energieanbieter RheinEnergie und EnBW die Runde. Bei RheinEnergie werden ab Oktober (!) Fernwärme um 73 Prozent und Erdgas um 108 Prozent teurer. Man sieht die Info in diesen Tagen, aber wirksam werden die höheren Preise erst in zwei Monaten! So viel zum Thema Inflation, die kommt, aber jetzt noch nicht in den offiziellen Statistiken auftaucht – denn die bilden ja nur die Vergangenheit ab. Bei EnBW verteuert sich der normale Haushaltsstrom auch ab dem 1. Oktober, und zwar um 31 Prozent! Weitere Anbieter dürften folgen.

Lohn-Preis-Spirale nimmt Fahrt auf

Auch wenn „Experten“ wie Marcel Fratzscher vom DIW es leugnen und gar kein Problem sehen – die Lohn-Preis-Spirale ist im Anrollen. Aufgrund der hohen Inflation verlangen die Arbeitnehmer (berechtigterweise) eine kräftige Lohnanhebung als Ausgleich. Wie sollte es auch anders sein! Wenn die Gehälter steigen, ist es unumgänglich, dass die Arbeitgeber ihre Kunden in Form steigender Waren- und Dienstleistungspreise zur Kasse bitten, um diese höheren Lohnkosten wieder reinzuholen.

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Nun sahen wir gerade erst letzte Woche Donnerstag die Einigung zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft verdi. Gerade die Geringverdiener erhalten massive Lohnerhöhungen. Nicht nur aufgrund der Inflation ist dies wohl bitter notwendig, sondern vor allem auch um die mies bezahlten Jobs, die derzeit kaum jemand machen will, attraktiver zu machen. Der Personalmangel bei Airlines und Flughäfen sorgt derzeit für desaströse Zustände. Dass die Löhne massiv steigen müssen, ist zwangsläufig. 20.000 tariflichen Bodenbeschäftigte der Lufthansa erhalten für die Laufzeit von 18 Monaten diese Zuschläge:

Grundvergütung/Monat von 2.000 Euro: Steigerung 19,2 Prozent
Grundvergütung/Monat von 3.000 Euro: Steigerung 13,6 Prozent
Grundvergütung/Monat von 6.500 Euro: Steigerung 8,3 Prozent

Bei Condor gab es letzte Woche ebenfalls eine Einigung für höhere Löhne. Man einigte sich mit den Gewerkschaften Ver.di, Ufo und Vereinigung Cockpit auf Gehaltssteigerungen von mindestens sieben Prozent für die kommenden beiden Jahre. Condor und Lufthansa sind nur zwei Beispiele. Große Gewerkschaften wie die IG Metall fordern 8 Prozent mehr Lohn für ihre Mitglieder. Verhandlungsauftakt ist im September. Ob es nun 8 Prozent oder etwas weniger werden. Ab Herbst oder Winter werden auch die tarifgebundenen Arbeiter aus der Industrie deutlich mehr Geld erhalten, was aber bereits heute absehbar ist – ein weiterer Antriebsfaktor für die Inflation. Der Demografiewandel (überall spürbare Personalknappheit) erhöht den Druck auf die Arbeitgeber höhere Löhne zu zahlen. Denn inzwischen kann man froh sein überhaupt noch genug Personal im Betrieb zu haben. Heutige Aussagen von Insolvenzexperten zeigen nämlich, dass der Mangel an Personal inzwischen ein nachgewiesener Grund für Unternehmensinsolvenzen geworden ist.



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4 Kommentare

  1. Ein Lied für die Notenbanken:

    Das war die perfekte Welle (1. Welle der Inflation)
    das war der perfekte Tag (für die Märkte, Inflation wie erwartet)
    Es gibt mehr als du weißt (Die FED hat keine Ahnung)
    Es gibt mehr als du sagst (Die FED weiß, dass die 2. Welle kommen wird)

    Und für uns:

    Deine Hände sind schon taub (vom ganzen zocken)
    Hast Salz in deinen Augen (durch die Lügen und Ahnungslosigkeit der Notenbanken)
    Zwischen Tränen und Staub (Die Notenbanken versauen dir die Rendite)
    Fällt es schwer noch dran zu glauben (Das es noch einmal richtig explosiv nach oben geht am Aktienmarkt)
    Hast dein Leben lang gewartet (Auf deine Chance, ohne Arbeit Millionär zu werden)
    Hast die Wellen nie gezählt (Inflation kennen viele nur aus Geschichtsbüchern)
    Das ist alles nicht gewollt (Niemand will die Wohlstandsvernichtung, doch sie kommt ungefragt)
    Hast viel zu schnell gelebt (in Saus und Braus auf Kredit)
    Jetzt kommt sie langsam auf dich zu (es dauert noch ein wenig)
    Das Wasser schlägt dir ins Gesicht (bzw. die Inflationsraten mit über 10 Prozent in DE)
    Siehst dein Leben wie ein Film (bzw. deine Tradingkarriere)
    Du kannst nicht glauben, dass sie bricht (Aber die Inflationswelle wird über uns brechen)

    ….

    :-)

    1. Vielen Dank für dieses Amusement

  2. Danke für den Schmunzler!
    Es zeichnet sich Europa als großer Verlierer ab.

  3. Das auslaufende 9€ Ticket wird in den nächsten Monaten nach der Analyse weiter inflationsdämpfend sein bis Ende Juni 2023, wenn bspw. der Vorschlag der Grünen umgesetzt wurde, denn letztes Jahr gab es das noch nicht. Es würde nur weniger dämpfen als zuletzt.

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