Asien

Internationale Energie-Agentur: Die Fracker werden ermutigt, Bewährungszeit für Kürzungsdeal beginnt

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sieht die globale Öl-Nachfrage genau jetzt mit Beginn des Jahres 2017 über das Angebotsvolumen springen, so kann man es im folgenden Chart sehr gut...

FMW-Redaktion

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sieht die globale Öl-Nachfrage genau jetzt mit Beginn des Jahres 2017 über das Angebotsvolumen springen, so kann man es im folgenden Chart sehr gut erkennen (Nachfrage in rosa). Vom 4. Quartal 2016 auf das 1. Quartal 2017 sieht die IEA vor allem die Angebotsseite deutlich absacken, wie es durch die 1,8 Millionen Barrels pro Tag-Kürzung zu erwarten war, die OPEC und Nicht OPEC-Staaten angekündigt hatten.

Genau jetzt, ab Januar beginne für die Fördermengen-Kürzungen die Bewährungszeit. Es sei jetzt noch viel zu früh um erkennen zu können, wie stark die vereinbarten Kürzungsmengen von den Teilnehmern der Vereinbarung auch wirklich eingehalten werden. Die kommenden Wochen würden aber mehr Klarheit schaffen, so die IEA. Erst gestern hatte die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht. Aber erste Indikationen würden jetzt schon darauf hindeuten, dass ein deutlicher Rückgang der Fördermenge gestartet sei, so die IEA. Das koordinierte Handeln (von OPEC und Nicht OPEC) würden den Vorgang unterstützen. Im Gesamtjahr 2017 könne das Wachstum auf der Nachfrageseite nachlassen und bei +1,3 Millionen Barrels pro Tag liegen. Zitat IEA:

Once again we have revised upwards our estimate for global oil demand growth in 2016: we now see growth at 1.5 mb/d, with most of the revision contributed by stronger European demand, mainly in LPG and diesel. Europe has seen two years of year-on-year growth following nine straight years of flat or declining demand. In 2017, however, we still expect the rate of growth for global demand to fall back to 1.3 mb/d, albeit this is slightly above the average rate seen in this century of 1.2 mb/d. The prospect of higher product prices – assuming that the cost of crude oil rises in 2017 – plus the possibility of a stronger US dollar are factors behind our reduced demand growth outlook for this year.

Und siehe da, hat gestern vielleicht jemand von der IEA noch schnell finanzmarktwelt.de gelesen? Scherz bei Seite… auch die IEA schreibt heute, dass sich die Fracker (im Englischen immer als „Shale“ bezeichnet) in den USA durch den höheren Ölpreis kräftig ermuntert sähen ihre eigene Fördermenge raufzufahren. Da beißt sich die Katze in den Schwanz, oder wie heißt das nochmal? Im Mai läuft die Fördermengen-Kürzung der OPEC/Nicht OPEC schon wieder aus, und die Fracker erhöhen ihre Förderung immer weiter bei Preisen über 50 Dollar. Was wird da aus der Ausbalancierung bzw. dem Nachfrageüberhang ab Juni/Juli? Das werfen wir nur mal als Frage in den Raum. Zitat IEA:

In non-OPEC countries, the stabilisation since mid-December of Brent crude oil prices around the $55/bbl level, and the assumption that lower output from the parties to the output agreement will probably see prices rise, is offering encouragement to higher cost producers. Attention is inevitably focused on the US shale oil patch where data shows the rig count increasing for six straight months to November after reaching its nadir in May 2016; provisional data for December shows the highest number of new rigs added since the heady days of April 2014. Not only is the rig count rising, but recent reports tell us that the productivity of shale activity has improved in leaps and bounds. Whether it be shorter drilling times or larger amounts of oil produced per well, there is no doubt that US shale industry has emerged from the $30/bbl oil world we lived in a year ago much leaner and fitter. The IEA has anticipated for some time that LTO production will increase in 2017, but we are now expecting an even larger increase of 170 kb/d, following a decline of nearly 300 kb/d last year.

Die IEA verweist nicht nur darauf, dass Libyen und Nigeria vom Kürzungsdeal ausgenommen sind (den Iran hat man ganz vergessen). Man erwähnt auch, dass abseits von OPEC und USA in 2017 in Kanada und Brasilien lange geplante neue Öl-Projekte mit ihrer Förderung beginnen werden, was ein Plus von 414.000 Barrels pro Tag mehr für die Angebotsseite mit sich bringen werde. Auch noch erwähnenswert ist, dass bei der IEA einige schlaue Köpfe sitzen müssen, die wohl in der Lage sind auch zwei drei Schritte weiter zu denken als andere Beobachter.

So schreibt man heute, dass der saudische Ölminister ja erwähnt hatte, dass der Kürzungsdeal wohl nicht über Mai hinaus verlängert werde. Der Markt werde sich womöglich stabilisieren (höherer Ölpreis), aber eben nicht so stark um den Hochpreisproduzenten (die Fracker in den USA und Kanada) ein neues „Bonanza“ zu erlauben. Das ist mal ein Wort… verdammt, das Wort Bonanza hatten wir bei FMW noch nie verwendet. Aber ja, in der Tat, Ölpreise gerne etwas rauf, aber bitte nicht zu stark, weil sonst die Fracker ihre Förderung zu stark ausweiten. So könnte in der Tat die (wacklige) Strategie der Saudis aussehen.



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