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IWF: Niedrigzinsen der neue Normalzustand, Negativzins-Politik ist erfolgreich

Der Internationale Währungsfonds (IWF) äußert sich aktuell grundsätzlich zur Negativzins-Politik der Notenbanken in Japan, Dänemark, Schweden, Schweiz und der Eurozone...

FMW-Redaktion

Der Internationale Währungsfonds (IWF) äußert sich aktuell grundsätzlich zur Negativzins-Politik der Notenbanken in Japan, Dänemark, Schweden, Schweiz und der Eurozone. In einer regelrecht epischen Beschreibung geht man auch Vergleiche mit den alten Ägyptern ein, was wir jetzt aber nicht vertiefen wollen. In der (heutigen) Geldpolitik der Notenbanken sei die 0 bisher als das untere Ende für Zinsen angesehen worden.

Diese Sichtweise habe sich seit der Finanzkrise 2008 geändert. Mehrere Notenbanken gingen auf 0 und fingen an mit Negativzinsen zu experimentieren (EZB aktuell bei -0,40% für Bankeinlagen). Die meisten Notenbanken hätten dies getan um sehr geringen Inflationsraten zu begegnen, andere hätten Befürchtungen über eine zu starke eigene Währung gehabt.

In einer ausführlichen Analyse habe man sich mit den Fragen befasst, ob es negative Aspekte der Negativzinsen gegeben habe, ob sie die Nachfrage angekurbelt haben, ob sie die Finanzstabilität untergraben würden, und ob Zinsen unter 0% andere Effekte hätten als Zinsen über 0%. Man habe Antworten gefunden.

Zinsen werden laut IWF in Zukunft wohl generell tiefer liegen – dies sei der neue Normalzustand („rates expected to be generally lower in the new normal“). Wenn es in Zukunft wieder mal notwendig sei die Geldpolitik zu lockern, sei in Zukunft die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es wieder auf 0% runtergehe. Im Großen und Ganzen hätten die Negativzinsen funktioniert, so die wichtigste Aussage des IWF. Die Geldmarktkonditionen und Anleiherenditen seien gefallen, die Inflation sei angesprungen, Währungen hätten abgewertet, und die Einlagenzinssätze der Geschäftsbanken seien weitestgehend im Plus geblieben! Zitat IWF:

Overall, the policy seems to have worked well: money market rates and bond yields fell in every country we looked at. Currencies also weakened somewhat, at least temporarily. Deposit rates mostly remained positive, except those of large companies. Lending rates declined somewhat, though less than policy rates. Banks benefited from lower wholesale funding costs, and some raised fees. Bank profits have generally been resilient. Lending has held up.

Auch zum Risiko äußert sich der IWF, dass Banken extrem unter den Negativzinsen leiden könnten. Denn die wichtige Zinsmarge schmilzt bei Negativzinsen dahin. Aber wie der IWF anmerkt, habe man in den betreffenden Ländern in den letzten Jahren beobachtet, dass die Auswirkungen auf Banken doch begrenzt gewesen seien. Sie hätten die Möglichkeit entgangenen Gewinnen aus der Zinsmarge entgegenzuwirken durch Einsparungen, Gebührenerhöhungen usw.

Und auf die Volkswirtschaften hätten die Mechanismen von Negativzinsen die selben Auswirkungen gehabt wie positive Zinsen, so der IWF. Also kann man schlussfolgern, dass negative Zinsen eben nur eine Art Fortsetzung einer expansiven Geldpolitik sind. Die Null-Grenze spielt also keine Rolle? Und was ist die Schlussfolgerung des IWF? Obwohl die Negativzinsen ihre Wirkung ohne nennenswerte Probleme entfaltet hätten, gäbe es Grenzen.

Würden Negativzinsen noch stärker ausgeweitet, würde man die Effektivität und Stabilität des Finanzsystems gefährden. Außerdem habe der Geldanleger (Sparer) ja immer die Möglichkeit seine Buchguthaben auf den Bankkonten in Bargeld umzuwandeln und sich so den Negativzinsen zu entziehen. Diese Möglichkeit der Einleger begrenze die Möglichkeiten weiterer Zinssenkungen in noch negativere Bereiche, so der IWF! Weitere Unterstützung durch Fiskalpolitik und Strukturreformen sei stets notwendig um wirtschaftliche Erholungen zu unterstützen.

Was haben wir da eben gelesen? Die Erweiterung der Negativzinsen sei begrenzt, weil die Sparer ja jederzeit ihr Geld in bar abheben und sich somit den Negativzinsen entziehen können? Ja, das ist richtig! Diese Worte des IWF lesen sich ja fast schon wie eine staatliche Argumentationsgrundlage zwecks Bargeldabschaffung! Aber nein, bei dem Wunsch nach Bargeldabschaffung geht es ja natürlich stets nur um die Bekämpfung von Verbrechen!


Hauptsitz des IWF in Washington DC. Foto: IWF / Gemeinfrei



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3 Kommentare

  1. Den „neuen“ Normalzustand bestimmt der IWF?
    Dieser „Verein“ ist eine absolute Lachnummer!
    Leider zu Einflussreich…

  2. Niedrigzinsen, das kann und darf niemals nie der Normalzustand sein, die haben den Karren in Keller gefahren, jetzt aber bitte schön, nach 10 Jahren bitte wieder heraus aus dem Keller. Niedrigzinsen, negative Einlägezinssätze haben doch nix mit dem „normalen“ Markt zu tun ?!?
    Wer glaubt das denn ?

    „Auch zum Risiko äußert sich der IWF, dass Banken extrem unter den Negativzinsen leiden könnten. Denn die wichtige Zinsmarge schmilzt bei Negativzinsen dahin. Aber wie der IWF anmerkt, habe man in den betreffenden Ländern in den letzten Jahren beobachtet, dass die Auswirkungen auf Banken doch begrenzt gewesen seien. Sie hätten die Möglichkeit entgangenen Gewinnen aus der Zinsmarge entgegenzuwirken durch Einsparungen, Gebührenerhöhungen usw.“

    Na, dann fragen wir mal die Banken und Versicherungen, wie toll die das finden, mit dem negativen Einlagezinssatz ?

    Was ist das denn für Chaotenladen, super Analyse IWF ! Aber Griechenland wollt Ihr kein Geld geben ? IWF-Logik…

  3. Der Normalzustand wird das sein, wo der Markt in den kommenden Jahren sein Mittel findet. Und wenn wir aufgrund höherer Liquidität im Markt (Asien, Naher Osten, Zentralbanken) längerfristig eine niedrigere Verzinsung sehen, wird das der neue Normalzustand sein, bis sich diese Parameter wieder ändern. Das entscheidet nicht der IMF, er erklärt nur die Realität!

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