Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im August 2024 um 10,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im 1. Halbjahr 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 10.702 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 24,9 % mehr als im 1. Halbjahr 2023. Die Forderungen der Gläubiger aus den im 1. Halbjahr 2024 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 32,4 Milliarden Euro. Im 1. Halbjahr 2023 hatten die Forderungen bei rund 13,9 Milliarden Euro gelegen – ein massiver Anstieg!
Insolvenzen: Allianz Trade sieht weiteren Anstieg
Diese Grafik, die bis ins Jahr 2018 zurückreicht, mag zwar auf den ersten Blick „Entwarnung“ rufen“. Denn mit dem bisherigen Anstieg bei den Insolvenzen wurde lediglich der Durchschnitt der Vor-Corona-Zeit erreicht. Aber die Zeichen stehen weiter auf Sturm. Gestern meldete der weltweit größte Kreditversicherer Allianz Trade, dass man für das Gesamtjahr 2024 weiter kräftig steigende Insolvenzen erwartet. Demnach soll es in Deutschland eine Zunahme der Insolvenzen im Gesamtjahr 2024 um 21 % auf rund 21.500 Fälle geben. Ende 2024 dürften die Fallzahlen etwa 15 % über dem Niveau von 2019 liegen. Erst 2025 dürfte sich der Anstieg mit einem moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund 2 % auf dann 22.000 Fälle etwas abflachen.
Verband der Insolvenzverwalter
Der Verband der Insolvenzverwalter (VID) meldet sich heute zu den aktuellen Insolvenzzahlen vom Statistischen Bundesamt. Trotz der gestiegenen Zahl an Unternehmensinsolvenzen sehe man weiterhin keine dramatische Veränderung, sondern nach wie vor eine Normalisierung nach der Coronazeit mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen. Man sei weit von den Zahlen zu Zeiten der Finanzkrise entfernt, die im Jahr 2009 bei knapp 33.000 Insolvenzen lag. Für dieses Jahr erwarten die Experten laut VID weniger als 22.000 Unternehmensinsolvenzen. Da liegt man mit den Erwartungen auf einem ähnlichen Niveau wie die Allianz Trade.
Aktuell wird besonders auf einen Anstieg von Großinsolvenzen mit vielen Arbeitnehmern hingewiesen, so der VID. Ihr prozentualer Anteil am gesamten Insolvenzgeschehen sei aber eher gering. Der weitaus größte Anteil der Unternehmensinsolvenzen umfasst kleine Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitenden. Und sollte es dennoch zur Insolvenz eines großen Unternehmens kommen, sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Sanierung gelingt, deutlich höher als bei den kleineren Unternehmen. Das helfe auch beim Arbeitsplatzerhalt, so der VID.
Anmerkung vom VID: „Zu Zeiten der Finanzkrise bedeutete die Insolvenz für viele Mitarbeitende die langfristige Arbeitslosigkeit. „Anders als vor zehn Jahren finden viele der von Insolvenz betroffenen Arbeitnehmer im Fall einer Kündigung sehr schnell ein neues Beschäftigungsverhältnis. Denn Unternehmen kämpfen schon allein aus demographischen Gründen mit einem zum Teil gravierenden Fach- und Arbeitskräftemangel“. FMW-Anmerkung dazu: Das mag sein – man sieht auch trotz zahlreicher Entlassungen bei Industriebetrieben, dass die Arbeitslosigkeit zwar ansteigt, aber nicht explodiert. Dies mag in der Tat daran liegen, dass viele neue Arbeitslose rasch woanders einen Job finden. Die Frage ist nur : Was für einen Job finden sie? Findet die Masse der neuen Arbeitslosen zügig einen gleichwertigen, industriell wichtigen und ebenfalls gut bezahlten Arbeitsplatz? Daran darf man zweifeln!
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Seit Regierungsantritt von Scholz stieg die Arbeitslosigkeit um 500 000 Menschen, betroffen von der Arbeitslosigkeit sind damit deutlich über eine Million – nicht gerade wenig. Ein nicht unwesentlicher Anteil der Insolvenzen beruhtauf der bewußten und zielgerichteten Zerstörung der Energieversorgung. Die Pleiten ohne Insolvenz zählt wohl keiner.