Anleihen

Parlamentswahl steht an Italien am Sonntag vor Rechtsruck – Blick auf Euro, Renditen, Aktien

In Italien wird am Sonntag gewählt, und wahrscheinlich gewinnt ein Rechtsblock. Dies könnte sich spürbar auf den Kapitalmarkt auswirken.

Italien-Flagge

Am Sonntag steht die Parlamentswahl in Italien an. Wer hochspekulativer Börsianer ist, könnte sich heute am letzten Börsentag vor dieser Wahl noch schnell Gedanken machen: Kommt der Rechtsruck, wird der Devisenmarkt am Montag zum Beispiel den Euro auf Talfahrt schicken, weil die neue rechte Regierung in Rom für noch mehr Instabilität in der EU sorgen wird? Wird der italienische Aktienmarkt fallen – oder eher steigen, weil die neue Regierung Italien erstmal mit Wahlgeschenken überschütten wird, was Konsum und Firmenumsätze kurzfristig ankurbelt?

Blick auf Renditen für Staatsschulden aus Italien

Und dann wäre da natürlich noch der Blick auf die Anleiherenditen. Im Vorfeld der Italien-Wahl sind die Anleiherenditen für zehnjährige italienische Papiere in den letzten fünf Wochen von 3,08 Prozent auf aktuell 4,13 Prozent angestiegen. Abgesehen von anderen Ereignissen kann man daran auch die gestiegene Furcht am Anleihemarkt ablesen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite Italiens zunimmt. Dies ist sicherlich ein eher unwahrscheinliches Ereignis, da Italien als wichtige Säule für Europa gerettet werden würde von den EU-Partnern. Aber dennoch zeigen die Renditen die Risikoprämie an, die Anleger haben wollen für die Wahrscheinlichkeit einer Nicht-Rückzahlung von Anleihen. Und diese Prämie hat sich in den letzten Wochen spürbar verteuert.

Italien unmittelbar vor der Wahl – das stramm rechte Bündnis wird wohl gewinnen

In zwei Tagen wird das neue Parlament in Rom gewählt. Und wie es aussieht, erlebt Italien einen kräftigen Rechtsruck. Wie das ZDF berichtet, liegt die postfaschistische Partei Fratelli d’Italia – die Brüder Italiens – mit ihrer Spitzenkandidatin Giorgia Meloni auf Platz 1 mit 26 Prozent, laut jüngsten Umfragen. Die sozialdemokratische PD lag zuletzt bei 21 Prozent, gefolgt von der Fünf Sterne Bewegung mit Guiseppe Conte, der rechten Lega von Mateo Salvini und der konservativen Forza Italia von Silvio Berlusconi. Ein rechtes Wahlbündnis aus Lega und Forza Italia könnte die nächste Regierung Italiens stellen. Beim derzeitigen Wahlrecht sehen Beobachter durchaus die Gefahr, dass so ein starkes Rechts-Bündnis mit einer großen Mehrheit in beiden Parlamentskammern am Ende die Demokratie Italiens schwächen könnte und auf europäischer Bühne vermutlich wichtigen Reformvorhaben vorerst ausbremsen würde. Die SZ schreibt, dass die momentan in Führung liegende Giorgia Meloni jüngst an die Adresse der europäischen Partner gerichtet sagte: „Für Europa ist der Spaß jetzt vorbei“. Damit sei wohl gemeint, dass Italien unter der neuen Regierung in Brüssel mit der Faust auf den Tisch hauen und auf die Durchsetzung italienischer Interessen pochen wird.

Bringen die Rechten mehr Instabilität für Europa?

Was kann das bedeuten? Italien will mehr Geld aus Brüssel (aus welchen Hilfstöpfen auch immer), und Italien will sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie viel neue Schulden man aufnehmen darf? Die Renditen für italienische Staatsanleihen könnten bei dem Wahlsieg des Rechtsblocks mit Aussicht auf so ein Szenario daher weiter ansteigen. Und der Euro könnte mit Blick auf eine deutliche Destabilisierung Europas noch weiter fallen als ohnehin schon. Im Chart sehen wir seit Jahresanfang die fallenden Aktien des Mailänder Aktienindex MIB40 auf CFD-Basis (orange Linie). Im Vergleich dazu sehen wir die steigenden Anleiherenditen für Italien. Seit Jahresanfang stieg die Risikoprämie für 10 Jahre Laufzeit von 1,23 Prozent auf aktuell 4,13 Prozent. Dies hat natürlich mit dem allgemein steigenden Zinsniveau und den höheren EZB-Zinsen zu tun – aber die Furcht vor dem Rechtsruck in Italien dürfte hier auch enthalten sein. Am Montag sind wir alle schlauer, ob der Markt negativ auf die neue Regierung reagiert.

Anleiherenditen für Italien im Vergleich zum Aktienindex Chart: TradingView



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15 Kommentare

  1. „Beim derzeitigen Wahlrecht sehen Beobachter durchaus die Gefahr, dass so ein starkes Rechts-Bündnis mit einer großen Mehrheit in beiden Parlamentskammern am Ende die Demokratie Italiens schwächen könnte und auf europäischer Bühne vermutlich wichtigen Reformvorhaben vorerst ausbremsen würde“.

    Bitte erklären Sie mal, wieso eine demokratische Wahl die Demokratie schwächt!

    1. @Paul, weil wie so oft bei rechtsnationalistischen, faschistischen und reaktionären Regierungen Stück für Stück demokratische Prinzipien eliminiert werden. Sei es Gleichberechtigung, Wahlrecht, Rechtsstaatlichkeit, Opposition oder Presse- und Meinungsfreiheit. Mit zunehmender Zeit tendieren solche Regierungen immer mehr in Richtung Autoritarismus, Kleptokratie, Autokratie oder Oligarchie.
      Siehe Ungarn, Türkei, Polen, Brasilien…

      1. @lefti
        Und weil die mögliche neue gewählte Koalition etwas rechts von der aktuellen verortet wird, schliessen Wir jetzt schon daraus das demokratische Prinzipien eliminiert werden.?

        Wenn mal auf D blickt mit einer eher nicht rechten Koalition, haben wir in der nahen Vergangenheit gottlob keinerlei Probleme mit Grundgesetz-Brüchen.(Achtung, der letzte Satz kann Ironie enthalten).

  2. Zentralismus und Demokratie geht nie!

    Die EU ist am Zerfallen. Nur noch mausarme Länder, die Unterstützung wollen, wollen in diesen Verein. Italien hat schon abkassiert und möchte wieder selbstständig bleiben.In der CH wo hauptsächlich die junge Wählerschaft dafür war, ist unter diesen gerade ein totaler Meinungsumschwung eingetreten. Woran das wohl liegen mag ?

  3. „Rechtsruck“, „stramm rechte Bündnis“, „die Rechten“, „Rechtsblocks“

    Ja ne is klar… Lassen Sie es lieber sein mit dem Schreiben von antidemokratischen Frame-Artikeln, damit würden Sie den meisten von uns einen Gefallen tun. Danke.

    1. @dontspeak, was hat die Bezeichnung „Rechtsruck“ mit „antidemokratischen Frame-Artikeln“ zu tun??

      1. Im Grunde ist ein „Rechtsruck“ eine neutrale Beschreibung. Z.B. wenn die Menschen mit ihrem Wahlverhalten zum Ausdruck bringen, dass sie lieber in traditionellen Familien leben als in modernen Patchwork-Gruppen auf Zeit. Frei nach der Werbung einer Bausparkasse, „ich will mal Spießer werden „.

        Nur muss man natürlich auch sehen, dass ein Rechtsruck heute

        1. mit einer anderen Bedeutung aufgeladen ist: Rechtsruck bedeutet heute ungefähr, dass die Nazis kurz vor der Machtübernahme stehen. Und

        2. bereits ganz normale Positionen der politischen Mitte als rechts bezeichnet und damit diffamiert werden.
        Und

        3. Auch schon die Erwähnung von unliebsamen Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft oder sogar von Naturgesetzen als rechts, und damit natürlich als unvertretbar gelten.

        Warum nicht einfach die Zuschreibungen übernehmen, die sich Parteien etc. selbst geben?

        Z.B. liberal, liberal-konservativ, christlich oder auch national.

        1. @Felix
          Wie so oft versuchen Sie, mit Ihrer euphemistischen und relativierenden Ausdrucksweise die Dinge ins „rechte“ Licht zu rücken. Niemand unterstellt traditionellen Familien eine Positionierung auf irgendeiner Seite jenseits dessen, was allgemein unter der „politischen Mitte“ verstanden wird.

          Was Sie als „ganz normale Positionen der politischen Mitte“ definieren, entspringt einzig Ihrer ureigenen und willkürlichen Definition von „normal“ und „Mitte“.

          Was ist normal? Die Mehrheitsmeinung, die Meinung der besonders lauten und nach eigener Definition „selbstdenkenden“ Minderheiten, Ihr ganz persönlicher subjektiver und privilegierter Blick aus dem Olymp oder das Wertesystem der „Architekten der Nachkriegsordnung“?

          Wo liegt die Mitte? Bei links und sozialistisch haben Sie weniger Probleme mit der Einordnung. Da schießen und diffamieren Sie ganz gerne und nicht selten schnell und präzise, wie es texanische Revolverhelden der Legende nach aus der Hüfte zelebrierten. Zum Beispiel beim historisch-anekdotischen Übergang von „Kriegshelden zu den Hippies, bei der eine Generation übergangen wurde“. Klein Georgie-Boy mit Doubledoof in der Mitte durfte doch als übergangene Generation für zwei Perioden nochmal ran, nachdem man über einen Monat lang im Swing-State Florida nach ein paar hundert Stimmen fischte. Zeit genug, um Hippie-Fehler zu korrigieren.

          Fratelli d’Italia entwickelte sich aus der neofaschistischen Movimento Sociale Italiano über die Zwischenstufe der Alleanza Nazionale heraus. Man distanziert sich noch nicht einmal vom Symbol dieser faschistischen Wurzeln, das über einem symbolisierten Sarg des Diktators Benito Mussolini züngelt. Im Gegenteil nahm man dieses „bewusst und mit Stolz“ (Zitat Meloni) in das aktuelle Logo auf. Ganz so, als würde die AfD noch das Hakenkreuz ins Logo integrieren, was nebenbei bemerkt nicht auszuschließen ist, wäre es nicht verboten.

          Man plädiert für ein „Europa der Völker“ und ist extrem xenophob. Das Programm proklamiert einen Austritt aus der EU bei gleichzeitig für Rechtspopulisten traditionell hausbackenen Utopieversprechen von Steuersenkungen auf breiter Ebene. Staatshaushalt, Steuereinnahmen, Rekordverschuldung, die EU als Amme, an deren Riesenzitzen man seit Bestehen saugt, alles vergessen und verdrängt? Wird sich schon regeln, eines nach dem anderen.

          Ich erlaube mir, aus einer Rede Melonis im spanischen Marbella vom Juni zu zitieren: „Vermittlung ist nicht möglich – man sagt ja oder nein. Ich sage: Ja zur natürlichen Familie; Nein zur LGBT-Lobby; Ja zur sexuellen Identität; Nein zur Gender-Ideologie; Ja zum Leben; Nein zur Kultur des Todes; Ja zu den christlichen Werten; Nein zur islamistischen Gewalt; Ja zur Souveränität des Volkes; Nein zu den Brüsseler Bürokraten; Ja zu sicheren Grenzen; Nein zur Masseneinwanderung. Hoch lebe Spanien, hoch lebe Italien, hoch lebe das Europa der Patrioten!“

          Nennen Sie es meinetwegen patriotisch, nationalistisch, konservativ oder nationalkonservativ, christlich oder wie auch immer.
          Fast jeder weiß, was mit einem Rechtsruck gemeint ist. Und das ist sicher nicht Ihre „neutrale“, verharmlosende und selektive Positionierung. Und es ist auch nicht Ihre relativierende, dramatisierende, pauschalisierende und pervertierende Aufzählung in drei eigens dafür gewidmeten Aufzählungspunkten.

      2. Hallo, es geht nicht um das einzelne Wort „Rechtsruck“. Es geht um die Fülle von Wiederholungen des Worts „Rechts“, fast immer mit einem in der deutschen Sprache negativ konotierten Zusatz wie „STRAMM“, „BLOCK“. Gefolgt von potentiellen Negativereignissen wie Euro-Talfahrt, Staatspleite, EU-Instabilität, Nicht-Rückzahlung von Anleihen, Schwächung der Demokratie etc. Dabei wird ignoriert, dass „politisch Rechts“ bis vor ein paar Jahren eine völlig normale Bezeichnung für Parteien war. Mittlerweile machen die meisten „Journalisten“ keine Unterscheidung mehr zwischen Rechts, Wertkonservativ, Rechtsradikal, hier sogar „Faschistisch“.

        Wer hier kein Framing erkennt, will es nicht erkennen.

  4. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Italien wird mitnichten aus dem Euro austreten, denn dann würden dem Land türkische Verhältnisse drohen.

  5. Die DDR und einige vorbildliche südamerikanische Staaten hatten aber doch eher LINKSDRUCK und darum sehr demokratisch ? ?Ich habe das Herz am rechten Fleck, ich schäme mich, dafür bin ich ein linkischer Typ, das hilft mir.

  6. Die gesamte westliche Welt hat einen Wertewandel zu verarbeiten. Dass wird gerne mit „1968“ beschrieben, was zwar nicht alle Aspekte erfaßt, aber doch ganz gut verdeutlicht, dass die Nachkriegsgeneration

    1. anders sozialisiert ist, als die Architekten der Nachkriegsordnung, und
    2. bewußt anstrebt, die Welt nach ihrem Geschmack zu verändern.

    Das ist nach Howe typisch für eine „Awakening-Generation“ und zeigt sich auch anekdotisch darin, dass bei der US-Präsidentschaft eine Generation übergangen wurde: von Bush zu Clinton war sinnbildlich auch der Übergang von Kriegshelden zu den Hippies unter Auslassung derjenigen, die die Welt nach dem Krieg aufgebaut und bewahrt hatten.

    Oder kurz gesagt: wir werden uns nicht einig. Wer meint einen Trade-Off „Umwelt gegen Wohlstand“ spielen zu können, ist für mich ein Hasardeur.

  7. Berlusconi mit seinem gelifteten Dauergrinsen sieht irgendwie so aus, als wäre er einem Wachsfigurenkabinett entflohen…🤣

    1. @Lausi, die lebende Mumie ist auch schon 86 Jahre alt. Von Ärzten, plastischen Chirurgen und Zahntechnikern auf positiv-frisch getrimmt. Irgendwie erinnert er mich an unseren Gasprom-Schröder, auch wenn dessen synthetische Polymere die Fratze und Falten in die entgegengesetzte Richtung verwachsen. So ein Falten-Richtungswechsel kann Jahre dauern und viele Millionen kosten 😣

  8. Lausi, nein ,Berlusconi hat sich einfrieren lassen zur Konservierung, jetzt ist er wegen Klimaerwärmung wieder aufgetaut.

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