FMW-Redaktion
Die Restaurantkette Vapiano ist vermutlich nicht so stark nachgefragt gewesen wie erhofft. Man geht morgen an die Börse. Wie man in Finanzkreisen munkelt, soll heute der Emissionspreis bei 23 Euro festgelegt werden. Sicher ist das noch nicht. Aber wenn, dann wäre das fast schon ein kleines Desaster – denn die Bookbuilding-Spanne, also die Angebotsspanne für die Ausgabe der ersten Aktien lag zwischen 21 und 27 Euro. Wäre die Nachfrage potenzieller Erstzeichner groß gewesen, dann wäre wie üblich bei Börsengängen der Emissionspreis fast automatisch am oberen Ende bei 27 Euro festgelegt worden.
Vorbörslich notiert die Aktie heute bei Tradegate im „Handel per Erscheinen“ bei 24,30-24,60 Euro. Aber ein Emissionspreis genau zwei Euro entfernt vom unteren Ende, aber vier Euro vom oberen Ende, das zeigt schon eine gewissen Schwäche. Es mag sein, dass so eine Restaurantkette von der Story her nicht so sexy ist wie ein Onlinemarktplatz wie Delivery Hero. Außerdem mehren sich die Zweifel, ob die große Story bei Vapiano nicht schon längst durch ist, bevor die Aktie an die Börse geht.
Der Gesamtwert von Vapiano wird nach dem Börsengang wohl bei 550 Millionen Euro liegen, das Emissionsvolumen bei 184 Millionen Euro. Davon fließen 85 Millionen direkt in die Firma, der Rest an die Alteigentümer. Offenbar steigen bei Vapiano die Personalkosten derzeit zügiger als der Umsatz. Der Nettogewinn ist fast auf 0 gesunken. Daher hatte jüngst die „WiWo“ davon abgeraten bei Vapiano einzusteigen. Aber das muss nichts heißen. Auf jeden Fall scheinen „Plattform-Aktien“ attraktiver zu sein als Produzenten.
Delivery Hero
Denn wo Vapiano als Essens-Produzent und Verkäufer sozusagen „selbst ein Produkt herstellt“, fungiert der andere interessante deutsche Börsengang dieser Tage „Delivery Hero“ als Plattform, oder besser gesagt Marktplatz. Man produziert nicht, sondern ist nur Mittler zwischen Käufer und Verkäufer – ein Marktplatz, der je mehr verdient, desto mehr Umsatz durch Produzenten und Nachfrager erzeugt wird.
Die Firma macht zwar Verlust, und die Bewertung ist nach Meinung von Beobachtern ziemlich hoch, aber die Story scheint für Anleger „noch nicht zu Ende erzählt zu sein“. Am Freitag geht man an die Börse. Die Spanne zur Erstzeichnung liegt bei 22-25,50 Euro. Auf Tradegate liegt der vorbörsliche Kurs momentan bei 28-28,19 Euro, also immer noch deutlich über dem Maximalkurs der Zeichnungsspanne.
Naga Group und Noratis AG
Wer es ganz heiß mag: Im neuen Wachstumssegment der Deutschen Börse „Scale“ starten in den nächsten Tagen zwei kleinere IPO´s. Neben den beiden bereits genannten geht als drittes Unternehmen diese Woche auch die Noratis AG am Freitag an die Börse. Hier nähere Infos zu dieser Firma, die sich mit der Aufwertung und den Weiterverkauf von Immobilien beschäftigt. Die IPO-Spanne liegt bei 18,75-22,75 Euro, der vorbörsliche Kurs aber schon bei 24-45,50 Euro.
Da wäre auch noch das kleine Hamburger FinTech Naga Group, bei der es am 10. Juli den ersten Börsenkurs geben wird. Mehr Details zu dem IPO finden Sie hier. Vorbörslich liegt die Aktie mit 10,30-11 Euro gut vier Mal so hoch wie der Zeichnungspreis von 2,60 Euro. Dazu muss man auch wissen, dass es hier wohl ein ganz enger winziger Markt sein wird, da die Firma gerade mal 1 Million Aktien ausgibt.
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