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Inflation: Der IWF kreiert 650 Milliarden US-Dollar aus dem Nichts

Die IWF-Zentrale in Washington DC

Das Privileg, die Kosten der Corona-Krise mit Hilfe der Notenpresse zu tragen, ohne dass die eigene Währung dadurch kollabiert, haben nur wenige Staaten der Welt. Hochverschuldeten Schwellen- und Entwicklungsländern mit geringen Devisenreserven droht hohe Inflation und im schlimmsten Fall der Staatsbankrott. Stellvertretend für die Notenbanken der armen Länder beschafft nun der IWF dringend benötigte Liquidität in historisch einmaliger Dimension.

Warum sorgt der IWF für zusätzliche Inflation bei der Geldmenge?

Wenn der Gouverneursrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) in seinem Elfenbeinturm an der Pennsylvania Avenue NW in Washington, DC feststellt, dass ein weltweiter Bedarf an zusätzlicher Liquidität besteht, werden den Mitgliedsstaaten des IWF neue Sonderziehungsrechte (SZR) zugeteilt. Sonderziehungsrechte (Währungscode XDR) sind eine Verrechnungseinheit, bestehend aus jeweils 0,58252 US-Dollar, 0,38671 Euro, 0,085946 Pfund Sterling, 11,900 Yen und 1,0174 Yuan. Der aktuelle Wert eines SZR beträgt 1,204 Euro bzw. 1,429 US-Dollar.

In Anbetracht der globalen Geldmengenexplosion und zunehmender Inflation bei den Preisen erscheint die zusätzliche Aufstockung der globalen Geldmenge durch die Initiative des IWF zunächst unplausibel. Der Fonds argumentiert, dass die Verteilung der US-Dollar, Yen, Yuan, Pfund und Euro im Zuge der enormen Corona-Hilfs- und Rettungsprogramme global sehr asymmetrisch zugunsten der Industriestaaten erfolgte.

Von der Flut an Helikoptergeld profitierten die Einwohner ärmerer Staaten kaum. Ob Nigeria, Indien oder die Türkei, Devisenreserven sind hier Mangelware. Finanzielle Hilfen für die heimische Wirtschaft und die Bürger gibt es kaum. Ein Anwerfen der Notenpresse in dem Ausmaß wie in den Industriestaaten ist für diese Länder keine Option. Dies würde bei den ohnehin schwachen Währungen den Absturz des Außenwertes beschleunigen und die Einfuhrpreise enorm verteuern. Die Inflation würde außer Kontrolle geraten. Daher springt nun der IWF als Devisenbeschaffer ein.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, die georgische Ökonomin Kristalina Georgieva, bezeichnete kürzlich die Corona-Krise aufgrund der Höhe des ökonomischen Schadens als die größte Herausforderung in der Geschichte des IWF. Laut den Vereinten Nationen gehen durch die Krise ca. 126 Millionen Vollzeitjobs verloren. Der wirtschaftliche Schaden ist noch nicht absehbar. Die Wochenzeitung „The Economist“ veranschlagt allein den durch die Pandemiemaßnahmen entgangenen Output an Gütern und Dienstleistungen auf 10,3 Billionen US-Dollar. Die Schätzung erfolgte zu Beginn dieses Jahres während der dritten und lange vor dem Anrollen der vierten Corona-Welle.

Die wirtschaftlichen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen sind so gigantisch, dass sie einen globalen Dominoeffekt auszulösen drohen, bei dem ärmere Staaten zunächst reihenweise mit schlechteren Kreditratings und anschließend im schlimmsten Fall mit dem Staatsbankrott konfrontiert sind. Ein solcher Dominoeffekt wäre auch für die fragilen, weil überschuldeten Industriestaaten gefährlich. Daher greift der IWF in historisch nie da gewesener Dimension ein und versorgt ärmere Staaten mit dringend benötigten Devisenreserven in Form von US-Dollar, Euro, Pfund, Yen und Yuan durch die Schaffung neuer SZR im Volumen von ca. 650 Mrd. US-Dollar.

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Die Devisen werden dringend für Importe, z. B. von Medikamenten und Lebensmitteln sowie für die Aufrechterhaltung des Schuldendienstes und staatlicher Strukturen benötigt. Von der am 2. August vom Gouverneursrat des IWF genehmigten SZR-Aufstockung werden 274 Milliarden US-Dollar Schwellen- und Entwicklungsländern direkt zugeteilt. Länder mit sehr niedrigen Pro-Kopf-Einkommen werden ca. 21 Milliarden US-Dollar erhalten, in einigen Fällen mehr als 6 Prozent des jeweiligen BIP. Zusätzlich sollen Industriestaaten einen großen Teil ihrer neu zugeteilten SZR an ärmere Länder weiterreichen.

Verdreifachung der SZR auf einen Schlag

Im Vergleich zu früheren Gedlschöpfungsakten, die vom IWF initiiert wurden, legt die jetzige Aufstockung der SZR neue Maßstäbe.
Sonderziehungsrechte wurden erstmals 1969 geschaffen, um einen Mangel an den damals dominierenden Reservewährungen Gold und US-Dollar auszugleichen. Insgesamt hat der Fonds bis dato 204,2 Mrd. SZR im Gegenwert von aktuell 291,7 Mrd. US-Dollar erschaffen und seinen Mitgliedern zugeteilt. Davon allein 182,6 Mrd. SZR (akt. Gegenwert: 260,9 Mrd. US-Dollar) im Jahr 2009 zur Abfederung der ökonomischen Folgen der Weltfinanz- und Eurokrise. Die jetzt vom IWF-Gouverneursrat beschlossene Aufstockung umfasst 456 Milliarden Sonderziehungsrechte im Gegenwert von 651,4 Milliarden US-Dollar. Damit wird die Anzahl der vom IWF in seiner 75-jährigen Geschichte insgesamt zugeteilten SZR auf einen Schlag verdreifacht.

Wie erschafft der IWF das neue Geld?

Der IWF selbst verfügt über keine digitale Notenpresse. Die eigentliche Geldschöpfung findet bei den Zentral- und Notenbanken statt, die die Korbwährungen der SZR, also US-Dollar, Euro, Yen, Yuan und Pfund herausgeben. Der IWF hat dazu mit diesen Zentral- und Notenbanken Abkommen getroffen. EZB, Fed und Co. schöpfen das Geld zusätzlich zu ihren eigenen Gelddruck- und Wertpapierkaufprogrammen aus dem Nichts und leihen es dem IWF. Dieser bildet daraus Sonderziehungsrechte und teilt sie den Mitgliedsstaaten entsprechend ihrer Anteile am Grundkapital des Fonds zu.

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3 Kommentare

  1. Hätte die EZB dieses Programm auferlegt, dann wären nur Windräder in der afrikanischen Wüste gefördert worden. Fürs gute Klimagewissen ;-)

    Hoffentlich stecken die mich jetzt nicht in ein Gulag :-)

  2. Erst schiesst man die Staaten mit den überzogenen Massnahmen schrottreif und dann kauft man sich ein.
    Das langbewährte und lukrative Spiel geht in die nächste Runde.

    1. Alfred Herrhausen hat versucht, dieses langbewährte und lukrative Spiel zu beenden. Der Rest ist Geschichte.

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