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Ist der S&P 500 zu teuer? Was uns 40 Jahre KGV dazu sagen

Ist der S&P 500 zu teuer? Es lohnt sich im historischen Rückblick der letzten 40 Jahre das KGV-Niveau zu betrachten.

Sind Aktien eigentlich zu hoch bewertet? Der weltweit wichtigste Aktienindex S&P 500 hat sich vor allem nach der Finanzkrise 2008 sensationell gut entwickelt. Dank weitgehend abgeschaffter Zinsen (leicht vereinfacht ausgedrückt) waren Aktien und Immobilien die Anlageklassen, auf die sich die Anleger jahrelang stürzten auf der Suche nach Renditen. Seit 2009 stieg der S&P 500 von 900 Punkten bis aktuell auf 4.136 Punkte – ein Gewinn von 360 % !!!  Das alleine sagt noch nicht viel aus. Wir müssen da auch mal auf das KGV blicken.

S&P 500 kräftig gestiegen seit Ende der Finanzkrise – Blick auf das KGV

Börsianer beurteilen Aktien vor allem danach, wie gut die Gewinne der Unternehmen steigen. Wenn nämlich die Konzerne immer höhere Gewinne erwirtschaften, sind auch die stetig steigenden Aktienkurse gerechtfertigt, die im S&P 500 so gut dargestellt werden, wo man die größten 500 US-Konzerne sehen kann. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder KGV (hier die genauere Erläuterung) zeigt den Gewinn eines Unternehmens runter gebrochen auf eine einzelne Aktie in Relation zum Aktienkurs. Notiert eine Aktie beispielsweise bei 100 Euro, und der Gewinn pro Aktie liegt bei 5 Euro, so hat man ein KGV von 20. Je höher der Wert, desto mehr Jahre benötigt man als Anleger theoretisch bei voller Gewinnausschüttung, um den Kauf der Aktie zu refinanzieren.

Es gibt keine festen Regeln. Aber allgemein gilt: Bei einem KGV unter 10 gilt eine Aktie als günstig, und ein Wert zwischen 10 und 20 gilt als halbwegs normal. Werte über 20 gelten als überhöht – in dem Fall müsste entweder der Aktienkurs fallen, und/oder die Gewinne des Unternehmens müssten steigen, um das KGV wieder abzusenken. Oft wird ein viel höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis vom Aktienmarkt als gerechtfertigt angesehen, wenn ein Unternehmen eine besondere Wachstumsstory hat. Dann sagen sich die Börsianer: In Zukunft werden die Gewinne der Firma noch explodieren, dann sinkt auch wieder das KGV.

S&P 500 mit KGV über 20 – in drei Krisen sprunghaft angestiegen

Aber blicken wir jetzt auf den Chart. Wir sehen seit dem Jahr 1983 in der blauen Linie die Entwicklung des durchschnittlichen KGV aller Aktien, die im S&P 500 enthalten sind. Jüngst bei einem Wert von 24, erscheint das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index als hoch, aber vielleicht gerade noch akzeptabel. In orange sehen wir den Verlauf des S&P 500 selbst. Wir sehen drei Spitzen beim KGV in den Jahren 2001 bei einem Wert von 46 (Dotcom-Krise), zum Ende der Finanzkrise im Jahr 2009 ein völlig explodierter Wert von über 100, und dann 2020 durch Corona ein KGV-Anstieg auf 39. Warum? Zu diesen Zeitpunkten sackte der S&P 500 ab – die Aktienkurse verbilligten sich also zügig, was das KGV zwar erstmal verbilligt. Aber wenn die Unternehmensgewinne kurzzeitig dramatisch abstürzen, wird der Abstand zwischen Aktienkurs und Gewinn pro Aktie dramatisch ausgeweitet, und das KGV springt hoch.

Im historischen Schnitt seit den 80er-Jahren sah man ein KGV von 22,58 im S&P 500. Seit 2010 sah man oft Niveaus unter 20, manchmal auch leicht über 20. Das aktuelle Niveau bei 24 ist also gerade noch akzeptabel, aber nicht billig. Geraten die Unternehmensgewinne im Zuge einer aufkommenden Rezession in den USA unter Druck, aber der Aktienmarkt fällt nicht im gleichen Maß mit nach unten, steigt das KGV weiter an. Andersherum kann man sagen: Schaffen die Unternehmen weitere Gewinnsprünge und der Aktienmarkt steigt nicht weiter kräftig an, sehen wir ein fallendes Kurs-Gewinn-Verhältnis. Aber mal ehrlich: Sehen die Börsianer steigende Firmengewinne, lassen höhere Aktienkurse nicht lange auf sich warten, und das hohe KGV wird sich halten.

S&P 500 und KGV im Vergleich seit 1980

Chart: TradingView



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