Indizes

Ist die Wirtschaft in Europa tatsächlich so schwach – oder warum hinken die Börsen langfristig so stark hinterher?

Seit Jahresbeginn laufen Europas Börsen mindestens so gut wie ihre US-Pendants. Anders die Bilanz bei einem mehrjährigen Betrachtungszeitraum..

Kurzfristig dürfte es gar nicht aufgefallen sein, die Differenz der Entwicklung der Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks. Schließlich liefen Dax und Co seit Jahresbeginn mindestens so gut wie ihre US-Pendants. Anders die Bilanz bei einem mehrjährigen Betrachtungszeitraum.

 

Europas Börsenhausse, wo ist sie?

Auf Jahressicht könnte man es noch auf Sonderfaktoren zurückführen, übliche Schwankungen, den Renditeunterschied zwischen Europa und den USA.

Dow Jones und S&P 500 ca. plus 4 Prozent, EuroStoxx 50 minus 4 Prozent und Dax minus 6 Prozent. Im Fünfjahresvergleich ergibt sich bereits Erstaunliches:

Dow plus 53%, S&P 500 plus 48%, Dax plus 20% und EuroStoxx plus 4%. Keine besonders üppige Ausbeute im Euroland auf ETF-Basis, wenn man bedenkt, dass Signore Mario Draghi die Zinsen als Konkurrenzanlage für Aktien in dieser Zeit auf null gesenkt hat.

Richtig divergent wird es bei der 10-Jahresbetrachtung:

Dow Jones mit einer Verdreifachung, plus 210%, der Dax plus 143%, und der EuroStoxx ganze 37 Prozent. Nimmt man die Tiefstkurse des Jahres 2009, wird der Unterschied noch deutlicher. Wer da auf das falsche Pferd gesetzt hat!

 

Die Ursachen

Klar sind die USA viel schneller aus der Finanzkrise herausgekommen, unter anderem durch Zwangsmaßnahmen gegenüber seinen Banken, während man in Europa ewig lang versucht hat die faulen Kredite langsam zu neutralisieren. Dann noch die prosperierende Technologie- und Pharmabranche. In Deutschland bremste zusätzlich die Automobilindustrie, gebeutelt durch die Dieselkrise und den Umbruch in den Antriebssystemen. Man braucht sich nur die einstelligen KGVs der Hersteller betrachten, ein klares Misstrauensvotum der Märkte für die nahe Zukunft.

 

Was könnte dies für die Zukunft bedeuten?

Der starke Anstieg der US-Börsen gegenüber Europas Pendants führte zu einer klaren Überbewertung von Übersee sowohl im Kurs-/Gewinnverhältnis als auch beim Kurs-/Buchverhältnis. Letzteres liegt im Euroland bei ca. 1,7, in „Amiland“ bei 3,5, ein Unterschied wie es ihn schon einem halben Jahrhundert nicht mehr gegeben hat. Es wäre an der Zeit, diese Lücke wieder zumindest etwas zu schließen.

 

Fazit

Es besteht ein gewaltiger Performance-Unterschied zwischen den US- und den europäischen Börsen. Teilweise zurecht, denn auf einen „Sugar High“ wie die trumpsche Steuerreform mussten hiesige Börsen verzichten. Aber dieser wurde mit einer großen Schuldenzunahme erkauft und mit horrenden Aktienrückkäufen, Effekte, die künftig sukzessive an Wirkung verlieren werden.

Natürlich haben die USA technologische Vorteile und wir produzieren bevorzugt Maschinen und Automobile. Aber wenn man die Lebenszeit eines Kfz mit 13/14-Jahren ansetzt, so landen bereits in einem Jahr 7 Prozent der Fahrzeuge in der Schrottpresse. Es entsteht Bedarf und Nachfrage, aber nur wenn man technologisch das Richtige anbietet.

Ein möglicher Aufholprozess der europäischen Märkte würde natürlich sofort Makulatur, bei einer weiteren Schwächung der Weltwirtschaft, ausgelöst .. aber darüber habe ich schon genug geschrieben..

 

 

By Miguel Hermoso Cuesta – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39940701



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage