FMW-Redaktion
Iran und Saudi-Arabien sind generell, aber auch was den IS angeht, nicht gerade auf einer Linie, um es mal freundlich auszudrücken. Ob sie darüber sprechen oder nicht, aber letztlich sind beide was ihr wichtigstes Exportgut Öl angeht, in den letzten Tagen zu stillschweigenden Partnern geworden.
Saudi-Arabien spürt durchaus den ausländischen und auch inländischen Budget-Druck, was dazu verleiten könnte die Öl-Fördermenge am Freitag bei der OPEC-Sitzung zu kürzen. Das hat man wohl gar nicht vor, aber man kann sich weitestgehend sicher sein, dass die effektive Fördermenge eh nicht sinken wird, da der Iran in den letzten Tagen klar andeutete, dass man seine eigene Fördermenge massiv ausweiten werde, auch „ohne die Zustimmung der OPEC“.
Sobald die Sanktionen wg. dem Nuklearprogramm aufgehoben sind (Anfang 2016?), kann man seine Fördermenge rasch erhöhen und wird dies wohl auch tun. Iran schaut dabei wohl nicht so sehr auf den Preis, da man auch relativ günstig fördern kann wie die anderen Golfstaaten – wichtiger ist die Masse der Produktion. Von aktuell 2,8 Mio Barrel pro Tag kann der Iran nach eigenen Angaben die tägliche Förderung innerhalb von 6 Monaten auf 3,8 Mio Barrel hochfahren.
Wohl ohne es zu wollen wird der Iran so zum stillschweigenden Partner der Golfstaaten im Kampf gegen die amerikanische Fracking-Konkurrenz, die ständig schwächer wird, aber immer noch am Leben ist.
Laut dem iranischen Öl-Minister Zanganeh will man um die 100 Milliarden US-Dollar an ausländischen Investitionen anlocken um die heimische Öl-Produktion auf Vordermann zu bringen. In einem ersten Schritt hatte man ausländischen Unternehmen vor Kurzem 70 Projekte als Investitionsmöglichkeit angeboten, wobei es erstmal um 30 Milliarden Dollar gehen soll. Einige Bankanalysten sind der Meinung mit einem extrem niedirgen Ölpreis wie aktuell oder noch tiefer würden die meisten ausländischen Öl-Explorationsfirmen ihre Investitionen im Iran zurückhalten, aber das muss die Zeit zeigen. Erst im März 2016 wird mit einem Auktionsverfahren für Förderrechte begonnen.
Paradox: Der Iran hatte vor Kurzem die OEPC auch um eine Senkung der Fördermenge gebeten, aber eben nur, damit der Iran „Platz“ bekomme um seine eigene Fördermenge nach dem voraussichtlichen Ende der Sanktikonen zu erhöhen. Also per Saldo wäre dies für die global verfügbare Fördermenge ein Nullsummenspiel. Warum sollten z.B. die Saudis auf einen Teil ihres eigenen Anteils am OPEC-Kuchen verzichten? Eine bizarre Situation rund um die OPEC.
Ein mögliches Szenario: Alle OPEC-Mitglieder verzichten auf einen kleinen Teil ihrer bisherigen offiziellen Fördermenge, so dass der Iran Platz bekommt um seine eigene um gut 1 Mio pro Tag zu erhöhen. Man hat wohl kaum vor die offizielle Gesamtfördermenge der OPEC von aktuell 30 Mio Barrel pro Tag anzuheben – das würde den Ölpreis wohl nochmal richtig gen Süden schicken, was auch keiner so richtig will. Wie auch immer – Iran und Saudi-Arabien werden über die hohe Menge an gefördertem Öl zu einer Art unausgesprochenem Partner im Kampf der Golfstaaten gegen die Fracking-Konkurrenz.
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