Insolvenzen sollen in Deutschland weiter kräftig ansteigen, und vor allem auch die Großinsolvenzen! Das sagt aktuell der weltweit größte Kreditversicherer Allianz Trade. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist bereits massiv angestiegen, sie stieg im Juli 2024 um 13,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Trend der weiter steigenden Insolvenzen dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen, da die Wirtschaft weiterhin mit der Rezession kämpft, so der Kreditversicherer. Es soll in Deutschland eine Zunahme der Pleiten im Jahr 2024 um 21 % auf rund 21.500 Fälle geben nach bereits +22 % im Jahr 2023. Ende 2024 dürften die Fallzahlen etwa 15 % über dem Niveau von 2019 und damit vor der Pandemie liegen. Erst 2025 dürfte sich der Anstieg mit einem moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund 2 % auf dann 22.000 Fälle etwas abflachen.
Zahl großer Insolvenzen soll auch stark zunehmen
Doch nicht nur die Pleitefälle nehmen zu, sondern auch die Großinsolvenzen . Im ersten Halbjahr 2024 gab es bereits 40 große Insolvenzen. Das ist nicht nur der höchste Wert zum Halbjahr seit 2015, sondern auch über ein Drittel (+37 %) mehr als im Vorjahreszeitraum. Weiter sagt die Allianz Trade (Euler Hermes): „Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig. Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette. Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet.“
Der kumulierte Umsatz der großen Insolvenzen belief sich laut Allianz Trade in den ersten sechs Monaten 2024 auf 11,6 Milliarden Euro, und lag damit bereits zum Halbjahr über dem Gesamtschaden für das Jahr 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen – und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten – lag bei 290 Millionen Euro, das ist ein Plus von 85 % (1. Halbjahr 2023: 156 Millionen Euro).
Insolvenzgründe vielfältig
Insbesondere im Baugewerbe (9) und im Einzelhandel (9, davon 8 im Mode-Einzelhandel) gab es viele große Insolvenzen. Aber auch bei Dienstleistungen (7) sowie Möbel und Haushaltswaren (6). Die Gründe für diese Häufung sind teilweise sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten an neue Kredite zu kommen aufgrund der restriktiveren Vergabe und den wesentlich höheren Anforderungen der Finanzierungspartner. Wieder andere waren von einem einzelnen Großkunden abhängig, der weggebrochen ist, so die Allianz Trade.
Große Herausforderungen im Mode-Einzelhandel
Geschäftsmodelle und Kundenbedürfnisse ändern sich teilweise schnell und stellen Unternehmen vor Probleme. Viele Probleme in einigen Branchen sind allerdings nicht neu, darunter beispielsweise der Strukturwandel im Einzelhandel, so die Allianz Trade. Dazu wird ausgeführt: „Im Mode-Einzelhandel hängen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden. Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung allerdings besonders. Hinzu kommen die weiterhin hohen Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiten. Auch Kliniken kämpfen weiterhin mit großen Herausforderungen. Zu den sieben großen Insolvenzen im Dienstleistungssektor gehören auch drei Kliniken sowie zwei Tourismus-Unternehmen und zwei Unternehmen aus dem Bereich Software- und IT-Dienstleistungen.“
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