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Italien darf Banken mit Liquiditätsgarantien bis zu 150 Milliarden Euro stützen

Italien zieht seinen Brexit-Joker. Da durch die Brexit-Abstimmung die Volatilität und die Verluste bei italienischen Bankaktien noch deutlich zugenommen haben, kann Italien jetzt Garantien für den heimischen Bankensektor aussprechen. Dies geht in so einem...

FMW-Redaktion

Italien zieht seinen Brexit-Joker. Da durch die Brexit-Abstimmung die Volatilität und die Verluste bei italienischen Bankaktien noch deutlich zugenommen haben, kann Italien jetzt Garantien für den heimischen Bankensektor aussprechen. Dies geht in so einem „Krisenfall“. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission bestätigte, beinhalte das nun erlaubte „Liquiditäts-Unterstützungsprogamm“ Staatsgarantien aus Rom für bis zu 150 Milliarden Euro. Wie hoch die jetzt zur Verfügung gestellten Garantien wirklich sind, ist nicht bekannt, aber der Rahmen soll wohl bis zu 150 Milliarden gehen können.

Bitte nicht verwechseln: Hierbei geht es nicht um die von Matteo Renzi geforderten 40 Milliarden Euro, mit denen er die Kapitalbasis der italienischen Banken stärken möchte. Es geht bei diesen maximal 150 Milliarden Euro um „Liquidität“. Denn kommt es im augenblicklichen Brexit-Chaos dazu, dass am Interbankenmarkt der Glaube in die Solvenz italienischer Banken verloren geht, könnte es im täglichen Geldhandel zwischen den Banken passieren, dass ganz plötzlich niemand mehr den italienischen Banken für extrem kurze Zeiträume Geld leihen will.

Und genau dann, um eine plötzliche Pleite einer Bank zu verhindern, würde diese Geldspritze einspringen, um die Liquidität sicherzustellen, obwohl die Bank an sich halbwegs normal dasteht. Es geht also „nur“ um eine mögliche kurzfristige Kompensasation von fehlendem Vertrauen zwischen Banken. Auch will man damit einem Bank Run vorsorgen: Seht her, genug Geld wird immer da sein! Die Garantie des italienischen Staates soll bis Jahresende gelten, und nur solvente Banken zu Gute kommen!

Diese Art der Hilfe kann die EU-Kommission jederzeit bei Marktturbulenzen genehmigen. Das ist auch durchaus sinnvoll, denn auch in Deutschland kann das theoretisch jeder Bank passieren, dass bei eigentlich gesunder Bankbilanz plötzlich das Vertrauen der Märkte weg ist – am Interbankenmarkt gibt es kurzfristig kein Geld mehr, und zack, ist die Bank am Ende. Jetzt steht aber parallel zu dieser Liquiditätshilfe immer noch die „Kapitalstärkung“ der italienischen Banken aus. Wird Matteo Renzi ein „außerordentliches Ereignis“ erklären (Brexit)? Dann könnte er ohne vorher Aktionäre und Anleihebesitzer zu beteiligen, vom Steuerzahler direkt Geld in die Banken pumpen um ihre Kapitalbasis zu stärken. Das wäre DER dicke Einschnitt nach der Finanzkrise 2008!

Es wäre genau das Gegenteil von dem, was nach der Finanzkrise in Europa doch so großspurig angekündigt wurde: Zuerst sollten zukünftig immer die Bankeigentümer und Gläubiger bluten. Es dürfe nicht mehr vorkommen, dass der Steuerzahler für Fehler der Banken haften müsse, so die übereinstimmende Meinung der europäischen Politik. Wird die EU standhaft bleiben? Oder wird Renzi an allen vorbei einen Notfall erklären, um alle Probleme in Italien erstmal kurzfristig mit Steuerzahlergeld zuzudecken?



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2 Kommentare

  1. Diese Beruhigungspille scheint nicht zu wirken, Unicredito nach kurzer Erholung wieder im Rueckwaertsgang. Die italienischen Medien berichten „verschaemt“ quasi auf der letzten Seite vor dieser so genannten vorbeugenden Massnahme (misura precauzionale).

  2. Liebe Redaktion,

    wisst ihr was über die Im März von der EZB angekündigten TLTRO II, eine neue Serie langfristiger Refinanzierungsgeschäfte für die Banken?

    Habe ich da irgendwas verpasst? Laufen die schon oder wurden die verworfen?
    Ihr hattet seinerzeit anlässlich der EZB-Sitzung drüber berichtet. In einem Nebensatz auch davon, dass das den Banken etwas helfen könne, ihre unbefriedigende Ertrragslage zu verbessern.

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