Anleihen

Italiens Kreditaufnahme wird teurer – Ende des Trends?

Seit Monaten kannten die Märkte nur eine Richtung: die Renditen (=Risikoprämien) für Staatsanleihen Italiens, Spaniens, Portugals etc. fielen von einem Allzeittief zum nächsten. Was soll schon passieren, so die Logik, wenn die EZB als Garant hinter den Staatsanleihen der Euro-Peripherie steht? Aber möglicherweise markiert der heutige Tag einen Wendepunkt.

Bei der Emission von Staatsanleihen durch Italien nämlich stiegen erstmals seit Mai diesen Jahres wieder die Risikoprämien. So musste Italien für eine Staatsanleihe mit zweijähriger Laufzeit immerhin 0,692% an Rendite bieten – bei der letzten Auktion waren es mit 0,385% noch deutlich weniger. Auch längerlaufende Anleihen mit Laufzeit 10 Jahre und 12 Jahre, die das Land heute emittierte, brachten den Investoren einen höhere Rendite als zuletzt.

Möglich ist, dass die gestiegenen Risikoprämien für Italien lediglich eine Reaktion auf den EZB-Stresstest sind, bei dem neuen Banken des Landes durchgefallen waren. Möglich ist aber ebenso, dass die Märkte wieder beginnen, ökonomische Realitäten einzupreisen, die in den letzten Monaten kaum mehr eine Rolle gespielt hatten. So hatte sich etwa der sogenannte spread, also die Renditedifferenz zwischen der 10-jährigen Anleihe Italiens und der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe, die als Benchmark für ganz Europa fungiert, in den letzten Monaten immer mehr eingeengt.

Das Ausblenden ökonomischer Realität funktioniert jedoch nur so lange, wie der Glaube an die Allmacht der EZB intakt ist. Die europäische Notenbank aber steht zunehmend unter Druck, weil ihre Massnahmen bisher nicht gerade von Erfolg gekrönt waren. Wenn sich der Trend bei den Risikoprämien für Anleihen der Euro-Peripherie nun umkehren sollte, wäre das nicht weniger als ein Misstrauensbeweis der Finanzmärkte gegen die vermeintliche Omipotenz der EZB.



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