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Inflation wird hoch bleiben – Experte fordert EZB zum schnellen Handeln auf

Inflation zu hoch - Experte fordert EZB zum handeln auf

Die Inflation in der Eurozone ist im April mit 7,5% auf einem Rekordwert geblieben (im März lag sie ebenfalls bei 7,5%) – ist die EZB nun endlich bereit zu handeln? Nach wie vor betreibt die EZB eine ultralaxe Geldpolitik und kauft für 120 Milliarden Eurp pro Monat Anleihen – erst im dritten Quartal will sie damit aufhören. Faktisch bleibt die europäische Notenbank damit „kaltschnäuzig auf Inflationskurs“, wie Thorsten Polleit formuliert.

Nicht zufällig wertet daher der Euro weiter ab – und verstärkt damit den Inflations-Druck. Hannes Zipfel hat die langanhaltenden Treiber für Inflation so zusammengefaßt:

1. Beschleunigte Abwertung des Euro-Außenwertes gegenüber dem US-Dollar
2. Lohn-Preis-Spirale (inkl. deutlicher Anhebung der Renten und des Mindestlohns)
3. Verschärfung der Sanktionsspirale (zuletzt bei Platin und Palladium)
4. Konsumtive Vorzieheffekte und zunehmende Hortung von Rohstoffen und Gütern
5. Anhaltende globale Versorgungsengpässe (u. a. aus China, Belarus, Russland, Ukraine)
6. Völlige „Entankerung“ der Inflationserwartungen bis hin zur Teuerungspanik

Das Pseudo-Argument der EZB zur hohen Inflation

Die EZB verbarrikadiert sich derzeit hinter einer zweifelhaften Verteidungungslinie: die hohe Inflation sei vor allem durch hohe Energiepreise bedingt – gegen die man nun einmal nichts tun könne. Faktisch ist das aber ein Schein-Argument der europäischen Notenbank: würde sie die Zinsen anheben bzw. ähnlich wie die Fed ihre Absicht der Inflations-Bekämpfung klar, glaubhaft und hart formulieren, würden die Inflationserwartungen sinken, statt weiter zu steigen. Gleichzeitig würde der Aussenwert des Euro vor allem gegenüber dem Dollar gestützt, wodurch der Kauf von in Dollar faktutierten Gütern weniger teuer würde.

Da die EZB das alles aber nicht tut, befindet sich der Euro im Sinkflug (tiefster Stand seit 2017) und beschleunigt damit die Teuerungs-Spirale. Wie eine derart passive Haltung einer Notenbank zu heftigen Marktreaktionen führen kann, zeigt derzeit der freie Fall des Yen: die Bank of Japan weigert sich standhaft, von ihrer ultralaxen Geldpolitik auch nur minimal abzuweichen und bekommt dafür von den Märkten die Quittung durch einen Yen-Crash. Wenn die EZB so weiter macht, wird das auch dem Euro passieren!

Experte drängt EZB zum Handeln – Teuerung bleibt lange über 7%

Inflation ist eine Art kalte Enteignung – vor allem von denjenigen, die wenig Vermögen oder geringen Verdienst haben. Das oberste Mandat der EZB lautet doch eigentlich Preis-Stabilität – umso verwunderlicher ist daher, dass EZB-Chefin Lagarde auf der letzten Pressekonferenz nach ihrer geldpolitischen Entscheidung allen Ernstes davon sprach, dass man „Daten-abhängig“ agiere. Die Daten zur Inflation aber könnten kaum eindeutiger sein. Wäre die EZB wirklich Daten-abhängig, hätte sie schon lange die Zinsen anheben und die Anleihekäufe einstellen müssen!

Es wär also längst Zeit zu handeln – sonst drohen gesellschaftliche Verwerfungen: derzeit steigen vor allem Lebensmittelpreise sehr stark und bringen damit viele Menschen in existenzielle Schwierigkeiten!

Ähnlich sieht das auch Experte Christoph Weil von der Commerzbank – die EZB müsse jetzt Schimmeres verhindern, auch wenn Zinsanhebungen „weh tun“:

„Allein dem moderaten Rückgang der Energiepreise ist es zu verdanken, dass die alle Güter umfassende Inflationsrate nur leicht auf 7,5% zulegte. Damit steigt der Druck auf die EZB, die Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik einzuleiten (..).

Ein schneller Rückgang der Inflation im Euroraum ist nicht in Sicht. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dürfte die Energiepreise noch einige Zeit hoch halten. Gleichzeitig wird das Warenangebot durch die andauernden Material- und Lieferengpässe beschränkt, die durch neuerliche coronabedingte Betriebsschließungen in China noch verschärft werden. Die hierdurch bedingte Verteuerung der Produktion geben die Unternehmen inzwischen in immer größeren Umfang an die Verbraucher weiter.

Auch wenn es nicht zu einer Unterbrechung der russischen Öl- und Gaslieferungen kommt und der Anstieg der Energiepreise im Vorjahresvergleich im Jahresverlauf deutlich sinkt, wird die Inflationsrate wohl erst in der zweiten Jahreshälfte wieder unter 7% fallen. Die Gewerkschaften werden bei den kommenden Tarifverhandlungen zumindest einen teilweisen Ausgleich für die höhere Inflation fordern. Der Lohnauftrieb dürfte deshalb deutlich zunehmen.

Die heutigen Zahlen erhöhen den Druck auf die EZB, die ultra-expansiven Geldpolitik zu beenden. Daran ändert auch die deutliche Abschwächung der Konjunktur wenig. Die Wirtschaft im Euroraum ist in den ersten drei Monaten des Jahres gegenüber dem Schlussquartal 2021 nur noch um magere 0,2% gewachsen.“



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6 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Mit einer eigenständigen Bundesbank hätten wir heute mit Sicherheit höhere Zinsen als heute. Wo diese lägen, ist Speklation.

    Das hinge sicherlich vom Wahlausgang ab, weil die Posten in der Bundesbank auch immer paritätisch und parteipolitisch besetzt worden.

    Die CDU/CSU hatte ja in Deutschland lange das Sagen, deshalb ist anzunehmen das jetzt mehr Falken als Tauben in der Bundesbank sitzen würden.

    Eine ähnliche Entwicklung hatten wir Anfang der Neunziger ,als Helmut Kohl in Verbund mit Waigel und der FDP schon lange reagierten.

    Damals setzte sich Helmut Schlesinger als“ Falke vor dem Herrn“ durch und erhöhte den Diskontsatz auf 8,75 Prozent.
    Ursprünglich wollte er auch den für die Banken wichtigeren Lombardsatz ,auf das gleiche Niveau anheben, er schreckte aber im letzten Moment davor zurück.
    Diese Leitzinserhöhung brachte damals eine deutsche Umlaufrendite von über 8 Prozent, bei einer Inflation von 5 Prozent .
    Somit ergab sich eine positive Realverzinsung von 3 Prozent plus X,je nach Länge der Laufzeit.
    Heute liegt die Inflation bei rund 7,5 Prozent und einer Umlaufrendite von deutlich unter 1.
    Somit ist die Realverzinsung stark negativ. Nicht nur leicht sondern stark negativ. Das Phänomen nennt sich finanzielle Repression.
    Im Sommer 08 gab’s in der Eurozone die letzte signifikante Zinserhöhung von 4 auf 4,25 Prozent. Es war die letzte positive Realverzinsung in der Eurozone und vor allem in Deutschland.
    Je nach Qualität der Wertpapiere und Länge der Laufzeit ,ergaben sich Zinsen von 5 bis 6 Prozent!
    Für Siemens Papiere mit einer Laufzeit bis 2025 ergaben sich zum Beispiel positive Nominalzinsen von 5,25 Prozent!
    Unvorstellbar heute!
    Was viele nicht wissen: Die EZB kauft nämlich nicht nur Staatsanleihen sondern auch Unternehmensanleihen.
    Das drückt die Rendite zusätzlich nach unten.
    Die Inflation lag damals bei um die 4 Prozent in Deutschland, aber mit Tendenz steil nach unten, die kommende Krise ( Lehman Pleite 15.09.08) warf ihre Schatten voraus…..
    Das sollte nur mal ein kurzer, historischer Einblick sein, wie sich die Geldpolitik der EZB entwickelt hat, nämlich weg von den positiven Realzinsen hin zur finanziellen Repression.

  2. Das EZB- Direktorium, also die führenden Köpfe der EZB, allen voran Lagarde und Schnabel, zuvor aber auch bereits Draghi, ruinieren den EURO und enteignen die Sparer und Pensionäre. Ihre eigentliche und wichtigste Aufgabe, die Wahrung der Preisstabilität in der Eurozone erfüllen sie nicht, und vermehren die Geldmenge in unverantwortlicher Weise. Besonders hart trifft die Enteignung aber die deutschen Sparer und alle Geringverdiener und Kleinrentner.
    Gleichzeitig machen sich die verantwortlichen Mitglieder des EZB-Direktoriums mit Sicherheit ihre eigenen Taschen voll und denken nicht an die kleinen ehrlichen Leute, die sie in Armut bringen. Ich weiß, es gibt keine Gerechtigkeit. Wenn es Gerechtigkeit geben würde, müsste diesen Verbrechern, nichts anderes sind sie in meinen Augen, ihr unrechtmäßig erworbenes Vermögen entzogen werden. Sie haben ihre eigentliche und wichtigste Aufgabe nicht erfüllt und verdienen eine harte Bestrafung. Die geringste Bestrafung wäre, dass sie bis zu ihrem Lebensende vom Hartz VI Satz leben müssten. Die Europäische Währungsunion ist eine Fehlkonstruktion, aus der wir nur mit größtem Verlust wieder herauskommen. Wir stecken in einem Dilemma, in das uns diese Bagage mit ihrer Unfähigkeit hineinmanövriert hat.

    Meine Befürchtung ist: Das Europäische Friedensprojekt droht für mich zu scheitern. Der T-EURO ist ein Spaltkeil für die EU.

    Meine Konsequenz: Ich zweifle an der demokratischen Staatsform, weil die führenden Kräfte nach meiner Meinung in erster Linie nur an sich denken und ihnen das Wohlergehen der kleinen Staatsbürger vollkommen egal ist. Bei den führenden Kräften denke ich an das führende EZB-Personal aber auch das EU-Personal. In besonderer Weise denke ich auch an“ von der Leyen“, und wie diese zu ihrem Posten gekommen ist. Dabei hat sie ihre Unfähigkeit doch zuvor bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Das soll aber nur ein Beispiel sein.

    Meine Frage: Wo bleibt die Demokratie in der Europapolitik? Kann man unter diesen Umständen noch zu einer Wahl gehen? Insbesondere aber zur nächsten Europawahl? Ich bin frustriert von unserer Politik und unseren Politikern und maßlos enttäuscht.

    1. Europawahl?Was soll das bitte sein?Ich nehme irgendeine/n von der Wahlliste,gebe ihm/ihr meine Stimme und hoffe dass es Herrn Macron und den anderen „Demokraten“ recht ist?Wenn nicht habe ich halt eine/n anderen gewählt?Non,merci,unter Wahl verstehe ich was anderes.

  3. Die Wahrheit kommt nun stückchenweise auf den Tisch.
    Immer mehr ein bissen Krieg.
    Bei der Teurung wird es schneller gehen.

    Habeck: „Wir werden ärmer werden“ – Blackout News

    https://blackout-news.de/aktuelles/habeck-wir-werden-aermer-werden/

  4. @Weissenborn, ja die Währungsunion ist eine Fehlkonstruktion, politisch sind es über 20 Länder mit fast doppelt so vielen Einwohnern wie die USA ,die aber keine Einheit sind. Den Vorteil haben nur die Amis, statt viele kleine Vasallen zu managen haben sie ein grosses Gefüge das sie mit einigen hörigen Strippenziehern wie Untertanen beherrschen.
    Wenn die EU mit Russland vernünftig umgehen könnte, wäre es eine Weltmacht ( nicht gewünscht) und statt US Soldaten in der EU könnte die EU Entwicklungshilfe in Ametika betreiben und den ca. 40 mittellosen Bürgern Suppe verteilen.

  5. Korrektur: natürlich nicht 40, sondern 40%

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